Hermeskeiler Jugendzentrum bleibt erhalten

Der Fortbestand des seit Juli geschlossenen Hermeskeiler Jugendzentrums "H-Town" ist gesichert. Der Stadtrat hat am Mittwochabend ohne Gegenstimmen dem Plan für die künftige Finanzierung der Einrichtung zugestimmt. Jetzt wird ein neuer Leiter mit Vollzeitstelle gesucht. Die Wiedereröffnung ist Anfang 2011 geplant.

 Die Zukunft des Hermeskeiler Jugendzentrums ist gesichert. TV-Foto: Archiv/Nora John

Die Zukunft des Hermeskeiler Jugendzentrums ist gesichert. TV-Foto: Archiv/Nora John

Hermeskeil. Die Hängepartie um die Zukunft des Jugendzentrums ist vorbei. Vor zehn Wochen hatte der Stadtrat die Entscheidung darüber vertagt, wie es mit dem "H-Town" weitergehen soll. Damals wurde den 20 anwesenden Jugendlichen nur eine kurze Redezeit zugebilligt (der TV berichtete). Die Einrichtung stand auf der Kippe, weil nicht mehr genug Geld da war, um die Stelle des bisherigen Leiters Michael Scheide zu bezahlen. Seitdem Scheide Ende Juli Hermeskeil verließ, ist das H-Town geschlossen.

Am Mittwoch stand das Thema "H-Town" erneut auf der Tagesordnung. Diesmal fehlten junge Leute, die im Sitzungssaal die Debatte verfolgen wollten. Dabei hätten sie keine weiteren Enttäuschungen erlebt.

Im Gegenteil: Mit 13 Ja-Stimmen und sechs Enthaltungen segnete das Gremium einen Finanzierungsplan ab, der den Fortbestand der Einrichtung gewährleistet. Zuvor hatten alle fünf Fraktionen im Rat (CDU, SPD, Bürger für Bürger, FWG und Linke) betont, dass Hermeskeil ein Jugendzentrum braucht und für dessen Betrieb ein ausgebildeter Leiter mit Vollzeitstelle nötig ist. Im Extremfall müsste die Stadt dafür einen Betrag von 31 500 Euro schultern. Sie hat aber an den Kreis Trier-Saarburg den Antrag gestellt, dass dieser seinen bisherigen Zuschuss von 7500 Euro verdoppelt. Dann würde der Stadtanteil nur bei 24 000 Euro liegen.

Zwar hatten noch zwei andere Optionen im Raum gestanden - nämlich den Betrieb mit einer Halbtagskraft beziehungsweise mit einer Stelle auf 400 Euro-Basis weiterzuführen. Mit ihnen befasste sich der Rat jedoch nicht mehr näher. CDU-Sprecher Bernd Mende hatte aber dafür plädiert, dass weiterhin ein freier Trägerverein die Personalkosten übernehmen sollte.

"Dieses Konzept hat einen Denkfehler. Das hat schon früher nicht funktioniert", sagte Volkmar Winter von den Linken. Scheides Stelle hatte ein 2007 gegründeter Trägerverein bezahlt, der dafür neben Zuschüssen vom Land und Kreis von der Stadt 13 500 Euro erhielt. Allerdings konnte der Verein zuletzt nicht mehr auf das Geld aus dem Topf des Bundesmigrationsprojekts "Vielfalt tut gut" zurückgreifen, das zeitlich begrenzt war. Weil dieser Baustein fehlte, entstand die Finanzierungslücke.

Abgesehen von der CDU sprach sich der Rest des Rats für eine kommunale Trägerschaft aus. Dies bedeutet für die Stadt, dass sie jetzt tiefer in die Tasche greifen muss und ein größeres finanzielles Risiko eingeht, wenn sie nicht ausreichend Zuschüsse von anderen Quellen bekommt. Die Ausschreibung der neuen Stelle des "H-Town"-Leiters wird nun vorbereitet.

Dieser soll ausdrücklich nicht nur im Jugendzentrum arbeiten. Er soll auch raus zu den informellen Treffpunkten der jungen Leute in der Stadt gehen, um damit den zunehmenden Problemen mit Vandalismus und Alkoholkonsum entgegenzuwirken. Bis der neue Leiter gefunden und das Jugendzentrum wiedereröffnet werden kann, wird es aber wohl Anfang 2011. "Das ist ein realistischer Zeitrahmen", sagte Stadtbürgermeister Udo Moser (Bürger für Bürger) auf TV-Anfrage.

Meinung

Einzig richtige Entscheidung

Die Stadt Hermeskeil hat zwar - wie jeder weiß - kein Geld. Sie hätte es sich aber dennoch nicht leisten können, dass sie deswegen dauerhaft ihren Jugendraum dichtmacht. Es muss in einem Mittelzentrum auch für die jungen Leute eine feste Anlaufstelle geben, die sich nicht in Sport- oder Musikvereinen engagieren und ansonsten Gefahr laufen, nur auf der Straße herumzuhängen. Außerdem dürfte ja gerade die brandaktuelle Debatte um die Thesen von Thilo Sarrazin auch dem Letzten klar gemacht haben, dass wirksame Integrationsarbeit - wie sie bisher im H-Town geleistet wurde - gesamtgesellschaftlich von allerhöchster Bedeutung ist. Insofern hat der Stadtrat die einzig richtige Entscheidung getroffen, wenn er nun die Zukunft des H-Town finanziell absichert. Das war allerdings schon zehn Wochen überfällig. a.munsteiner@volksfreund.deExtra In Hermeskeil gibt es seit 1998 ein Jugendzentrum, das sich im Untergeschoss der Grundschule befindet. Früher war es als "Madhouse" bekannt. 2008 wurde es in "H-Town" umbenannt. Im Jugendzentrum werden regelmäßig Konzerte und Vorträge veranstaltet. Es wird dort Integrationsarbeit betrieben. Außerdem können Jugendliche im "H-Town" Billard oder Dart spielen und die Internet-Werkstatt mit Computer und Kameras benutzen. Vier Mal die Woche ist jeweils vier Stunden lang das "Jugend-Cafe" geöffnet, dessen Besucher zu 65 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Zuletzt haben nach Angabe von Verbandsgemeinde-Jugendpfleger Bernd Hermesdorf durchschnittlich 32 Jugendliche täglich ihre Freizeit im "H-Town" verbracht. Sie sind zwischen zwölf und 17 Jahre alt. 80 Prozent der Besucher kommen aus Hermeskeil, der Rest aus den umliegenden Orten. (ax)

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