Ein Prosit auf die Bürgerbusse!

Daun · Mit der Hinterbüsch-Route ist gestern der Bürgerbus des Vereins "Bürger für Bürger" an den Start gegangen. Drei Fahrgäste hatte Busfahrer Ernst Jaax an Bord, als er gegen 10 Uhr unter Beifall von mehr als zwei Dutzend am Projekt mitwirkenden Menschen auf dem Parkplatz der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel in Daun Stopp machte.

 Fahrgäste, Fahrer, Sponsoren und Helfer stoßen auf die Jungfernfahrt an. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Fahrgäste, Fahrer, Sponsoren und Helfer stoßen auf die Jungfernfahrt an. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: (e_daun )

Daun. Wenn sich am Montagmorgen bei ungemütlichem Wetter Menschen auf einem Parkplatz versammeln, um einen Neun-Sitzer-Bus mit Hallo und Beifall in Empfang zu nehmen, muss das schon einen besonderen Grund haben. Das meint zumindest Gerd Becker, Vorsitzender des Vereins "Bürger für Brüger". Er begrüßt Marianne Ganser, Willi Krämer und Marga Thömmes, die ersten Fahrgäste des neuen Bürgerbus-Angebots, den ehrenamtlichen Busfahrer Ernst Jaax sowie Sponsoren, Vereinsmitglieder und Helfer. Zu denen gehört Tim Becker, der die erste Tour als Beifahrer begleitete und beobachtet hat, dass sich Passanten sehr interessiert zeigen: "Die Leute gucken."
Von Ghana nach Daun


Jaax sei als Kraftfahrer schon in ganz Europa und in Ghana unterwegs gewesen, erzählt Tim Becker dem "Empfangskomitee" - "awer ze Lebdesdaachs noch net en Dessart", zitiert er den 70-jährigen Rentner, der im Vorfeld die Einweisung in das Fahrzeug und die verkehrstechnische ärztliche Untersuchung mit Bravour gemeistert habe. Mit "Dessart" ist Desserath gemeint, eines der Dörfer auf der Hinterbüsch-Route, der ersten von insgesamt sechs Touren (der TV berichtete).
Bürgermeister Werner Klöckner (Verbandsgemeinde Daun) erinnert an das Hauptanliegen des Bürgerbus-Projekts: "Er dient vor allem dazu, um dem wachsenden Unterstützungsbedarf im Alter gerecht zu werden", erklärt er. Dafür stehen nun zwei Bürgerbusse bereit - einer von Bürger für Bürger und einer von der Ortsgemeinde Sarmersbach, der am morgigen Mittwoch startet. "Vorerst nur zwei", räumt Klöckner ein. Denn Ziel sei es, dass im Jahr 2030 jedes Dorf in der VG Daun einen Bürgerbus habe. "Das wäre dann beispielhaft bundesweit", sagt er.
Der KSK-Vorstandsvorsitzende Dietmar Pitzen bezeichnet das Bürgerbus-Projekt als enorm wichtig für die VG Daun und den Landkreis Vulkaneifel, und er bescheinigt dem Verein "Bürger für Bürger" hervorragende Arbeit. Gerd Becker gibt Eckdaten des Jahresberichts 2016 bekannt: Dem 2012 mit 22 Personen gegründeten Verein gehören inzwischen mehr als 600 Mitglieder an. Im vergangenen Jahr haben 83 Frauen und Männer rund 4800 Stunden im Wert von etwa 25 000 Euro geleistet. "Wir sind schon eine richtige kleine Firma", sagt Becker freudestrahlend. Und hebt sein Glas: "Prosit auf den Verein, und Prosit auf die Bürgerbusse!"
Extra

Marga Thömmes (83), Meisburg: "Ich habe mir gleich, als ich von dem Bürgerbus erfahren habe, vorgenommen, mitzufahren. Heute zum Beispiel muss ich zum Arzt. Der Schülerbus fährt ja schon kurz vor halb sieben nach Daun, das ist viel zu früh. Ich werde in Zukunft meine Termine und Einkäufe möglichst montags erledigen und den Bürgerbus nutzen." Willi Krämer (82), Oberstadtfeld: "Ich habe kein Auto, und der Linienbus ist nicht praktisch für mich, da er so früh fährt und in den Schulferien nur selten. Ich bin richtig froh, dass es dieses Angebot jetzt gibt, und ich werde es so oft wie nötig und möglich nutzen." Marianne Ganser (67), Meisburg: "Ich nehme das Angebot heute eher ausnahmsweise wahr, denn ich bin selbst motorisiert. Aber da mein Mann zum Fahrerteam des Bürgerbusses gehört und ich mich mit unserem Privatauto an dem Projekt beteilige, wenn Not am Mann ist, wollte ich am Starttag unbedingt dabei sein. Wir haben uns unterwegs gut unterhalten, und es war schön, so herzlich begrüßt zu werden." bb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort