Bosi trägt bald Passagiere über den Bostalsee

Bosen · Der Bostalsee hat nach längerer Pause sein Fahrgastschiff wieder. Bosi wurde zu Wasser gelassen und machte eine erste Probefahrt. Voraussichtlich an Ostern wird das Schiff mit seinen 120 Plätzen offiziell in Dienst gestellt.

Bosen. Acht Uhr. Über dem Bostalsee wabert der Nebel. Die Wiesen sind nach einer kalten Nacht weiß vom Rauhreif. Auf dem Gelände am Segelhafen wartet Bosi, das Fahrgastschiff, das früher Teil des Solar-Katamarans war, darauf, ins Wasser geschoben zu werden. Schön ist der ehemalige Ponton des Katamarans geworden. Er präsentiert sich in frischen Frühlingsfarben, grün, weiß, gelb und orange.
Knallrot hängt der Rettungsring an der rechten Seite herab. Mehrere Männer sind geschäftig am Werk. Cornelius Hauck entfernt mit einem Vorschlaghammer die Holzstützen unter dem 19 Meter langen Schiff, das auf einem Anhänger mit luftbereiften Rädern steht.
Der Trecker einer Eisener Firma fährt heran. Helfer verbinden Fahrzeug und Schiff mit einer zehn Meter langen Eisenschiene. Ein zweiter Traktor mit einer Seilwinde übernimmt die Absicherung. "Falls der Trecker ins Rutschen kommt", erklärt der Fahrer. Dann beginnt der Stapellauf. Der Trecker schiebt das Schiff auf Rädern ganz langsamin Richtung See. Der erste Versuch misslingt, weil das 5,10 breite Gefährt dem Holzsteg zu nah kommt. Der Traktor zieht wieder an, fährt ein Stück hoch. Der Fahrer probiert es noch einmal. Beim dritten Versuch klappt es endlich. Der Anhänger ist ganz im Wasser versunken, das Schiff hebt ab und beginnt zu schwimmen.
Die Schiffseignerin Gertrud Hauck steht an der Reling, daneben ihr Mann Cornelius. "Hoffentlich sind die Schweißnähte dicht", ruft er herab. "Wir haben es ja um zwei Meter verlängert." Seine sorgenvolle Mine hellt sich plötzlich auf, als sich das Schiff ganz langsam fortbewegt.
Antrieb mit Elektromotoren


"Es ist wirklich dicht, Gott seiDank", stellt er erleichtert fest. Rückblende: Ihren Solar-Katamaran St. Wendeler Land hatte Gertrud Hauck vor einiger Zeit nach Österreich verkauft. Sein Ponton, eine Art Anhänger, behielt sie. Er sollte schon im vergangenen Jahr zu einem selbstständigen kleinen Schiff umgebaut werden. Zwar war die Firma Markus Seibert aus Sötern mit den notwendigen Elektroarbeiten zeitgerecht fertig. Der Schiffsbauer aus Remagen aber, der dem Schiff Aufbauten verpassen und es um zwei Meter verlängern sollte, nahm es mit den vorgegebenen Terminen nicht so genau. Viele Wochen stockten die Arbeiten. Hinzu kam, dass der Bostalsee zu wenig Wasser hatte. Der Stapellauf hätte vermutlich ohnehin zu Problemen geführt. Mit viel Eigenleistungen ist das Schiff, das 60 Plätze unter Deck und ebenso viele über Deck hat, nun rechtzeitig zum Frühjahr fertig geworden. Angetrieben wird es mit mehreren Elektromotoren, die aus Blockbatterien gespeist werden. Sie reichen für einen Acht-Stunden-Betrieb aus und müssen dann neu aufgeladen werden. Voraussichtlich an Ostern nimmt Bosi offiziell seinen Dienst auf dem See auf, der mit 3,99 Metern fast wieder seinen normalen Wasserstand hat.

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