Umbau des Bahnhofs verzögert sich weiter

Gerolstein · Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) geht nicht mehr davon aus, dass mit dem Umbau des Bahnhofs in Gerolstein 2014 begonnen wird. Als Grund nennt er eine Blockadehaltung der Kommunalaufsicht.

Gerolstein. Vor fast genau einem Jahr (22. März 2011) haben das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Bahn (DB) sowie die beiden Zweckverbände Schienenpersonennahverkehr Nord und Süd in Mainz eine Vereinbarung unterzeichnet, wonach 75 Bahnhöfe im Land für 113 Millionen Euro auf Vordermann gebracht werden.
Mit im Paket: der in die Jahre gekommene Bahnhof in Gerolstein. Dort ist geplant: Neubau der Bahnsteige eins bis drei samt neuer Ausstattung wie Lautsprecheranlage, Beleuchtung und Fahrplantafeln, Rückbau und Schließung der heruntergekommenen Unterführung und stattdessen Neubau einer Überführung über die Gleise sowie Anbindung an den Kasselburger Weg. Und: Bau von drei Aufzügen zu den Bahnsteigen, komplette Erneuerung des Bahnhofsumfelds sowie die Schaffung von Park-and-ride-Plätzen. Das ist zusammengefasst das mit 7,6 Millionen Euro bezifferte Gesamtpaket, der Baustart war für 2014 geplant.
Stadt glaubt nicht mehr an 2014


Jetzt aber sagt Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos): "Ein Baubeginn 2014 ist nicht mehr realistisch." Als Grund nennt er eine Blockadehaltung der Kommunalaufsicht, die die Planungskosten der Stadt in Höhe von 450 000 Euro nicht genehmigen will.
Dazu sagt Kreissprecherin Verena Bernardy: "Zunächst einmal sieht die Kommunalaufsicht auch den dringenden Handlungsbedarf beim Gerolsteiner Bahnhof. Allerdings handelt es sich bei den Planungskosten um eine freiwillige Leistung." Und: Die Stadt ist hoch verschuldet, kann selbst ihr laufendes Geschäft nur durch eine Kreditaufnahme erledigen.
Daher argumentieren die Finanzhüter: "Wenn sich die Stadt Gerolstein an den Planungskosten beteiligen soll, müsste seitens der DB gewährleistet sein, dass die Maßnahme auch tatsächlich realisiert wird." Aber genau diese Garantie will die Bahn nicht abgeben.
Auf eine entsprechende Anfrage des TV ging die Bahn nicht ein. Sie ließ nur Folgendes wissen. "In der Rahmenvereinbarung mit dem Land Rheinland-Pfalz ist ein Finanzierungsmix zwischen der Bahn, dem Land und der Kommune festgelegt."
Bislang hält die Bahn noch an einem Baubeginn Ende 2014 fest - "bei zügigem Projektbeginn und einer gesicherten Finanzierung, insbesondere vonseiten der Kommune. Ansonsten werde es "2015/16". Der ursprünglich vorgesehene Baustart 2014 ist aber noch nicht ganz vom Tisch. So sagt Kreissprecherin Bernardy: "Es gibt derzeit Gespräche mit den Beteiligten, zu deren Inhalt wir uns jedoch derzeit nicht weiter äußern."
Gebäudekauf fast perfekt


Noch in diesem Halbjahr hingegen soll der Kauf des historischen Empfangsgebäudes durch die Stadt Gerolstein über die Bühne gehen. Darin sind sich Stadtbürgermeister May wie auch die Bahn einig.
Die Verhandlungen seien "weit fortgeschritten". Ein Bahnsprecher sagte: "In den wesentlichen Punkten sind wir uns einig. Bisher können wir davon ausgehen, dass ein Verkauf bis etwa Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein wird. Zum Kaufpreis, zumal noch während der Verhandlungen, machen wir gegenüber der Öffentlichkeit keine Angaben." Nach TV-Informationen soll er um die 100 000 Euro liegen.Meinung

Kommune muss sich beteiligen
Seit mehr als zehn Jahren schimpfen die Gerolsteiner über den Zustand des Bahnhofs, schämen sich Einheimische über diese Visitenkarte, die sie bei den Urlaubsgästen abgeben. Die seit Jahren geschlossenen Toiletten und die an Schäbigkeit kaum zu überbietende Unterführung stehen dafür exemplarisch. Passiert ist nichts. Bis im vergangenen Jahr die Bahn, das Land und der Zweckverband ein millionenschweres Umbau- und Sanierungsabkommen geschlossen haben. Schon damals war klar, dass sich die Kommune, die ja in erster Linie davon profitiert, beteiligen muss. Das gilt nicht nur in Gerolstein. Daher sollte das Land via Kommunalaufsicht bei aller gebotenen Sparsamkeit der Stadt keine unnötigen Steine in den Weg legen. m.huebner@volksfreund.de

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