Drei Werke - drei Erzählungen

Luxemburg · Der Griff ins konventionelle Klassik-Repertoire garantiert in der Regel einen erfolgreichen Saisonstart. Die Luxemburger Philharmonie macht es anders. Sie präsentiert zwar das renommierte Amsterdamer Concertgebouw-Orchester, aber mit authentischem 20. Jahrhundert im Programm.

 Pianist Yefim Bronfman gestaltet am Samstag das erste Konzert der neuen Philharmonie-Saison mit. Foto: Dario Aco

Pianist Yefim Bronfman gestaltet am Samstag das erste Konzert der neuen Philharmonie-Saison mit. Foto: Dario Aco

 Christoph König. TV-Foto: Archiv

Christoph König. TV-Foto: Archiv

 Emmanuel Krivine. Foto: Christian Aschmann

Emmanuel Krivine. Foto: Christian Aschmann

Luxemburg. Mag sein, dass die Luxemburger Philharmonie mit ihrer Saisoneröffnung am Samstag, 31. August, auch ein Signal setzen will. Der Start kommt jedenfalls völlig ohne Kulturpopulismus aus. Mit dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam betritt zwar ein renommierter Klangkörper das Luxemburger Podium, mit Yefim Bronfman gastiert ein hochsensibler, an Kammermusik geschulter Pianist, und Daniele Gatti gehört zu den renommierten Dirigenten. Aber die Musiker präsentieren keine wohlklingende Klassik, sondern Authentisches und manchmal Unbequemes aus dem 20. Jahrhundert.
Wobei jedes gespielte Werk seine eigene Geschichte hat: Witold Lutoslawskis "Trauermusik" von 1954-58 ist ein später Nachruf auf Béla Bartók. In dessen nicht mehr ganz vollendetem 3. Klavierkonzert klingt die milde Klassizität des späten Bartók mit. Und die Suiten aus der Ballettmusik "Romeo und Julia", die Prokofjew nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion schrieb, stießen in der Heimat auf Zurückhaltung, erwiesen sich indessen in den USA, die Prokofjew gerade verlassen hatte, als echte Erfolgsstücke.
Selbstverständlich ist der September auf dem Kirchberg auch ein Monat der Rückmeldungen nach der Sommerpause. Wobei sich die neue Leitung von Stephan Gehmacher im Programm noch nicht niederschlägt - kein Wunder bei den langen Vorlaufzeiten in dieser Branche.
Das Orchestre Philharmonique setzt sich mit der "Orchestramania", einer Art "Tag der offenen Tür" zur Monatsmitte in Szene (14. September). Knapp zwei Wochen später steht das erste Abonnementkonzert an - unter Chef Emmanuel Krivine und einem eher bunten Mix aus Humperdinck, Reinecke, Tschaikowsky und Rimsky-Korsakov (27. September).
Die Solistes Européens Luxembourg unter Christoph König präsentieren zum Spielzeitauftakt neben Richard Wagners C-Dur-Sinfonie und Beethovens Siebter ein Auftragswerk des Luxemburgers Marco Pütz (23. September). Und zum Monatsende demonstriert auch das Orchestre de Chambre du Luxembourg unter David Reiland mit Copland und Milhaud, dass es sich gleichfalls nicht aufs eingefahrene Repertoire verlassen will (29. September). Da ist das Programm des NDR Sinfonieorchesters mit Brahms und Bartók schon deutlich konventioneller. Indes ist im 1. Klavierkonzert von Brahms mit Lars Vogt ein (wie Bronfman) kammermusikalisch geschulter Solist dabei, und Dirigent Thomas Hengelbrock wird seine Erfahrung mit Alter Musik einbringen (17. September). Für Spannung ist also gesorgt.
Auch im September 2013 setzt die Philharmonie zudem wieder unerwartete Akzente. Dazu gehören Justin Broadrick mit seinem Ensemble soleil[s]noir und intelligentem Post-Metal - Titel: "Altars of Madness" (13. September). Tango-Fans werden sich auf "3 x tango" freuen (20. September). Die Streicherband The Fretless, benannt nach einem E-Bass ohne Bünde, lockt mit neuen volksmusikalischen Ideen (26. September). Und auch die empfehlenswerte Reihe "rising stars" ist wieder präsent - diesmal mit dem jungen Ausnahmeklarinettisten Dionysis Grammenos, der Pianistin Karina Sposobina und Kammermusik von Brahms bis Theodore Antoniou (25. September). mö
Karten gibt es telefonisch unter 00352/26322632 und im Internet: www.philharmonie.lu. Ein Bustransfer von Trier wird zu den Konzerten am 31. August, 17. September, 26. September und 27. September angeboten. Eine Anmeldung ist bei Lydia Oermann möglich, Telefon 0651/96686432.

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