Der Traum von einer Kulturscheune

Ob mit Vinothek, Ausstellungsflächen, Wohnbereich oder als Bürgerhaus: Das luxemburgische Ehepaar René Morbé und Edmée Thibor möchten ihre Scheune in Kanzem zur öffentlichen Nutzung herrichten lassen. Das konkrete Konzept und die Finanzierung müssen noch geklärt werden.

Kanzem. Von außen ist das gelbe Gebäude "Im Krahnen" recht unscheinbar - noch. Denn wenn es nach den Vorstellungen der Besitzer René Morbé und Edmée Thibor geht, soll sich in, an und um die Scheune aus dem 19. Jahrhundert bald etwas tun. Das Luxemburger Ehepaar, das mit seinen drei Kindern seit 2003 in zwei Häusern in Kanzem lebt, will aus dem stark sanierungsbedürftigen Gebäude eine Kulturscheune machen, die es später der Gemeinde zur Verfügung stellen möchte. "Wir brauchen die Scheune eigentlich nicht", sagt René Morbé, dem es beim Kauf vielmehr um den an sein Haus grenzenden, hinteren Bereich ging.

Studentinnen arbeiteten Nutzungsvorschläge aus



Aber bevor er die 180 Quadratmeter auf vier Ebenen womöglich als einfachen Lagerraum nutzt, hatte er die Idee, die Scheune zum kulturellen Treffpunkt umgestalten zu lassen. Fünf Studentinnen der Architektur an der Fachhochschule Trier haben unter Leitung von Professor Gerhard Freising Nutzungsvorschläge ausgearbeitet. In einem sind sich Marie Kania, Nadine Wintrich, Larissa Granowsky, Annette Kryszewski und Eva Buckenhüskes einig: Der Keller, der teilweise noch eine Gewölbedecke hat, soll als Vinothek genutzt werden. "Wir wollen damit keine Konkurrenz zu ,Buch & Wein' im Ort werden", sagt Morbé. Viel eher könnte er sich vorstellen, dass die bereits existierende Vinothek dort einzieht.

Im Erdgeschoss der Scheune könnte nach den Vorstellungen der meisten Studentinnen ein Vorführraum für kleine Theater-Stücke, Dia- oder Film-Vorträge entstehen. Ein kleiner Publikumsraum wäre vorhanden. Was auf den oberen Ebenen geschehen könnte, variiert in den studentischen Vorschlägen. Ob als Wohnung, weitere Ausstellungsfläche oder als Räume zur Nutzung im Sinne eines Bürgerhauses - die Ideen sind da.

Was zur Umsetzung allerdings noch fehlt, ist das Geld. Der Kostenrahmen variiert je nach Nutzungsvorschlag. Familie Morbé möchte zur Finanzierung Fördermittel aus öffentlichen Töpfen in Anspruch nehmen. Denkmalschutzpfleger Wolfgang Karthäuser von der Kreisverwaltung erläutert die beiden Möglichkeiten: Entweder es gebe im Rahmen der Dorferneuerung einen Zuschuss zum privaten Projekt in einer Maximalhöhe von etwas mehr als 20 000 Euro. Oder ein öffentlicher Träger übernehme die Renovierung der Scheune und erhielte in aller Regel einen Fördersatz von 50 Prozent. Ob sich ein öffentlicher Träger in dieses Projekt einschaltet, ist mehr als fraglich. Solange es kein Konzept gibt, durch das sich der Betrieb der Kulturscheune rechnet, ist da finanziell "nichts zu holen", sagt Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. "Wenn es ein rein kulturelles Programm gibt, wird es keine wirtschaftliche Tragfähigkeit erlangen", sagt er voraus. In den nächsten Monaten soll es nun darum gehen, ein Konzept auf die Beine zu stellen. Familie Morbé-Thibor und Vertreter der Verbandsgemeinde und Kreisverwaltung wollen daraufhin gemeinsam überlegen, welche finanziellen Förderquellen möglich sind.

Meinung

Schlechte Zeiten für Kultur

An der kühlen Kosten-Nutzen-Rechnung führt kein Weg vorbei. Um einen Sponsor für die Sanierung der Kanzemer Scheune zu gewinnen, muss sich der Betrieb in dem Gebäude rentieren. Da kann die Liebe zu Kunst und Kultur noch so groß sein, am Ende zählt, dass unterm Strich ein Plus steht. Mit kulturellem Angebot allein ist das kaum zu schaffen - selbst in Kanzem nicht, das zwar bereits in der Künstlerszene einen Namen hat, aber dennoch nicht die große Anziehungskraft besitzt, zahlungswillige Kulturinteressierte anzulocken. Um die Scheune dennoch zu retten, müssen rentable Vorschläge her. Vielleicht ist eine reine Wohnnutzung des Gebäudes nicht die schlechteste Idee, auch wenn da das Herz der Kulturliebhaber schmerzt. a.pipke@volksfreund.deExtra Damit die Kanzemer und sonstige Interessierte die Möglichkeit erhalten, das Projekt zu begutachten und Fragen dazu zu stellen, werden die Modelle und Pläne der Studentinnen von Freitag, 3. April, bis einschließlich Montag, 6. April, in der oberen Etage der Gaststätte "Zur alten Fähre" ausgestellt. René Morbé wird jeweils von 14 bis 17 Uhr und auf Anfrage vor Ort sein.

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