Schwimmbad bleibt das große Sorgenkind

Kell am See · Das Freibad ist der Verbandsgemeinde (VG) Kell zwar weiterhin lieb. Es kommt sie aber nach wie vor teuer zu stehen. Die VG-Werke haben dem Rat am Donnerstagabend die Abschlussbilanz des Jahres 2014 vorgelegt. Der Betrieb des Bads brachte ein Minus von knapp 300 000 Euro. Trotz mehr Besuchern droht auch in der kürzlich zu Ende gegangenen Saison 2015 ein ähnliches Verlustgeschäft.

Kell am See. Kalt, regnerisch, zum Weglaufen: Nein, an dieser Stelle geht es - obwohl die Beschreibung zutreffen würde - nicht um das aktuelle Wetter. Es waren auch die Kennzeichen des Sommers 2014, der am Donnerstagabend den Keller VG-Rat noch einmal beschäftigt hat. Der Grund: Das Gremium diskutierte über die 2014er-Bilanz, die die VG-Werke für ihren Betriebszweig "Freibad/Campingplatz" vorgelegt hatten (siehe Extra).
Dass dies keine vergnügungssteuerpflichtige Veranstaltung sein würde, war von vorneherein klar. Denn beim Freibad sind die Keller Politiker Kummer gewohnt. "Das Thema macht uns schon lange am meisten Sorgen", brachte es Walter Rausch (SPD) in der Sitzung auf den Punkt.
Nicht zuletzt weil der Sommer 2014 so mies war und nur rund 10 000 Gäste kamen, ist beim Betrieb des Bads das Loch in der Kasse größer geworden. Der Jahresverlust 2014 beträgt exakt 293 174,15 Euro (2013: rund 275 000 Euro).
Einen Teil dieses Defizits können die Werke zwar durch eine zweckgebundene Rücklage abdecken. Das meiste Geld muss aber aus der normalen Haushaltskasse der VG entnommen werden und steht dort auf der Minus-Seite. 2014 sind das knapp 250 000 Euro. Im Jahr davor wurde der VG-Etat mit 226 000 Euro belastet.
"Ich weiß nicht, wie wir von diesen Zahlen runterkommen sollen. Denn die Werke versuchen, wo es nur geht, Einsparungen vorzunehmen", betonte Rausch. Es sei auch nur ein schwacher Trost, dass die für die mit der Bilanz beauftragten Wirtschaftsprüfer darauf hingewiesen hätten, dass sich andere Badbetreiber mit Defiziten in Millionenhöhe befassen müssten.
Große Diskussionen gab es im Rat wegen der betrüblichen 2014er-Bilanz nicht. Auch wenn die Aussichten für dieses Jahr nicht besser aussehen, wie Klaus Marx (CDU) anmerkte. Eine Schlussrechnung für die Saison 2015 liegt zwar noch nicht vor, allerdings ein Zwischenbericht der Werkleitung um Jörg Jost.
Demnach wird erwartet, dass auch dieses Jahr ein Minus von fast 300 000 Euro herauskommt. Zwar hat der schöne Sommer 2015 dazu geführt, dass sich die Zahl der Badegäste mit 26 000 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt hat.
Das wiederum bedeutet Mehreinahmen. Diese werden aber durch höhere Betriebskosten wieder aufgefressen, wie Jost auf TV-Anfrage sagte. So steigen bei mehr Gästen die Kosten für Strom, die Aufbereitung des Badewassers oder für den Wareneinkauf, fügte Eduard Biwer, der stellvertretende Werkleiter, im Gespräch mit unserer Zeitung hinzu.
Um in der Zukunft weitere Energiekosten zu sparen - errechnet sind 3000 Euro jährlich - ist der Bau eines erdölbetriebenen Blockheizkraftwerks geplant. Dafür müssten die Werke zunächst aber 52 000 Euro investieren.
Mit Ausnahme der beiden SPD-Ratsmitglieder Dieter Engelhardt und Günter Dexheimer (beide aus Zerf) akzeptierte das Gremium die vorgelegte Bilanz und damit die Freigabe von Geld aus dem VG-Etat, um den Verlust abzudecken.
Zwar erklärte Engelhardt mit Blick auf das geplante Blockheizkraftwerk, er sei nach der eine Million Euro teuren Sanierung des Schwimmerbeckens im Jahr 2011 "eigentlich nicht mehr dazu bereit, weiteres Geld in das Freibad zu investieren".
Eine Grundsatzdebatte über den künftigen Bestand des Bads löste diese Aussage im Rat aber nicht aus.
VG-Chef Martin Alten (CDU) betonte zu diesem Punkt auf TV-Anfrage: "Wir halten unser Freibad vor, weil es eine wichtige Infrastruktureinrichtung für die Einheimischen ist und wir darüber hinaus auch eine Tourismusregion sind. Es gibt keinerlei Überlegungen, die in die Richtung gehen, ein frisch saniertes Bad zu schließen."Extra

Die Verbandsgemeindewerke Kell sind ein ausgelagerter Eigenbetrieb. Er ist seit 2003 auch für das Freibad und den direkt daneben liegenden Campingplatz zuständig. Kerngeschäft der Werke sind aber die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung. In diesen beiden Betriebszweigen haben die Werke 2014 Gewinne erwirtschaftet. Das Plus im Bereich Wasser beträgt knapp 6000 Euro (2013: 3000 Euro). Der 2014er-Gewinn des Abwasserwerks liegt bei 58 000 Euro (2013: 40 000 Euro). ax

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