Familie kämpft um Pflegekind Marco

Seit acht Monaten lebt der 20 Monate alte Marco (Name von der Red. geändert) bei Familie Lambert in Greimerath. Doch möglicherweise soll der Junge auf Wunsch des Jugendamts in einer anderen Pflegefamilie untergebracht werden - es wäre die dritte in seinem jungen Leben.

Greimerath. "Papa, Papa", freut sich der kleine Marco, als Peter Lambert von seiner Arbeit als Kraftfahrer bei den Trierer Stadtwerken nach Hause kommt. Seine Frau Daniela ist seit August 2007 eine vom Jugendamt des Landkreises Trier-Saarburg anerkannte Pflegemutter. Die achtjährige Celina lebt seit zwei Jahren als Pflegekind in der Familie. Im Dezember 2009 kam Marco im Alter von 13 Monaten dazu. Beide Kinder stammen aus problematischen Elternhäusern, aus denen sie das Jugendamt herausholte.

Ob Marco bleiben darf, steht noch nicht fest, denn bei den Lamberts handelt es sich um eine Bereitschaftspflegefamilie für akute Fälle (siehe Extra). Das Jugendamt prüft derzeit, ob das familiäre Umfeld eine optimale Entwicklung des kleinen Marco gewährleistet.

Die Oma des Kindes, Dorothee Keil aus Wiltingen, kommt regelmäßig zu Besuch und pflegt freundschaftliche Kontakte mit Familie Lambert. "Marco ist hier doch bestens aufgehoben. Warum soll er denn bloß weg?", fragt die 42-Jährige. Der Junge würde zum dritten Mal die Bezugspersonen wechseln. "Ich will nicht, dass Marco geht. Er ist doch mein Bruder", sagt die kleine Celina mit Traurigkeit in der Stimme.

Ortsbürgermeister schaltet sich ein



In ihrer Verunsicherung wandte sich Keil an Landrat Günther Schartz. In seinem Antwortschreiben, das dem TV vorliegt, wird bestätigt, dass die Rückkehr des Kindes zur leiblichen Mutter derzeit nicht möglich ist. "Im Falle der Bereitschaftspflegefamilie Lambert kann im Hinblick auf das bereits bestehende Vollzeitpflegeverhältnis sowie kindeswohlrelevante Aspekte kein zweites Kind in Dauerpflege vermittelt werden." Die Bedürfnisse der Kinder seien genau zu prüfen, nicht die Bedürfnisse der Erwachsenen.

Warum das eine Kind bleiben darf und das andere womöglich nicht, verstehen weder Pflegefamilie noch Großmutter. "Wir haben uns doch schon emotional auf diese Aufgabe eingestellt", erklärt Peter Lambert.

"Marco hat ein Anrecht auf ein möglichst risikoreduziertes Aufwachsen in einer adäquaten Pflegefamilie", schreibt der Landrat. Die Lamberts wandten sich daraufhin an eine Fachanwältin, mit deren Hilfe sie, falls nötig, vor dem Familiengericht in Saarburg Marcos Verbleib in Greimerath erreichen wollen. Selbst Ortsbürgermeister Edmund Schmitt setzte sich schriftlich für die Familie ein und bestätigt die geordneten Verhältnisse, in denen Marco aufwachsen könnte.

Den Verdacht, es gehe doch nur ums Pflegegeld, weist Peter Lambert entschieden zurück: "Wir wollen Marco auf jeden Fall behalten, auch wenn kein Pflegegeld fließt." Das Jugendamt habe mehrfach versucht, bei Besuchen in Greimerath eine einvernehmliche Lösung zu finden, sagt Kreis-Pressesprecher Thomas Müller. Anderer Meinung zu sein als das Jugendamt, sei das gute Recht der Pflegefamilie. Letztendlich müsse wohl das Gericht über die Sache urteilen.

Dorothee Keil ist fest entschlossen notfalls durch alle Instanzen zu klagen.

Extra 140 Pflegekinder in rund 100 Familien werden aktuell im Landkreis Trier-Saarburg betreut. Einige Familien stehen dem Jugendamt in Notfällen als Bereitschaftspflegefamilien zur Verfügung. Dort können Kinder kurzfristig unterkommen. In Fällen, wo eine Hilfe zur Erziehung in den Familien ambulant nicht mehr möglich ist, kann das Jugendamt veranlassen, dass ein Kind in einer Pflegefamilie oder einem Heim untergebracht wird. "Dabei steht das Wohl des Kindes im Mittelpunkt der Entscheidung", betont Thomas Müller, der Sprecher der Kreisverwaltung. Das Jugendamt Trier-Saarburg würde sich freuen, wenn sich weitere Familien als Pflegefamilien bewerben würden. (doth)

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