St. Gotthard und die Eifelstrecke

Dass der erfolgreiche Durchstich des Gotthard-Basistunnels auch Konsequenzen für die Eifel haben könnte, erschließt sich dem unbefangenen Betrachter nicht unbedingt auf den ersten Blick. Doch die rheinland-pfälzische CDU-Landtagsfraktion sieht sehr wohl solche Kausalitäten.

 Abfahrt nach Köln über Jünkerath und Euskirchen: Wenn es nach der rheinland-pfälzischen CDU geht, soll der Güterverkehr auf der Eifelstrecke ausgeweitet werden. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Abfahrt nach Köln über Jünkerath und Euskirchen: Wenn es nach der rheinland-pfälzischen CDU geht, soll der Güterverkehr auf der Eifelstrecke ausgeweitet werden. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Eifelland. Durch die neue Eisenbahn-Verbindung werde auch die Rheinstrecke an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen. Deshalb müssten Alternativen gesucht werden. Unter anderem könne nach Ansicht der rheinland-pfälzischen CDU die schnelle Ertüchtigung der Eifelstrecke Köln-Trier den Engpass beseitigen, so dass der in sieben Jahren prognostizierte Anstieg des Güterverkehrs aufgefangen werde.

Durch den Gotthard sollen in sieben Jahren Güterzüge von der Nordsee bis Genua durchrauschen können. Die rheinland-pfälzische SPD-Landesregierung hatte daher gefordert, der Bund müsse eine Alternativroute planen.

"Bis eine völlig neue Trasse links- oder rechtsrheinisch in Betrieb genommen werden kann, ist auf der Rheinstrecke längst der Kapazitäts-GAU eingetreten. Dann drohen unhaltbare Zustände", warnt jedoch Mitglied des Landtages (MdL) Josef Dötsch. Gemeinsam mit dem CDU-Bezirksverband Koblenz-Montabaur fordert er schon seit Jahren Maßnahmen, um den aus seiner Sicht immer unerträglicher werdenden Bahnlärm auf der Rheinstrecke in den Griff zu bekommen. In Gesprächen mit der Bahn in Berlin hatten er und MdL Adi Weiland sich dafür ausgesprochen, die Eifelstrecke von Köln über Bitburg bis nach Trier auszubauen. Dötsch: "Erforderlich wäre eine Elektrifizierung der Strecke." An Tunneln, an denen es für die Güterwaggons eng werden könnte, müsste der Betrieb eingleisig erfolgen. Generell sollte die Strecke jedoch zweigleisig geführt werden und an einigen Stellen müssten extreme Steigungen geebnet werden. Dötsch: "Das könnte wesentlich schneller als der Neubau realisiert werden."

Was sich aus rheinland-pfälzischer Sicht als logisch darstellt, wird allerdings bei den Parteifreunden im Kreis Euskirchen ganz anders gesehen. MdL Rolf Seel sagt gerade heraus: "Das ist Blödsinn!" Die Eifelstrecke nach Trier um 100 Prozent zu verbreitern bedeute einen Aufwand, der nicht zu realisieren sei. "Die Logik verstehe ich nicht ganz. Wo will man denn die Gelder hernehmen?" fragt Seel. Schließlich seien derzeit noch nicht einmal kleinere Maßnahmen an Haltepunkten finanzierbar.

Dötsch hatte argumentiert, der Güterverkehr könne über Bitburg, Trier, Saarbrücken und Lothringen nach Straßburg geführt werden. Von dort aus könnten die Güterzüge dann entweder wieder über das Oberrheintal in die Schweiz oder durch das Rhonetal nach Lyon rollen. MdL Rolf Seel fordert, dass man die Verkehrsstränge auf europäischer Ebene angeht: "Wenn die Güter vom Norden nach Basel sollen, müssen sie ja nicht unbedingt über den verkehrsbelasteten Kölner Hauptbahnhof." Er habe grundsätzlich nichts gegen einen Ausbau, aber der müsse der Region auch etwas bringen. MdL Klaus Voussem sieht es ähnlich: "Das ist zwar eine interessante Idee, aber nicht Stand der Diskussion in NRW." Er sei ein wenig erstaunt über den rheinland-pfälzischen Vorstoß. Voussem, Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Bauen und Verkehr, erklärt, man beschäftige sich derzeit eher mit der Weiterführung der Betuwe-Linie, wo es um den Güterverkehr quer durch Europa, von Rotterdam bis nach Genua - auch entlang der Rheinstrecke - geht. "Auch da müssen Investitionen in Milliardenhöhe getätigt werden, auch da sind zusätzliche Gleise zu bauen", sagt Voussem. Auch wenn der Lärmschutz ausgebaut werde, würden solche Maßnahmen bei den Kollegen des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn nicht auf ungeteilte Freude stoßen. "Im Interesse des Kreises Euskirchen hätte ich auch Alarm geschlagen, wenn ich von einer solchen Intensivierung des Güterverkehrs auf der Eifelstrecke erfahren hätte", sagt Voussem. Denn das ginge dann wohl auch zulasten des noch ausbaufähigen Personennahverkehrs. Die Deutsche Bahn erklärte der Kölnischen Rundschau, sie werde in den nächsten Tagen zu den Vorschlägen Stellung nehmen.

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