"Festival braucht Zuschuss von 300 000 Euro"

Luxemburg · Geburtstagsfeiern für lebende Komponisten sind Rarität. Bei Alexander Müllenbach ist das anders. Am Samstag, 25. Januar, wird der Luxemburger in der Philharmonie mit einem Konzert zum 65. Geburtstag geehrt. Auf dem Programm: ein Querschnitt durch sein umfangreiches Schaffen.

 Foto: Sébastien Grébille

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Luxemburg. Über sein Selbstverständnis als Komponist und das Musikleben der Großregion hat Alexander Müllenbach mit TV-Mitarbeiter Martin Möller gesprochen. Sie sind Luxemburger und lehren seit 1977 am Salzburger Mozarteum. Sie kennen also das Musikleben in Luxemburg und der Großregion von innen, beobachten es aber auch von außen. Wenn Sie die vergangenen Jahren Revue passieren lassen - worüber sind Sie glücklich, worüber unglücklich?Alexander Müllenbach: Ich habe keinen Grund, über die Entwicklung unglücklich zu sein. Wir haben im Luxemburger Musikleben einen unerhörten Aufschwung erlebt, vor allem seit 1995, dem ersten Kulturhauptstadt-Jahr. Luxemburg hat sich zu einem europäischen Kulturstaat entwickelt. Und es gibt ja unglaublich viele Initiativen - größere und kleinere. Die haben es natürlich schwer, sich neben der Philharmonie zu behaupten. Außerdem werden die finanziellen Spielräume des Staates kleiner, und Sponsoren konzentrieren sich auf große Events.Sie sind seit 2007 Künstlerischer Direktor der Echternacher Festspiele. Wie können solche Einrichtungen neben der Philharmonie bestehen?Müllenbach: Für Echternach ist es ganz einfach. Das Festival braucht einen Zuschuss von 300 000 Euro. Das ist im Vergleich zu den Millionen für die Philharmonie wenig, und dann entfiele der Zwang, für jedes Konzert einen Sponsor zu finden. Der Spielraum bei der Programmgestaltung würde entschieden größer. Meine Idee war, das Programm ideell ganz auf Echternach zuzuschneiden mit seiner großen spirituellen Vergangenheit. Allerdings ist das Interesse an Alter Musik in Luxemburg nicht sehr groß.Das ist ein Appell an die Luxemburger Kulturpolitik, verstehe ich Sie da richtig?Müllenbach: Da verstehen Sie mich ganz richtig. Wenn wir das Festival wirklich wollen, müssen wir es anständig dotieren. Mit 60 000 Euro oder 80 000 Euro, von denen dann die Hälfte wieder in die Steuern geht, kommen wir nicht weiter.Die Zusammenarbeit im Musikleben der Großregion war bislang Gegenstand mehr von Worten als von Taten. Ist ein grenzübergreifendes Musikleben nur ein frommer Wunsch?Müllenbach: Grenzübergreifende Kulturprojekte stoßen in Brüssel auf hohe bürokratische Hürden - da resignieren kleine Veranstalter rasch. Die besten Chancen sehe ich bei einem Chor der Großregion - den haben wir ja schon - oder auch einem Orchester der Großregion. Da gibt es allerdings Voraussetzungen - die Leute müssen sich verstehen, die finanzielle Zusammenarbeit muss funktionieren. Und die Sache muss projektbezogen bleiben. Eine Chance ist es auf jeden Fall.Sie sind ein international angesehener Komponist. Fühlen Sie sich in Ihrer Heimat ausreichend anerkannt?Müllenbach: Ja, auf jeden Fall. Ich habe mit einigen Freunden vor gut 30 Jahren die Luxemburgische Gesellschaft für Neue Musik gegründet und immer zu verstehen gegeben, dass ich nicht nur nehme, sondern auch gebe. Und ich habe immer versucht, eine Musik zu schreiben, die ihre Hörer emotional berührt. Das ist beim Publikum angekommen. Durch meine Funktionen im Luxemburger Musikleben hatte ich immer viele Kontakte - die sind für einen Komponisten sehr wichtig. Und zu meinem 65. Geburtstag findet ja in der Philharmonie ein schönes Konzert statt. Wann fand die letzte Müllenbach-Aufführung in Trier statt?Müllenbach: (lacht) Das muss Ende der 1980er Jahre gewesen sein.Da gibt es also einen gewissen Handlungsbedarf.Müllenbach: So ist es.möKonzert zum 65. Geburtstag von Alexander Müllenbach am Samstag, 25. Januar, 20 Uhr in der Philharmonie. Es spielen: United Instruments of Lucilin, Orchestre de Chambre du Luxembourg, Monique Simon, Mezzo, Pierre Nimax Orgel, David Reiland, Leitung. Anschließend: Geburtstagsfeier im Foyer.Extra

Geboren am 23. Januar 1949 in Luxemburg, studierte Alexander Müllenbach unter anderem in Paris und Salzburg. Seit 1978 schrieb er über 100 Werke , darunter die Oper "Die Todesbrücke". Er ist Gründer und erster Präsident der Luxemburger Gesellschaft für Neue Musik (LGNM) und war von 2000 bis 2007 Präsident des Obersten Musikrates des Landes. Seit 2007 fungiert Müllenbach als Künstlerischer Leiter der Echternacher Festspiele. red

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