Polizei löst mehr Fälle

HERMESKEIL. Mehr Schatten als Licht weist die Kriminalstatistik der Polizei-Inspektion (PI) Hermeskeil im Jahr 2006 auf. Die Zahl der registrierten Straftaten ist im Vergleich zu 2005 von 1328 auf 1442 gestiegen, wobei vor allem die deutliche Zunahme der Rohheitsdelikte ein Indiz für wachsende Gewaltbereitschaft auch im Hochwald ist. Andererseits haben die Hermeskeiler Beamten mit 908 gelösten Fällen ihre Aufklärungsquote von 60,5 Prozent (2005) auf 63 Prozent gesteigert.

Zahlen lügen nicht: Im Hochwald mögen viele Kriminalitätsprobleme weitaus geringer ausgeprägt zu sein als in der Großstadt. Kapitalverbrechen sind sehr selten, Alltagskriminalität bestimmt das Bild. Es gibt im ländlichen Bereich auch im Vergleich zur Anonymität urbaner Siedlungen eine stärkere soziale Kontrolle, die so manche Straftat verhindert. Dennoch ist die Region rund um Hermeskeil weit davon entfernt, eine Insel der Seligen zu sein. Das Aggressionspotenzial ist größer geworden

In der aktuellen Kriminalstatistik der Polizei-Inspektion Hermeskeil überwiegen denn auch Entwicklungen und Trends, die zu denken geben. Die wichtigste Botschaft lautet: "Wir können zwar immer mehr Straftaten aufklären. Es gibt aber leider auch immer mehr", sagt der Hermeskeiler Dienststellenleiter Siegfried Agostini. Insgesamt mussten die Ermittler 2006 im Vergleich zum Vorjahr 114 Fälle mehr bearbeiten. Das entspricht einer Zunahme der Verbrechen und Vergehen um 8,6 Prozent und liegt weit über dem Schnitt im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Trier, wo 2006 ein Anstieg der Straftaten um 0,4 Prozent registriert wurde. Agostini und sein Stellvertreter Franz-Josef Petry machen für diese unerfreuliche Bilanz in ihrem Zuständigkeitsbereich "enorme Steigerungsraten" vor allem in zwei Kategorien verantwortlich. Zum einen hat im Hochwald die Gewalt zugenommen. 2006 wurden im Bereich der PI Hermeskeil 288 Rohheitsdelikte begangen, zu denen unter anderem Körperverletzungen gehören. Das sind 58 mehr als 2005. "Das Aggressionspotenzial ist größer geworden, was auch mit dem Alkoholkonsum zu tun hat", sagt Agostini. Immer häufiger werden die Beamten zu Schlägereien in Diskotheken oder bei größeren Festveranstaltungen gerufen. "Das hat dann oft gleich sieben, acht Anzeigen zur Folge", sagt der Chef der PI. Eine weitere Ursache ist laut Petry, dass mittlerweile Gewalt in Familien oder in sozialen Beziehungen verstärkt verfolgt wird. Hinzu kommt, dass, wie schon auf der gesamten Landesebene zu beobachten, auch im Hochwald die Internetkriminalität ein rasant wachsendes Problem wird. Sie lässt nämlich im Bereich der PI Hermeskeil die Zahl der Betrugsdelikte von 191 (2005) auf 281 im Jahr 2006 hochschnellen. Gleichwohl seien auch positive Entwicklungen erkennbar, betont Agostini. So gab es im Hochwald 2006 fünf Wohnungseinbrüche weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Sachbeschädigungen reduzierte sich von 228 auf 198. Zudem konnten die Beamten die Täter dingfest machen, auf deren Konto eine Serie von Auto-Aufbrüchen in Hermeskeil ging. Zwar gilt generell für Kriminal-Statistiken, dass in den verschiedenen Bereichen ein Minus besser als ein Plus ist. Eine wichtige Ausnahme gibt es aber: die Aufklärungsquote, die die Effizienz der Ermittlungsarbeit dokumentiert. Die Hermeskeiler Polizisten waren 2006 den Tätern dichter auf den Fersen und haben 63 Prozent der Fälle gelöst. 2005 lag die Quote bei 60,5 Prozent. Mit der aktuellen Aufklärungsquote liegt die PI zwar unter dem Wert auf der Trierer Präsidiums-Ebene (65,5 Prozent) aber über dem Ergebnis im Land (62,6 Prozent). Bleibt schließlich die Frage: Ist die Stadt Hermeskeil ein gefährlicheres Pflaster geworden? Ende 2006 hatte die CDU-Fraktion das Thema Sicherheit in Abwesenheit von Vertretern der Polizei im Stadtrat zur Sprache gebracht. Stephanie Nickels hatte seinerzeit darauf hingewiesen, "dass offensichtlich das Sicherheitsempfinden vieler Bürger beeinträchtigt ist". Subjektive Eindrücke ohne reale Grundlage

Diese subjektiven Eindrücke "entbehren jeder tatsächlichen Grundlage", hält Agostini mit Blick auf die aktuelle Bilanz dieser Behauptung entgegen. Insgesamt sei in der Stadt 2006 ein Rückgang der Fallzahlen von 19 Prozent zu verzeichnen. Bei den Rohheitsdelikten waren es im Vergleich zu 2005 sogar 37 Prozent weniger. Zwar könne er verstehen, dass sich viele Bürger mehr polizeiliche Präsenz wünschten. "Wir müssen aber mit unseren Personalressourcen effektiv umgehen", sagt Agostini. Deshalb seien in "tatkritischen" Zeiten wie abends und nachts mehr Streifen unterwegs als tagsüber.

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