Bitte mit einem Hauch Nostalgie!

THÖRNICH. Die Brauns haben ihr Glück in Thörnich gefunden. Einem alten Winzerhaus haben sie mit viel Liebe zum Detail und Schufterei wieder Leben eingehaucht. Aber was wäre das schönste Zuhause ohne liebe Mitmenschen drum herum?

Zwei Reichsmark haben die Geschwister Schmitz dem Agenten des Trierischen Volksfreunds 1928 für den Monat August gezahlt. Davon zeugt eine Quittung, die gerahmt in der Küche des stilvoll renovierten Hauses der fünfköpfigen Familie Braun hängt. Altertümchen finden sich viele in dem, nach genauesten Vorschriften der Denkmalbehörde, restaurierten Schmuckkästchens von 1820. Während einer Spazierfahrt haben die Eltern von Frank Braun das damals seit 25 Jahren unbewohnte große Winzerhaus entdeckt. 1993 hat das Paar den Kaufvertrag unterschrieben und drei Jahre später wurden sie Thörnicher. "Hier kriegen sie uns nicht mehr weg", sagt die dreifache Mutter heute. In Thörnich wird noch "gemeit" (auf der Straße geplaudert) und Nachbarschaftshilfe gelebt. Wenn die gebürtige Pfalzelerin stutzig guckt, dann wissen die Mitbürger direkt, "Steffi hat nichts verstanden". Dann wird übersetzt. Und: Wer dazugehören will, macht mit. Eine Tradition haben ihr die "Thörnicher Krippchisgucker" nahe gebracht. "Da wir keine Krippe hatten, habe ich im Klüsserather Krippenbauverein unser Haus nachgebaut und ein neues Hobby entdeckt", erzählt Steffi Braun. Während Eva (5) den Kindergarten in Detzem besucht, Marc (6) und Nina (8) die Schulbank in Leiwen drücken, erledigt die 38-Jährige Büroarbeiten im Schreinerbetrieb ihres Mannes in Kenn. Solange bis Marc von der Schule nach Hause kommt. Der Opel Rekord hängt an der Scheunendecke

Dann beginnt die Familienarbeit: Essen kochen, Hausaufgaben machen und Haushalt erledigen. Punkt sieben Uhr gehen die Kinder ins Bett. "Nach dem Sandmännchen ist Feierabend", sagt die Familienmanagerin. Und das klappt? "Klar. Alles nur Training. Die Kinder kennen es nicht anders", sagt Frank Braun. Auch wenn der Schreinermeister meist erst spät nach Hause kommt, "schafft meine Frau in der Regel länger und mehr." Der leidenschaftliche Sammler hütet 1400 Langspielplatten, "sie sind vom Klang her wesentlich angenehmer". Eine seiner Raritäten ist die transparente "Space Oddity" von David Bowie. Seltenheitswert hat auch der 67er Opel Rekord,der an der Scheunendecke hängt und auf seine "Wiederbelebung" wartet. "Dafür bleibt momentan keine Zeit." Einmal im Jahr kehrt der 39-Jährige seinen Lieben den Rücken und brettert 4000 Kilometer auf seiner Chopper durch Spanien und Frankreich. Und: Der Freiwillige Feuerwehrmann zieht die Blicke auf sich, wenn er mit seinem 70 Jahre alten, rostigen Drahtesel durch den Moselort fährt. "Ich musste ihn überreden, dass er zu Happy Mosel sein Rennrad mitnimmt", sagt seine Frau. Irgendwo höre die Liebe zur Nostalgie auf.

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