Windkraft: Rat drängt auf Fortschritte

Grimburg · Hinter vier von sieben geplanten Grimburger Windrädern stehen große Fragezeichen. Ratsmitglieder kritisieren, dass es im Saarland deutlich schneller vorangehe. Auf ein Signal ihres Unmuts haben sie aber verzichtet.

 Kommen die vier Anlagen auf der Grendericher Höhe in Grimburg? Die Ratsmitglieder wollen eine Entscheidung.Foto: Portaflug

Kommen die vier Anlagen auf der Grendericher Höhe in Grimburg? Die Ratsmitglieder wollen eine Entscheidung.Foto: Portaflug

Foto: SANDRA_WELTER www.sandrawelter. (h_hochw )

Grimburg Der Ärger über die schleppenden Fortschritte ihrer Windkraftpläne war den Grimburger Ratsmitgliedern deutlich anzumerken. Der Investor, mit dem die Gemeinde auf ihrem Gebiet Windräder errichten will, war zur Sitzung gekommen, um über noch bestehende Hindernisse zu informieren. Zunächst aber erläuterte Verbandsgemeindebürgermeister Michael Hülpes den Stand der Flächennutzungsplanung der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil. "Wir sind jetzt hoffentlich in der letzten Phase", sagte Hülpes. Er verwies auf einen Bescheid der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz, wonach drei geplante Grimburger Räder im Windpark Hochwald "unproblematisch" seien. "Schwieriger" könne es für die vier Anlagen auf der Grendericher Höhe werden, sagte Hülpes.Diese Räder sind auf einer sogenannten weißen Fläche vorgesehen. Dort gilt der Vorbehalt, dass noch Artenschutz-Probleme zu klären sind. "Konkret ist hier nicht ausgeschlossen, dass die Mopsfledermaus gefährdet sein könnte", sagte Hülpes. Dies müsse der Betreiber im späteren Genehmigungsverfahren für jeden Windrad-Standort nachweisen. Zudem sei für jede weiße Fläche ein Zielabweichungsverfahren nötig. Dabei klärt die SGD Nord - wie nun für die vorbehaltlosen VG-Flächen geschehen - ob die Betreiber vom übergeordneten Raumordnungsplan für die Region abweichen dürfen. Dieser sieht Windräder an anderer Stelle vor. "Das Verfahren kann bis zu einem Jahr dauern", schätzte Hülpes. Weil auf der Grendericher Höhe schon Saarländer Räder stünden, sei der Bereich zwar "vorbelastet". Deshalb könne die Kreisverwaltung Trier-Saarburg aber auch zu dem Schluss kommen, dass dort am Ende zu viele Räder stehen würden. "Das kann doch alles nicht wahr sein", kommentierte Jürgen Loch (CDU). "Im Saarland bauen sie, und wir machen hier so ein Brimborium." Die Fledermäuse flögen sicher nicht nur bis zur Landesgrenze. Heinrich Bonerz (Freie Wählergruppe) erklärte: "Der Landrat hat gesagt, wenn die Sitzerather Räder kommen, werden unsere auch genehmigt. Dazu muss er jetzt stehen." Laut Norbert Wiemann, Geschäftsführer des Investors Geres-Group aus Frankfurt, war es bis zur Genehmigung der Räder bei Sitzerath "ein langer Prozess". Dafür seien seit 2013 viele Nach-Untersuchungen zu Fledermaus-Flugrouten nötig gewesen. Das Problem Mopsfledermaus sei aus seiner Sicht aber nun keines mehr. Die Geres-Group hat 2016 den Investor Juwi abgelöst, der sich aus Grimburg zurückgezogen hatte. Seitdem versuche man, bestehende "Lücken" in den Daten zum Natur- und Artenschutz zu schließen, sagte Wiemann. Diese Studien sollen bis zum Spätsommer abgeschlossen sein.Ende 2016 habe das Saarland die Erweiterung des Sitzerather Windparks genehmigt, mit dem der Investor "Synergiefeffekte" in Grimburg erzielen wolle. Die Genehmigungsanträge für die vier Grimburger Räder lägen seit Oktober beim Kreis. Geplant seien Anlagen mit 149 Metern Nabenhöhe, drei Megawatt Leistung und acht Millionen Kilowattstunden erzeugtem Strom pro Jahr. Die Erlöse für die Gemeinde seien noch nicht bezifferbar. Denn seit Anfang 2017 wird die Vergütungshöhe des erneuerbaren Stroms nicht mehr staatlich festgelegt, sondern durch Ausschreibungen am Markt ermittelt. Dem Hochwald entgingen "Millionen", kritisierte Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber (Freie Wählergruppe) den Kreis: "Warum treibt man die Gemeinden in diese schlechte wirtschaftliche Situation und kommt bis Ende 2016 nicht in die Gänge?" Auf ein geplantes Signal an den Kreis Trier-Saarburg haben die Grimburger jedoch verzichtet. Sie wollten die jährlich zu zahlende Kreisumlage im Haushalt sperren. Das hatten die Reinsfelder im April vorgemacht. Sie haben ihren Beschluss aber zurückgezogen, nachdem der VG-Chef ihn wegen Rechtswidrigkeit ausgesetzt hatte. Dasselbe kündigte Hülpes auch den Grimburgern an. Er halte es auch für "das falsche Signal", da die Kreisverwaltung zugesagt habe, die Genehmigung der Flächen nun zügig anzugehen. Nach der vierten Offenlegung des Plans werde der VG-Rat die Einwände "zügig" abwägen und die Ortsgemeinden zu einem "synchronisierten Termin" um ihre Stellungnahmen bitten. Die Grimburger Ratsmitglieder lenkten schließlich ein. "Es wäre ohnehin nur ein Akt der Hilflosigkeit gewesen", gestand Ortschef Weber ein. KommentarMeinung

Provokation vermieden Die Grimburger sind ebenso unzufrieden wie die Reinsfelder, weil ihre Windkraftpläne seit Jahren nicht vorankommen. Eigentlich wollten sie dem Beispiel ihrer Nachbarn folgen und dem Kreis mit einer Haushaltssperre für die Kreisumlage ein deutliches Signal senden. Gut, dass sie sich doch dagegen entschieden haben. Abgesehen davon, dass der Beschluss rechtswidrig gewesen wäre und somit keinerlei Durchschlagskraft gehabt hätte. Er wäre zu einem Zeitpunkt gekommen, wo sich die Wogen zwischen Kreisverwaltung und Verbandsgemeinde geglättet haben. Laut Verbandsbürgermeister gibt es die Zusagen der Kreisverwaltung, die Genehmigungen nun zügig umzusetzen, sobald die VG ihre restlichen Hausaufgaben erfüllt hat. Es wäre unklug gewesen, jetzt aufgrund früherer Geschehnisse noch einmal Öl ins Feuer zu gießen. c.weber@volksfreund.deExtra: 100 METER HOHER MAST MISST WINDDATEN

Der Investor Geres-Group will laut Geschäftsführer Norbert Wiemann einen Mast zum Messen von Winddaten auf der Grendericher Höhe aufstellen. Einem entsprechenden Bauantrag hat der Grimburger Gemeinderat am Donnerstag zugestimmt. Der Mast soll in der Nähe des Standorts von einer der vier dort geplanten Windkraftanlagen aufgebaut werden und eine Höhe von knapp 100 Metern haben. Etwa ein Jahr lang sollen dort Daten zu Windgeschwindigkeiten und -richtungen gesammelt werden. Diese erlauben laut Wiemann eine genauere Vorhersage der zukünftigen Stromerträge an dem Standort.

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