Ein kurzes Aussetzen der Vernunft

Die Tributeband "Off The Wall" ermöglichte in der nicht ganz ausverkauften Europahalle, die gigantomanische Lightshow eines Pink-Floyd-Konzerts zu erleben - wenn auch im etwas verkleinerten Maßstab.

 Das Auge isst mit: Nicht nur die Musik beeindruckt beim Pink-Floyd-Tribut von „Off The Wall“ in der Trierer Europahalle. TV-Foto: Frank Göbel

Das Auge isst mit: Nicht nur die Musik beeindruckt beim Pink-Floyd-Tribut von „Off The Wall“ in der Trierer Europahalle. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. (fgg) Drei Lieder lang darf der Fotograf üblicherweise vor der Bühne knipsen, dann muss er das Feld räumen. Die britische Pink-Floyd-Coverband "Off The Wall" lässt da viel Zeit: Die fangen nämlich ihr Konzert in der nicht ganz gefüllten Europahalle mit dem atmosphärischen "Shine On, You Crazy Diamond" an. Das 15-Minuten-Epos eröffnet alle Floyd-Livealben und ist Pflicht wie die runde, von Strahlern umrahmte Leinwand, auf die während des Konzertes Filme projiziert werden. Ist also alles da, damit der "Floydianer" sich zu Hause fühlt, wenn auch im kräftig verkleinerten Maßstab: Während die Originale 40 LKW brauchten, um ihre Technik anzukarren, kommt "Off The Wall" wohl mit einem aus. Aber auch so darf das Auge reichlich mitessen beim Menü aus alten ("Astronomy Domine") und neueren ("Take It Back") Songs.

Virtuosität gepaart mit viel Gefühl



Die acht Musiker machen ihre Sache durchaus überzeugend. Pink-Floyd-Cover erfordern nicht reine Virtuosität, sondern viel Gefühl, vor allem in den Fingern des Gitarristen: David Fortune, wie Rockdino David Gilmour auch Sänger, macht seine Sache ebenso gut wie der singende Basser Neil Fairclough als Roger-Waters. Ben Appleby spielt nicht nur fantastisch Saxofon ("Us and Them"), sondern beglückt auch mit einem Flötensolo, wenn er nicht gerade mit zwei Damen den Background-Chor komplettiert.

Und neben Tastendrücker Kevin Fitzpatrick spielt Stella Fairhead Gitarre und singt - für die Oktavenorgie "Great Gig In The Sky" gibt es extra Applaus. Das Stück ist dem jüngst verstorbenen Floyd-Keyboarder Richard Wright gewidmet und ein Höhepunkt eines Abends, der auch Längen hat: "Young Lust", eine Satire auf chauvinistischen "Schwanzrock", kickt einfach nicht so richtig, und auch das öde "Dogs Of War" wünscht man schnell vorbei: Der naive Politrock von Gilmour konnte sich nie mit dem messen, was der ernsthafte Waters zum Thema gemacht hat. Dass der eine sein Publikum eher zum Träumen, der andere es aber aufwecken wollte, bedeutete in den Achtzigern die Trennung für "Pink Floyd". Seitdem gehen sie getrennte Wege, überwanden nur für "Live-Aid" 2006 ihren Schweinehund: Damals die Sensation des Abends. Bleiben also nur Tributebands, um mal das "Pink-Floyd-Live-Feeling" zu erleben.

Wie stark "Off The Wall" erst im Amphitheater gewesen wäre, daran mag man gar nicht denken: Das im August angesetzte Konzert fiel mangels Nachfrage aus.

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