Ohne Blaulicht und Signalton über die Grenze

Bitburg/Irrel · Die grenznahen Feuerwehren im Eifelkreis Bitburg-Prüm arbeiten eng mit den Wehren in den luxemburgischen Nachbarorten zusammen. Doch es gibt noch Gesetzeslücken. In der Verbandsgemeinde Irrel will man die Stolpersteine aus dem Weg räumen.

 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Robert Kohns von der Feuerwehr Metzdorf zeigt Helme der luxemburgischen und der deutschen Feuerwehr.Foto: TV-archiv/Friedemann Vetter

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Robert Kohns von der Feuerwehr Metzdorf zeigt Helme der luxemburgischen und der deutschen Feuerwehr.Foto: TV-archiv/Friedemann Vetter

Bitburg/Irrel. Wenn in Berdorf, im Herzen der Kleinen Luxemburger Schweiz, ein Wanderer beim Klettern in der Felsspalte steckenbleibt und gerettet werden muss, dann sind die Bollendorfer Feuerwehrleute schnell am Einsatzort. Denn nur der Grenzfluss, die Sauer, liegt zwischen Ausrück- und Einsatzort. Die zuständigen Kollegen aus Luxemburg müssten aus zehn Kilometer Entfernung anrücken. "Wir sind viel schneller vor Ort", sagt Richard Wirtz, Wehrleiter der Verbandsgemeinde (VG) Irrel. Und wenn in vielen Sonntagsreden gerne vom vereinten Europa und dem europäischen Gedanken geredet wird, ist das bei den Feuerwehren im Grenzgebiet längst gelebte Realität. Rund 15-mal rückten die Feuerwehren der VG Irrel ins Grenzgebiet aus, sagt Wirtz.
"Die Zusammenarbeit klappt sehr gut", sagt Jürgen Larisch, Kreisfeuerwehrinspekteur des Eifelkreises Bitburg-Prüm. "Wenn ein Bürger Hilfe braucht, dann ist es egal, woher die kommt. Da darf so ein kleiner Grenzfluss kein Hindernis sein." Und die grenzüberschreitende Kooperation gilt nicht nur für den Notfall. "Im Bereich der Jugendfeuerwehren veranstalten wir zum Beispiel jährlich ein gemeinsames Zeltlager in Speicher", sagt Larisch. Und auch sonst gilt: "Man kennt sich. Da wird auch schon mal ein Bier zusammen getrunken."
Im Notfall gibt es kein Kompetenzgerangel. Befehlsgeber ist derjenige, in dessen Bereich der Einsatz anfällt.
In der Verbandsgemeinde Irrel wurden die Kooperationen zwischen Wallendorf und Reisdorf (Luxemburg) sowie Bollendorf und Berdorf (Luxemburg) bereits vertraglich besiegelt. Außerdem habe man zusammen mit dem Kanton Echternach eine Sandsackfüllmaschine gekauft, sagt Wirtz. Im Industriegebiet in Echternach gab es auch schon gemeinsame Übungen. Außerdem dürfen die Wehrleute der VG Irrel die Atemschutzwerkstatt der Echternacher nutzen, um die Geräte dort zu warten und zu prüfen. "Die gute Zusammenarbeit wird auch getragen vom menschlichen Miteinander", sagt Wirtz.
Doch was in der Praxis bestens funktioniert, wo vieles auf dem kleinen Dienstweg bereits unkompliziert und schnell geregelt wird, ist gesetzlich nicht immer abgesichert. Bei vielen ihrer Einsätze agieren die Wehrleute in einer Grauzone. So dürfen sie bei ihren Fahrten im Ausland nicht mit Martinshorn oder Blaulicht ausrücken. Außerdem muss der Fahrer im Besitz einer entsprechenden Fahrerlaubnis sein. Der in Rheinland-Pfalz sogenannte Feuerwehrführerschein wird in Luxemburg nicht anerkannt. Doch auch das soll geregelt werden. "Entsprechende Anfragen an die Landes- und Bundesministerien laufen bereits. Mit Österreich und Tschechien wurden bei der Anerkennung der Führerscheine schon Regelungen getroffen", weiß Wirtz.Extra

Grenzüberschreitendes Abkommen in Vorbereitung: In der Verbandsgemeinde Irrel kooperieren die Feuerwehren auf Basis des "Karlsruher Abkommens" mit den luxemburgischen Gemeinden Berdorf und Reisdorf. Darin ist die gegenseitige Hilfe beim Bekämpfen von Bränden und bei Unfällen geregelt. Ähnlich läuft die Kooperation der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Trier-Land mit deren luxemburgischen Nachbarorten. In der VG Irrel möchte man jetzt noch eine Stufe weiter gehen und per Vertrag zum Beispiel die Blaulichteinsätze auf beiden Seiten der Grenze regeln. Auch der deutsche Digitalfunk und das luxemburgische Analognetz passen nicht zusammen. "Wir haben noch einige Fallstricke und Stolpersteine, die wir aus dem Weg räumen wollen", sagt Moritz Petry, Bürgermeister der VG Irrel. Im Januar nächsten Jahres ist ein Treffen mit den Wehrführern und der Kantonsleitung geplant. Bis dahin wird gesammelt, was gesetzlich geregelt werden sollte. sn

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