Tierisches Kulturgut in guten Händen

Rund 50 Besucher haben sich zusammen mit Staatssekretär Siegfried Englert über die Zuchtarbeit auf dem Arche-Hof in Weinsheim-Hermespand informiert. Betriebsleiter Horst Backmann will sich dort weiterhin für den Erhalt alter Nutztierrassen einsetzen.

Weinsheim-Hermespand. Rund 70 Betriebe bundesweit gehören zum Arche-Hof-Projekt der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH, siehe Extra). Einer davon wurde im Rahmen der Grünen Woche Rheinland-Pfalz vorgestellt: Der malerisch gelegene Hof Hubertusblick in Hermespand hat sich vor allem der Glanrind-Zucht verschrieben.

"Glanrinder gelten als besonders wertvoll, weil sie als Milch-, Fleisch- und Zugtiere einsatzfähig sind", erklärte Siegfried Englert, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium. Durch den Trend zur Spezialisierung drohten ein Verlust genetischer Vielfalt und eine Verarmung an landwirtschaftlichen Kulturgütern.

Land erhöht Fördergeld pro Kuh



Genau da setzt die Arbeit des inzwischen 74-jährigen Horst Backmann an: "Wenn ich nicht ausgerechnet Glanrinder halten würde, hätte ich mit der Landwirtschaft schon längst aufgehört." Doch seine Mission sieht der Tierarzt noch lange nicht erfüllt. Gerne stelle er seinen Hof zur Verfügung, um das Anliegen der GEH bekannter zu machen. Backmann dankte der Landesregierung für die auf 200 Euro pro Kuh und Jahr erhöhte Förderung: "Das ist ein gewaltiger Beitrag für einen Betrieb."

Beim Rundgang sahen die Gäste Groß- und Kleinvieh. So lebt auf dem Hof auch eine kleine Herde Fuchsschafe, die ursprünglich in deutschen Mittelgebirgen wie der Eifel verbreitet waren. Sattelschweine fallen durch ihre schwarz-weiße Färbung auf. Eier legen auf dem Hof Hubertusblick Vorwerkhühner, Lakenfelder und Westfälische Totleger.

Möglichen Nachahmern gab Backmann einen Tipp: "Für einen Züchter ist es sehr wichtig, ein Beziehungsgefüge zwischen Halter und Tier entstehen zu lassen." So schilderte Backmann anschaulich die vorherrschende Charaktereigenschaft einer bestimmten Kuh: "Sie beobachtet alles ganz genau und reagiert sehr vorsichtig." EXTRA Vielfalt bewahren: Dieses Ziel hat sich die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) gesetzt. Dem 1981 gegründeten gemeinnützigen Verein gehören inzwischen mehr als 2200 Mitglieder an. Die GEH erfasst Restbestände, arbeitet spezielle Zuchtprogramme aus und berät Halter. Bedrohte Rassen sollen in eine lebendige bäuerliche Landwirtschaft und in landschaftspflegerische Projekte eingebunden werden. Eine breite Öffentlichkeitsarbeit wird durch Forschungsprojekte sowie Zusammenarbeit mit Partnern ergänzt. Das bringt Erfolge: Seit Gründung der GEH ist in Deutschland keine alte Haustierrasse mehr ausgestorben. Doch zur Entwarnung gibt es keinen Grund: Auf der "Roten Liste" stehen derzeit mehr als 90 gefährdete Rassen. Weitere Informationen und Kontakt: Telefon 05542/1864, Internet www.g-e-h.de (cus)

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