Was einer nicht schafft, schaffen viele

Bitburg · Die Volksbank Bitburg hat in ihrem Jubiläumsjahr eine Stiftung initiiert, die von den Mitgliedern der Bank getragen wird. 309 Mitglieder sind schon dabei und bereit, ihre Dividende von 16,80 Euro zu spenden. Würden alle 20 500 Mitglieder mitmachen, kämen Jahr für Jahr rund 340 000 Euro zusammen.

 Margit Lehnen (rechts) unterschreibt als eine der Ersten ihren Beitritt in die Stiftung der Volksbank. Die Bankmitarbeiter Christine Schmitt und Norbert Leinen haben sie zuvor beraten. TV-Foto: Frank Auffenberg

Margit Lehnen (rechts) unterschreibt als eine der Ersten ihren Beitritt in die Stiftung der Volksbank. Die Bankmitarbeiter Christine Schmitt und Norbert Leinen haben sie zuvor beraten. TV-Foto: Frank Auffenberg

Bitburg. Die Idee ist einfach, wenn man sie erst mal hat. "Das ist neu in Deutschland, dass Mitglieder einer Bank Stifter werden, indem sie ihre Dividende spenden", sagt Peter Bersch, Vorstand der Volksbank (Voba) Bitburg. Den Gedanken, im Jubiläumsjahr eine Stiftung zu gründen, hätte es in der Bank, die 1863 als "Creditverein für Handwerker und Ackerwirthe" gegründet wurde und im Oktober ihr 150-jähriges Bestehen feiert, schon länger gegeben. So weit, so klar.
Für Vereine, Kultur und Soziales


Doch die Frage, wie diese Stiftung im Detail aussehen soll, hat eine zwölfköpfige Projektgruppe ein gutes halbes Jahr beschäftigt. "Kern der Überlegung war, dass unsere Genossenschaftsbank ja den Mitgliedern gehört. Also wollten wir auch eine Stiftung, die den Mitgliedern gehört und die auch von den Mitgliedern mit Leben gefüllt wird", sagt Bersch. Nun wurde die Stiftung mit dem Namen lebendige Genossenschaft erstmals bei der Vertreterversammlung vorgestellt.
Das Konzept: Die Volksbank stattet die Stiftung mit einem Gründungskapital von 25 000 Euro aus. Jedes Mitglied, das seine Dividende - dieses Jahr 5,6 Prozent - auf seinen Geschäftsanteil von 300 Euro in die Stiftung gibt, erhöht damit im ersten Jahr das Stiftungskapital. Ab dem zweiten Jahr fließt die Dividende der Mitglieder wie auch die Erlöse des Stiftungskapitals in gemeinnützige Projekte - ob Vereinsarbeit, bedürftige Familien, soziale oder kulturelle Projekte, vieles ist möglich. Bersch: "Alles, was gemeinnützig ist. Wir haben das bewusst offengehalten, weil es auch zur Idee gehört, dass die Mitglieder in Regionalausschüssen selbst Jahr für Jahr entscheiden, wo das Geld am besten aufgehoben ist."
Heißt: Die gespendeten Dividenden von Mitgliedern aus Bitburg und Umgebung werden im Bitburger Raum verwendet. Mitglieder aus dem Dudeldorfer Raum wiederum können sich Projekte bei ihnen vor Ort aussuchen, die mit dem Geld unterstützt werden sollen. Um das zu koordinieren, sollen Regionalausschüsse gegründet werden, in denen sich interessierte Mitglieder zusammenschließen und von Jahr zu Jahr über die Verwendung der Spenden entscheiden. "Wir schaffen als Projektbegleiter den Rahmen. Die Stiftung, das sind unsere Mitglieder. Selbstverwaltung gehört ebenso zu den genossenschaftlichen Prinzipien wie Hilfe zur Selbsthilfe", sagt Bersch und erklärt: "16,80 Euro in einem Jahr machen einen weder arm noch reich. Wenn viele Mitglieder mitmachen, kommt aber ein stolzer Betrag zusammen, mit dem man was auf die Beine stellen kann, was einer alleine nicht geschafft hätte."
Premiere im Bundesverband


Von der Idee ist auch der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) begeistert. "Das ist eine Premiere und ein schönes Beispiel dafür, wie Genossenschaften ihr bürgerschaftliches Engagement mit Leben erfüllen", sagt Steffen Steudel vom BVR.
20 500 Mitglieder zählt die Bitburger Bank, deren Geschäftsgebiet etwa dem Altkreis Bitburg entspricht - ohne den Irreler und Speicherer Raum. Etwa jeder dritte Einwohner ist Mitglied. Würden sie alle sich der Stiftung anschließen, käme allein über die Dividenden ein Betrag von 340 000 Euro zusammen - plus die Erträge des Stiftungskapitals und Erlöse aus Gewinnsparlosen.
Mit der ersten Resonanz auf die Stiftung ist Bersch "sehr zufrieden". 309 Mitglieder sind schon mit dabei - und damit gut 5000 Euro. Wie viele sich anschließen werden, wird sich zeigen. Bersch sagt: "Mein Wunsch ist natürlich, dass alle mitmachen."Extra

Michael Wagner (38) aus Echternach: "Ich bin dabei, um mich zu engagieren. Die Idee dieser Stiftung gefällt mir sehr gut." Ilona Feilen (32) aus Neidenbach: "Ich bin in einigen Vereinen aktiv und weiß es aus eigener Erfahrung zu schätzen, wie wichtig es ist, dass Geld fließt, wenn man für ein gemeinnütziges Projekt darauf angewiesen ist." Heinrich Reuter (73) aus Bitburg: "Ich bin der Meinung, dass die Mitglieder der Genossenschaftsbank viel Gutes machen können mit dem Geld, das die Bank ihren Mitgliedern als Dividende ausschüttet. Ich freue mich, wenn damit auch Vereine und Kultur unterstützt werden." Petra Rossler (47) aus Muxerath: "Mich hat die Idee zu dieser Stiftung einfach überzeugt. Da kann man doch nicht Nein sagen. Ich finde es gut, dass das Geld vor Ort bleibt." Manfred Schaefer (75) aus Bitburg: "Ich finde die Idee, etwas Soziales zu tun, sehr gut. Wenn es um die Unterstützung von ehrenamtlichem Engagement geht, darf man meiner Meinung nach keinen Versuch ungenutzt lassen, etwas zu bewegen." Christiane Olk (47) aus Bitburg: "Ich will mich dafür einsetzen, dass Gutes in unserer Region getan wird mit dem Geld der Stiftung. Mir gefällt der Gedanke der Genossenschaft, der dahinter steht, dass viele zusammen etwas bewegen können. So entsteht auch ein Gemeinschaftsgefühl." Stefan Bohl (47) aus Bitburg: "Das ist eine fantastische Sache, um das Wir-Gefühl in der Region zu fördern und etwas Gutes zu tun." schoExtra

Dem Stiftungsvorstand gehören an: Sascha Alsfasser (Ehlenz, Mitarbeiter der Voba), Margit Lehnen (Pickließem), Christiane Olk (Bitburg); dem Stiftungsrat gehören an: Albert Heck (Bollendorf), Günther Hegner (Bitburg, Mitarbeiter Voba), Karl Höffler (Neuerburg), Günter Jankowiak (Bitburg), Hermann Leinen (Bitburg), Norbert Leinen (Ehlenz, Mitarbeiter der Voba), Bruno Leisen (Oberweis), Birgit Lonien (Dudeldorf), Hedwig Molitor (Körperich), Theodor Reinhard (Kyllburg), Katja Schneider (Orenhofen) und Gerd Wanken (Bitburg).

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