"Konversion nicht abgeschlossen"

BITBURG. (mr) 500 Hektar Fläche, unzählige Gebäude, renoviert und unrenoviert, Straßen, Kreisel, Gewerbe, Industrie und eine Landebahn. Das ist der Flugplatz Bitburg, ein komplexes Areal, das weiter an Struktur gewinnen soll. Eine Rundfahrt über das Gelände gibt ein wenig Aufschluss über die Dimension.

"Was hier an Struktur liegt, kann ich nicht einfach ignorieren." Helmut Berscheid, Geschäftsführer der Flugplatz Bitburg GmbH, bringt auf den Punkt, was ihn schon seit Jahren antreibt. Von der Rückbank des so genannten Follow-me-Wagens lässt er den Blick schweifen über das Gelände, das die amerikanische Luftwaffe 1993 aufgab, und über dessen Nutzung seitdem immer wieder mehr oder weniger trefflich debattiert wird. Wir starten am Tower, der auf sein Kerngeschäft - die große fliegerische Nutzung - scheinbar immer noch geduldig wartet. Vorbei am Unternehmen, das Fallschirme produziert und der Firma, die Ultraleichtflugzeuge fertigt ("Drachen mit Motor", wie sich Follow-me-Wagen-Lenker Michael Billen ausdrückt), passieren wir eine Halle mit privaten Kleinflugzeugen, bevor wir uns dem Bau- und Recycling-Park nähern. Dort ist nicht nur die RWE-Tochter Remondis beheimatet, sondern unter anderem auch die gewaltige Bitumenanlage der Firma Köppen. "Am Zaun hört die Flugplatz Bitburg GmbH auf, dahinter ist der Zweckverband", erklärt GmbH-Aufsichtsratsvorsitzender Michael Billen die formellen Zuständigkeiten kurz und knapp, während wir uns allmählich Richtung Landebahn bewegen. Heute ist es dort ruhig, so dass Helmut Berscheid kein Problem hat, per Funk die Genehmigung zum Befahren der 2500 Meter-Piste zu erhalten. "Da hinten liegt Hüttingen", erklärt Michael Billen, der bereits kurze Zeit später in Richtung Röhl und Scharfbillig zeigt; dorthin, wo sich der ländliche Lärm-Widerstand formiert hat. "Die Rollbahn ist in einem tadellosen Zustand", macht indes Helmut Berscheid klar, der mit Blick auf die heiß ersehnte Instrumentenfluggenehmigung davon spricht, dass lediglich die so genannten Überrollflächen im Falle eines Falles zu sanieren wären. Die Fläche, die für eine große fliegerische Nutzung in Frage käme, beträgt rund 190 Hektar, wie Geschäftsführer Berscheid bemerkt und dabei erneut einen Blick in die Zukunft wagt: "Es gibt aber noch 50 Hektar, die man anbinden könnte, vor allem für flugaffines Gewerbe." Platz für Handel und Industrie

Dass der Flugplatz Bitburg nicht nur dem Fliegen dienen soll, macht eine Runde durch den "B-Bereich" deutlich. Dort werden laut Helmut Berscheid in den nächsten zweieinhalb Jahren alle 30 noch vorhandenen Shelter dem Abrissbagger zum Fraß vorgeworfen, der "städtebaulichen Ordnung" wegen. Allein die Beseitigung dieser Gebäude, die bis 1993 amerikanischen F 15 eine Heimat gaben, soll rund 1,5 Millionen Euro kosten und - der Antrag liegt bereits in Mainz vor - zu 80 Prozent vom Land bezuschusst werden. Berscheid: "Diese Shelter hier stören, eine vernünftige Entwicklung ist mit ihnen nicht machbar." Es müsse also "aufgeräumt" werden, damit sich weitere Gewerbe- und Industriebetriebe dort etablieren könnten. "Die Konversion ist also noch längst nicht abgeschlossen", ruft Helmut Berscheid dem Brummen des Motors entgegen und weist den Weg auf die Zehn-Hektar-Fläche, auf der die Amerikaner seinerzeit Treibstoff lagerten. Nach inzwischen erfolgter Sanierung soll auch dieses Areal möglichst bald erschlossen und der Industrie zur Verfügung gestellt werden. Auch zur Realisierung dieses Projekts liegt der Antrag bereits in der Landeshauptstadt vor, Baubeginn soll im März 2007 sein. Was wäre eine Follow-me-Tour über den Bitburger Flugplatz, ohne an den Arbeitsstätten von Handwerkern, Gewerbetreibenden und Dienstleistern vorbeizufahren? Von Metallverarbeitung über Büroanlagen bis hin zu Holzbau, Eifel-Stern und Pussy-Cat-Bar reicht die Auswahl an zwischenzeitlich 160 Firmen, die rund 1200 Menschen beschäftigen. Als wir zum Flugplatz-Tower zurückkehren, sind unglaubliche 25 Kilometer zurückgelegt. Wie oft Helmut Berscheid diese Strecke bereits gefahren ist, lässt sich kaum beziffern; und wie oft er es noch tun wird, ebenso wenig prognostizieren. . .

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