Geld aus Brüssel für den Hochwald

Hermeskeil/Kell · Was haben der Bau eines Forstbetriebshofs in Morbach mit der Erlebnisstation am Bahnhof Hermeskeil und dem Ausbau des Kreisjugendhauses in Kell gemeinsam? Die Antwort: Für all diese Projekte der Lokalen Aktionsgruppen (LAG) Erbeskopf fließt Geld aus einem Zuschusstopf der Europäischen Union (EU), der 1,65 Millionen Euro enthält.

Hermeskeil/Kell. "Es ist schleppend losgegangen. Inzwischen haben wir aber Dynamik in die Sache bekommen und viele Projektanträge vorliegen." So fasst der Vorsitzende - der Hermeskeiler Bürgermeister - Michael Hülpes das bisherige Wirken der LAG Erbeskopf (siehe Extra) zusammen. Noch bis Ende 2013 kommt das Aktionsbündnis in den Genuss von Geld aus Brüssel, mit dem die EU die Entwicklung im ländlichen Raum unterstützt.
Die LAG kann aus einem Fördertopf schöpfen, der anfänglich 1,65 Millionen Euro enthielt. Inzwischen wurde für 17 Vorhaben aber schon ein Zuschuss bewilligt. Teilweise wurden die Projekte bereits umgesetzt. "Die großen Fördergelder haben sie aber noch nicht gebunden. Uns steht noch rund eine Million Euro zur Verfügung", sagt LAG-Geschäftsführer Werner Haubrich. Für das bisher eher bescheidene Interesse gebe es zwei Gründe. Anders als beispielsweise die schon länger bestehende LAG Moselfranken (im Bereich Saarburg, Konz und Trier-Land) fing die LAG Erbeskopf 2008 neu an. "Für uns war es deshalb nicht so leicht, aus den Startlöchern zu kommen. Wir hatten zu Beginn der Förderperiode keine fertigen Projektpläne, die wir einfach aus der Schublade ziehen konnten", sagt Haubrich. Das Hauptproblem war laut Hülpes jedoch die "Ko-finanzierung. Die meisten Gemeinden haben defizitäre Haushalte. Dann die Hälfte der Projektkosten tragen zu müssen ist schwierig."
Bisher bewilligte Projekte: Geld aus Brüssel hat unter anderem die Errichtung eines Hochseilgartens am Erbeskopf (VG Thalfang) möglich gemacht. Einen EU-Zuschuss gab es auch für den behindertengerechten Umbau der Karl-May-Freilichtbühne in Pluwig (VG Ruwer). Fest zugesagt sind auch die Finanzspritzen für die Erlebnisstation am Hermeskeiler Bahnhof (LAG-Zuschuss: 195 000 Euro) und die von der Gemeinde Morbach geplante Sanierung des Geburtshauses von Filmemacher Edgar Reitz. Dort soll das Café Heimat eingerichtet werden (LAG-Zuschuss: rund 88 000 Euro). Die beiden letztgenannten Vorhaben sollen in diesem Jahr verwirklicht werden.
Künftige Projekte: In der jüngsten Versammlung haben die Mitglieder neuen Anträgen für Projekte im Gebiet der LAG Erbes-kopf zugestimmt. Dazu zählen zwei Großinvestitionen. "Dafür werden wir zusammen rund 500 000 Euro aus dem Fördertopf nehmen", so Haubrich.
Das seit 1989 bestehende Kreisjugendhaus in Kell soll ausgebaut werden (der TV berichtete bereits). Es ist bisher ein reines Gästehaus, soll sich aber zu einem regionalen Bildungswerk mit natur- und erlebnispädagogischen Angeboten entwickeln. Unter anderem sind die Einrichtung einer Medienwerkstatt und Seminare zur Berufsfindung oder zur Gewaltprävention geplant. Bei geschätzten Gesamtkosten von 475 000 Euro ist dafür ein LAG-Zuschuss von 240 000 Euro vorgesehen.
Auf dem Gelände der Energielandschaft Morbach ist für circa 540 000 Euro der Neubau eines Forstbetriebshofs geplant. Er dient den Waldarbeitern nicht nur als Arbeitsplatz bei schlechtem Wetter. Es sollen dort zum Beispiel auch Motorsägenkurse veranstaltet werden. Außerdem werden in dem Betriebshof Holzkonstruktionen - zum Beispiel Bänke und Tische - für touristische Attraktionen wie den Saar-Hunsrück-Steig gebaut. Der geplante LAG-Zuschuss liegt bei knapp 250 000 Euro.
Ebenfalls in Morbach ist die Erweiterung des Erlebnisspielplatzes im Ortelsbruch geplant. Dort sollen auch Spielgeräte für Kleinkinder und Bewegungs- und Fitnessgeräte für ältere Menschen ihren Platz finden. Die geschätzten Gesamtkosten dafür betragen knapp 60 000 Euro. Außerdem will sich die LAG unter anderem an der Einrichtung von Mehrgenerationenplätzen in Pluwig und Gornhausen (VG Bernkastel) beteiligen. In Kooperation mit den benachbarten LAG wird zudem für 45 000 Euro ein Magazin erstellt, das für Wanderungen auf den Traumschleifen rund um den Saar-Hunsrück-Steig wirbt.
Extra

Die LAG Erbeskopf wurde im Jahr 2008 gegründet. Mitglieder sind die Verbandsgemeinden (VG) Hermeskeil, Kell, Thalfang, Birkenfeld und Herrstein, die Einheitsgemeinde Morbach, Teile der VG Ruwer und Bernkastel-Kues sowie fünf Stadtteile von Idar-Oberstein. Im Aktionsgebiet mit seinen 129 Ortsgemeinden wohnen insgesamt ungefähr 100 000 Menschen. Gemeinden, Vereine, aber auch Privatleute aus diesem Gebiet können bei der Geschäftsstelle im Hermeskeiler Rathaus ihre Projektideen vorstellen. Passen diese zu den vier formulierten Handlungsfeldern der LAG (Tourismus und Freizeit, Dorfentwicklung, Energie und regionale Produkte), ist ein Zuschuss möglich. Allerdings werden die Vorhaben in der Regel nur mit einer Quote von 50 Prozent gefördert. Die andere Hälfte der Kosten muss der Antragsteller selbst stemmen. ax

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