Alte Kaserne: Projekt will an Geschichte des Areals in Bitburg erinnern - Historische Fotos gesucht

Bitburg · Die Alte Kaserne in Bitburg ist vor 80 Jahren errichtet worden. Bald soll aus ihr ein neues Stadtviertel werden, früher wurde das Gelände militärisch genutzt - von vier verschiedenen Nationen. Ein Blick auf Ort und Geschichte - und darauf, wie der Zweckverband Flugplatz beides würdigen will.

Ein kleiner Arbeitskreis mit einem großen Ziel: "die kleine Geschichte zeigen, und ihre Zusammenhänge zur großen", sagt Heimatforscher Stephan Garçon. Nämlich die Geschichte der Alten Kaserne, die eng verbunden ist mit der Entwicklung der Stadt Bitburg, und die aber auch ein Teil der Welthistorie ist.

Wenn die Alte Kaserne jetzt erschlossen und für die Zukunft ausgebaut wird, dann soll es dort auch einen Platz geben, der an das Gestern erinnert. Eine Mischung aus Dokumentation und Kunstprojekt in der Nähe des großen Parkplatzes gegenüber von Gebäude 2004 soll es werden, eine Art Außeninstallation - viereckig: Denn Projektionstafeln auf vier Seiten sollen mit Dokumenten und Fotos an die vier Nationen erinnern, die das Gelände einst militärisch nutzten.

Überlegt haben sich das die sechs Mitglieder des Arbeitskreises, die dafür Anfang des Jahres zusammengefunden haben. Sie sind jetzt auf der Suche nach Fotos, damit das Vorhaben gelingen kann. "Besonders aus der Zeit der Franzosen und der Amerikaner fehlt uns noch Material", sagt Stephan Garçon, der sich seit seiner Jugend mit der Militärgeschichte in der Region auseinandersetzt und, wie er erzählt, gleich dreifach mit der der Kaserne verbunden ist: Seine Mutter sei überhaupt nur nach Bitburg gekommen, weil ihr Bruder dort als Offizier stationiert gewesen sei, die Schwester seines Vaters habe einen luxemburger Soldaten geheiratet, und ein französischer Soldat wiederum sei der Vater des Kindes seiner Schwester.

"Jede Familie hat eine Geschichte zur Kaserne zu erzählen", ist Stephan Garçon überzeugt. Und darum gehe es auch: zu zeigen, dass das kein luftleerer Raum gewesen sei, sondern Menschen dort arbeiteten und lebten - und man auch jenen gedenken wolle.
Gerade dann, wenn die Geschichte weitergeht: "Die nächste Generation kommt", sagt Stephan Garçon, etwa auch mit Blick auf den geplanten Kindergarten. Das ganze Gelände stehe unter Denkmalschutz, aber "unsere Aufgabe ist es auch, uns zu erinnern, dem Schicksal einen Platz zu geben". Extra Alte Zeiten, Alte Bilder

 Eine ganze Reihe an Fahrzeugen der Wehrmacht in Bitburg – das Foto stammt wohl aus dem Jahr 1939. Unklar ist noch, um welche Kompanie es sich handelt.

Eine ganze Reihe an Fahrzeugen der Wehrmacht in Bitburg – das Foto stammt wohl aus dem Jahr 1939. Unklar ist noch, um welche Kompanie es sich handelt.

Foto: Archiv Stephan Garcon
 Die Kaserne wird ab 1936 erbaut. Sie besteht aus fünf Mannschaftsunterkünften, zwei Kasinos, einer Turnhalle, Werkstattgebäuden, Garagen und einem Wachpavillion. Bis 1998 werden weitere Hallen, Werkstätten und ein Feuwehrgebäude errichtet.

Die Kaserne wird ab 1936 erbaut. Sie besteht aus fünf Mannschaftsunterkünften, zwei Kasinos, einer Turnhalle, Werkstattgebäuden, Garagen und einem Wachpavillion. Bis 1998 werden weitere Hallen, Werkstätten und ein Feuwehrgebäude errichtet.

Foto: Archiv Stephan Garcon
 Ende der 30er Jahre: Vermutlich sind die jungen Bitburger zu einer Festlichkeit in der Kaserne – vielleicht sogar zur Einweihung. Auch an der Kleidung ist zu erkennen: Es ist die Zeit des Nationalsozialismus.

Ende der 30er Jahre: Vermutlich sind die jungen Bitburger zu einer Festlichkeit in der Kaserne – vielleicht sogar zur Einweihung. Auch an der Kleidung ist zu erkennen: Es ist die Zeit des Nationalsozialismus.

Foto: Archiv Stephan Garcon
 Heinz Kundenreich: Stabsintendant in Bitburg und Ehemann von Maria Kundenreich – nach ihr ist eine der Straßen in der Alten Kaserne benannt. Heinz Kundenreich, 1912 geboren, gilt 70 Jahre als verschollen, wird aber 1955 für tot erklärt. Ende der 90er Jahre wird seine Erkennungsmarke in einem Massengrab bei Domslau bei Breslau gefunden. Sein vermutetes Todesdatum: 10. Februar 1945.

Heinz Kundenreich: Stabsintendant in Bitburg und Ehemann von Maria Kundenreich – nach ihr ist eine der Straßen in der Alten Kaserne benannt. Heinz Kundenreich, 1912 geboren, gilt 70 Jahre als verschollen, wird aber 1955 für tot erklärt. Ende der 90er Jahre wird seine Erkennungsmarke in einem Massengrab bei Domslau bei Breslau gefunden. Sein vermutetes Todesdatum: 10. Februar 1945.

Foto: Archiv Stephan Garcon

Damals: Alles begann mit der Vorbereitung auf einen Angriffskrieg. Ab 1936 errichtete die deutsche Wehrmacht die Kasernengebäude. Nach dem Ende des Krieges folgte die Zeit der Besatzer: 1945 bis 1955 nutzte die Luxemburger Armee das Gelände. Danach quartierten sich die Franzosen ein, ab 1985 übernahmen die amerikanischen Streitkräfte. Sie gaben das Gelände 2012 zurück.

Heute: Das Konversionsgebiet ist vermarktet, der Bebauungsplan abgesegnet. Mit dem Projekt zur Erinnerung beschäftigen sich die Mitglieder des Arbeitskreises: Stadtarchivar Peter Neu, Kreismuseumschef Burkhard Kaufmann, Kreisdenkmalpfleger Detlef Kleintitschen, Daniel Schumacher und Helmut Berscheid vom Zweckverband Flugplatz sowie Stephan Garçon.

Gesucht werden: Bilder und geschichtliche Zeugnisse. Wer Dokumente zur Verfügung stellen möchte, meldet sich bei: Daniel Schumacher, Telefon: 06561/152540.

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