Jetzt fallen noch mehr Windräder weg - VG Hermeskeil reduziert Planung deutlicher als erwartet

Hermeskeil · Nach den Ergebnissen des Landschaftsbild-Gutachtens war zu erwarten, dass die Verbandsgemeinde Hermeskeil Abstriche bei ihrer Windkraftplanung vornehmen muss. Der Rat beschloss nun allerdings noch weitergehende Änderungen, die auf Geisfelder Gebiet gar keine Windkraft mehr vorsehen. Der VG-Chef appellierte an alle, den „hart erkämpften“ Kompromiss mitzutragen.

 Blick auf Windräder hinter dem Hermeskeiler Stadtteil Höfchen: Wegen der erwarteten Dominanz neuer Anlagen im Landschaftsbild streicht die Verbandsgemeinde einige Flächen aus der bisherigen Planung. TV-Foto: Christa Weber

Blick auf Windräder hinter dem Hermeskeiler Stadtteil Höfchen: Wegen der erwarteten Dominanz neuer Anlagen im Landschaftsbild streicht die Verbandsgemeinde einige Flächen aus der bisherigen Planung. TV-Foto: Christa Weber

Foto: Christa Weber

"Das ist ein regelrechtes Streichkonzert", befand Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) zu den Änderungen am Flächennutzungsplan für Windkraft, über die der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil am Donnerstag zu entscheiden hatte. Die Verwaltung habe seit der Offenlage im vergangenen Jahr "ihre Hausaufgaben erledigt". Nun komme man "wieder ein gutes Stück voran".

Der Rat entschied bei zwei Gegenstimmen, dass an den vorgesehenen Flächen bei Beuren/Bescheid, Geisfeld/Rascheid, Gusenburg und Grimburg Abstriche gemacht werden. Von den 56 Anlagen, die nach bisherigem Entwurf möglich gewesen wären, bleiben laut VG-Chef "wohl zwischen 24 und 30 übrig". Der geänderte Plan soll in vier Wochen für 14 Tage öffentlich ausgelegt werden.
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!Landschaftsbild: Ausschlaggebend für die Streichungen war das Ergebnis eines Gutachtens zum Landschaftsbild. Die Planer hatten die Reduzierung der Flächen empfohlen (TV vom 6. Februar). Der Kreis Trier-Saarburg hatte das Gutachten gefordert, weil er den Schutzzweck des Naturparks Saar-Hunsrück gefährdet sah. Geprüft wurde laut Planer Dieter Gründonner, wo neue Räder das Landschaftsbild erheblich stören oder in ihrer Summe "zu dominant" erscheinen würden. Demnach entfalteten Anlagen bei Beuren eine "starke Wirkung" beim Blick auf den Bergkamm Hohe Wurzel. Räder bei Geisfeld stünden in einem Bereich "von hoher landschaftlicher Qualität". Mit der Streichung von Anlagen bei Gusenburg/Grimburg solle die "Blickachse über die Keller Mulde bis zum Oberen Hochwald freigehalten werden".

Man habe dies in Gesprächen mit der Kreisverwaltung abgestimmt. Diese habe zusätzlich gefordert, wegen einer zu hohen Dominanz an den Ortsrändern von Hinzert-Pölert, Rascheid, Geisfeld und Hermeskeil-Abtei weitere Flächen bei Rascheid/Geisfeld zu streichen. Damit fielen die Flächen auf Geisfelder Gebiet komplett aus der Planung. Unter Vorbehalt steht laut Gründonner eine Fläche im Süden bei Gusenburg/Grimburg. Diese wolle der Kreis nur genehmigen, wenn auch die im benachbarten Saarland geplanten Anlagen kommen, da dort dann eine "Vorbelastung" bestehe.
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!Artenschutz: Das Vorkommen der Mopsfledermaus bei Beuren ist laut VG-Chef Hülpes kein Grund mehr, dort Flächen aus der Planung herauszuhalten. Ein Gutachten zeige, dass die Tiere "nur vereinzelt oberhalb der Baumgrenze fliegen". Dadurch verblieben auf Beurener Gemarkung "noch drei Anlagen", vermutete Hülpes. Er ging auch auf Einwände der Interessengemeinschaft (IG) Rettet den Hochwald ein, die mit mehreren Mitgliedern im Zuhörerraum saß. Sie hatte der Verwaltung vorgeworfen, das Vorkommen von Schwarzstorch und Rotmilan nicht ausreichend untersucht zu haben. Die Kritik wies Hülpes zurück: "Wir haben dem Artenschutz nach allen Regeln der Sorgfalt Rechnung getragen." Die Planer hätten Horste bei Nonnweiler, Rascheid und auf der Mehringer Höhe kartiert, seien aber weiter "nicht fündig geworden". Die Naturschutzbehörde habe "keine weiteren Auflagen gemacht". Ohne "exakte Koordinaten von Horsten" werde man das Thema abschließen.
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!Kritik und ein Appell: Willi Seimetz (SPD) aus Beuren kritisierte die Sichtbarkeitsanalysen: "Ich habe vom Dorf aus die Hohe Wurzel noch nie gesehen, das ist nicht nachvollziehbar." Wie Thorsten Asselborn (Linke) stimmte er gegen die Planänderung. VG-Chef Hülpes appellierte an die Kritiker, "sich dem hart erkämpften Konsens anzuschließen, damit wir weiter kommen". Die Ortsgemeinden bräuchten die Pachteinnahmen, "um ihre finanzielle Notsituation zu verbessern". Für die Orte ohne Windkraftfläche gebe es die Möglichkeit, "das über unseren Solidarpakt abzupuffern".
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!Reaktion der IG: Die IG Rettet den Hochwald halte die Aussage des Bürgermeisters, dass bei der Planung "nach allen Regeln des Artenschutzes" vorgegangen worden sei, "nach wie vor für falsch", teilte IG-Sprecher Karl Diller gestern auf Anfrage mit. Man werde versuchen, während der voraussichtlichen Brutzeit im April das in den Vorjahren gesichtete Rotmilanpaar samt Nachwuchs "fotografisch festzuhalten". Da die erneute Plan-Offenlage erst in vier Wochen geplant sei, sei man "zuversichtlich", die geforderten Nachweise dann in das Verfahren einbringen zu können.
meinung


Nachvollziehbare Entscheidung

Christa Weber

Die Verbandsgemeinde Hermeskeil hat bei ihren Windkraftplänen nachgebessert - und dabei auch schmerzhafte Entscheidung getroffen - etwa mit Blick auf die Geisfelder, die nun völlig außen vor bleiben.
Den Kritikern, vor allem bei der Interessengemeinschaft Rettet den Hochwald, werden die Änderungen nicht weit genug gehen. Dennoch ist das Vorgehen von Rat und Verwaltung nachvollziehbar. Weitere Prüfungen hätten das Verfahren, das sich schon über Jahre hinzieht, verzögert. Das ist aus VG-Sicht keine Option - solange die IG keine stichhaltigen Nachweise für weitere Brutplätze des Rotmilans liefert. Zumal die zuständige Naturschutzbehörde diese Untersuchungen nicht fordert und der Kreis als Genehmigungsbehörde nun keine Einwände mehr hat. Sollten die IG allerdings Horste nachweisen, dann bleibt noch Gelegenheit, darauf zu reagieren. Das sollte die VG dann aber auch tun. c.weber@volksfreund.de

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