Auf dem Weg ins Altenheim

Fachmann Christian Muschwitz hat es unmissverständlich ausgesprochen. Wenn die Geburtenrate nicht erheblich ansteigt, wird sich die Alterspyramide dramatisch verändern. Dann wird sich Deutschland zu einem überdimensionierten Altenheim entwickeln. Die Sozialsysteme werden mit noch mehr Getöse zusammenbrechen, als es sich der Normalbürger derzeit vorstellen kann. Kinder werden in der Welt der Greise zu einer besonderen Spezies Mensch. Mit noch weniger Rechten, als dies jetzt schon der Fall ist. Von einer Lobby ganz zu schweigen. Die Alten werden die Jungen reglementieren. Kindergeschrei und Kinderlachen werden unter Strafe gestellt. Den Stein der Weisen wird niemand finden: Es gibt immer mehr Paare, die Kinder wollen, aber keine bekommen können. Es gibt Paare, bei denen beide Partner nur auf die Karriere gucken, bewusst auf Kinder verzichten oder den Gedanken hinaus schieben, bis es zu spät ist. Es gibt Paare, die auf Kinder verzichten, weil sie den sozialen Abstieg fürchten. Es gibt Paare, die Kinder bekommen und dann ins soziale Abseits abgleiten. Es gibt Paare, die besser keine Kinder bekommen würden. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Ein Mosaik mit vielen kleinen Steinen tut sich auf. Wer es zusammensetzen will, wird einen langen Atem brauchen. Vergünstigungen oder Zuschüsse können dabei helfen, doch die Veränderung muss in den Herzen ablaufen, nicht im Geldbeutel. Die Gesellschaft droht nicht kinderfeindlich zu werden, sie ist es längst. Nur wenn Kinder willkommen sind, hat dieser Staat eine Zukunft - wirtschaftlich, sozial, aber vor allem menschlich. Eine Gesellschaft, die das Schreien von Kindern nicht mehr ertragen kann, ist eine tote Gesellschaft, hat der frühere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Deutschlands Willi Daume, einmal gesagt. Derzeit sind wir auf dem besten Weg dahin. c.beckmann@volksfreund.de

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