Die besten Clubs der Region: Zurück in die Zukunft

Trier · Es ist hip, chillig, studentisch und mitten in der Stadt: Das liebevoll-wuschelige Café Lübke in der Theodor-Heuss-Allee ist fast zu schön, um wahr zu sein - und steht heute im Mittelpunkt unserer Serie der besten Clubs in der Region.

 Erst Spielzeugladen, dann Muckibude, heute Café: Thomas Fehr begrüßt seine Gäste im Lübke. TV-Foto: Frank Göbel

Erst Spielzeugladen, dann Muckibude, heute Café: Thomas Fehr begrüßt seine Gäste im Lübke. TV-Foto: Frank Göbel

In Laufweite der Porta Nigra kann man fast zwei Jahrtausende Architekturgeschichte erleben, wenn man, beginnend mit dem Stadttor selbst, über Dom, Turm Jerusalem oder Dreikönigenhaus in die Gegenwart reist, deren hochgezogene Zweckbauten am Bahnhof die Ankommenden erschrecken.

Davor befindet sich aber noch eines der entzückendsten Beispiele für den Stil der 50er Jahre: In der Theodor-Heuss-Allee wird der zweite Stock eines zungenförmigen Rundbaus durch eine komplett umlaufende, sich nach unten verjüngende Fensterfront gebildet. Ein typisches Beispiel für die Zeit, als man auch im Bauen möglichst weit weg wollte vom plumpen Pathos der Nazizeit - und beim Aufbruch in die Moderne oft mit bescheidenen Mitteln auskommen musste.

Wer erstmals den Zugang zum Café Lübke sucht, welches sich hinter besagter Glasfront befindet, wird erst mal irritiert durch die Tatsache, dass dieser über ein unscheinbares Wohnhaus erfolgt: Doch ein paar Treppenstufen und Sperrholztüren später umfängt einen der Retro-Futurismus dann mit seinem ganzen Charme. In dem weiten Raum stehen auf hellem Holzboden Sofas, Schalensessel und schwedische Schwingstühle um niedrige Tische herum und laden zum Fläzen bei herrlichem Ausblick ein. Große Blumenkübel lockern den Raum auf, in dem mittendrin der kreisrunde, auf Glasbausteinen gebaute Tresen steht. Dahinter finden wir heute Thomas Fehr, der den Laden mit seiner Freundin und zwei Aushilfen betreibt.
Frischer Wind für die Kulturszene

Der 30-jährige St. Wendeler lebt seit neun Jahren in Trier - nachdem er eine zeitlang auch in seinem gelerneten Beruf als Gärtner gearbeitet hat, hat er im Sommer 2007 das Café von dessen Gründern übernommen: Jörg Schatzmann und Marlon Pape, die ja nicht nur mit dem Lübke, sondern auch mit dem Idealbank-Club der jungen Kulturszene frischen Wind zufächelten. Während die "Bank" schon wieder Geschichte ist, fanden die beiden bei ihrem Abzug aus Trier im Ex-Drummer der "roten Suzuki" einen Nachfolger fürs Lübke: "Ich war einer von zehn Bewerbern", erzählt Fehr, und dass er die Zeit bis zur endgültigen Entscheidung doch ziemlich spannend fand: "Ich wollte das hier sehr gerne machen." Den Ausschlag für ihn dürfte wohl auch die Tatsache gegeben haben, dass Fehr den Betreibern längst altbekannt war - als Thekenkraft im Café und als DJ in der Idealbank.

Da das Lübke in einer Wohngegend liegt, müssen natürlich ein paar Kompromisse gemacht werden - so ist spätestens um Mitternacht Feierabend, und die Events brechen eher seltener Lautstärkerekorde, was aber ohnehin nicht zum chilligen Ambiente passen würde. So treten vor allem gerne akustische Bands auf: Unvergessliche Gänsehautmomente boten Bands wie Winter Took His Life, Cedarwell oder Sianyé, deren ohnehin atmosphärisch dichter Sound durch die hinter ihnen monumental hereinbrechende Nacht perfekt untermalt wurde.

Ansonsten gibt es regelmäßig Kleinkunst und Lesungen (Kanapee-Poeten), irgendein Maler oder Fotograf stellt auch immer aus: Sowieso schätzt natürlich gerade die kreative Szene der Stadt das Lübke, so dass sich beispielsweise ein Fotostammtisch hier regelmäßig trifft. Ach ja, und eigentlich ist das Lübke auch noch ein Plattenladen: Zwischen Latte Macchiato und Bionade darf am Tresen auch Vinyl geordert werden.

Café Lübke Trier

TV-Fazit: Chilliges Abhängen und coole Konzerte für Studenten, Slacker und alle, die noch wissen, was das ist. Tipps für die nächsten Wochen: Am 19. November eine One-Man-Gospel-Show mit Banjo und Fußorgel: "Dead Horse Experience" und am 11. Dezember der Local-Hero "Jimi Berlin" Größe: Ab 130 Leuten wirds auch im weitläufigen Retro-Bau eng. Top-Events: Winter Took His Life, Tokyo (Theater Trier), die Lesung mit "Nagel". Adresse: Theodor-Heuss-Allee 18, Trier, www.cafe-luebke.de (fgg)

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