Blick ins Innere der neuen Heimat

Konz-Karthaus/Fell · Die evangelische Kirchengemeinde Konz-Karthaus engagiert sich in der Betreuung von Flüchtlingen. Ehrenamtliche Helfer organisieren unter anderem Ausflüge, um den Teilnehmern die Region näher zu bringen.

Konz-Karthaus/Fell. Die evangelische Kirchengemeinde Konz-Karthaus unterstützt mit ihrem Café Hilfreich die Arbeit der Diakonie. Dort finden Migranten - vornehmlich Flüchtlinge aus Syrien - Ansprechpartner für ihre Probleme, Hilfe beim Gang durch die deutschen Ämter und die besondere Sprache der Bürokratie, ergänzende Erklärungen zu Kapiteln der Deutschlehrbücher, aber auch ganz einfach offene Ohren und Herzen.
Fahrt zum Roscheider Hof


Um sich nach dem Kriegsterror im Vorderen Orient auch im fremden Land sicher, gar heimelig zu fühlen, braucht es Begegnungen mit der Geschichte der hiesigen Region. Dazu gehörte ein Besuch des Roscheider Hofes in Konz, bei dem deutlich wurde, wie sich die Lebensverhältnisse hier etwa in den vergangenen 200 Jahren entwickelt haben.
Dazu gehörte auch eine Führung durch das Besucherbergwerk in Fell. Zwölf Migranten machten sich mit ihren deutschen Fahrern mit privaten Autos und dem Bulli der evangelischen Gemeinde in Karthaus auf zum aufgelassenen Schieferbergwerk.
Jasmin Giesler-Schmitt, die Führerin durch die elektrisch etwas erhellte, aber immer noch düstere Welt im Innern des Gebirges, berichtete eindrücklich über den Schieferabbau und seine einstigen lebensgefährlichen Formen. Die Unfälle beim Schieferabbau im Berg verliefen oft tödlich; die Familien darbten. Die Kinder liefen mit dem Essen für die Väter die etwa drei unwegsamen Kilometer vom Dorf bis zum Bergwerk und zurück, sommer- wie wintertags, bei Hitze, Regen, Sturm, Schnee und klirrender Kälte.
Diakonie-Sozialhelferin Jouliet Chabou übersetzte für die Teilnehmer ins Arabische, wenn die Sprachkenntnisse nicht ausreichten. Berthold Böttcher aus Igel, Initiator der Ausflugsfahrten, zieht ein positives Fazit der Tour nach Fell: "Es war für unsere Migranten eine mit Aufmerksamkeit verfolgte Lehrstunde über das Leben in der Vergangenheit, gemessen an der die Menschen heute eigentlich zur Gegenwart sagen dürfen: ,Uns geht's ja noch gold', frei nach Walter Kempowski." red

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