Frauen mit und ohne roten Faden

Trier · Noch ist der Stolz auf die Verleihung der Trierer Theatermaske nicht verklungen, da sucht Schauspielerin Barbara Ullmann schon eine neue Herausforderung. In dem Ein-Personen-Stück "Lebenszeichen" mit Elke Becker führt sie erstmals Regie.

 Eine Frau, viele Rollen: Elke Beckers Wandlungsfähigkeit ist gefragt.Foto: Dirk Tenbrock

Eine Frau, viele Rollen: Elke Beckers Wandlungsfähigkeit ist gefragt.Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Diese Kombination ist ungewöhnlich, in jeder Hinsicht. Eine Profi-Schauspielerin, die zum ersten Mal auf die andere Seite des Vorhangs wechselt. Und eine Akteurin auf der Bühne, die man sich "Laiendarstellerin" nicht mehr zu nennen traut, seit sie in dem schwierigen Stück "Oskar und die Dame in Rosa" vor zwei Jahren das Tufa-Publikum in einer Weise rührte, wie man es im "großen" Theater selten erlebt.
Elke Becker, die im Hauptberuf die FH-Bibliothek leitet, und Barbara Ullmann haben sich beim Schauspielunterricht kennengelernt. Becker muss eine Musterschülerin gewesen sein, sonst wäre aus der gemeinsamen Arbeit schwerlich die Idee entstanden, zusammen ein Ein-Frauen-Stück zu realisieren.
Letzteres musste erst einmal gefunden werden. Auf eine alte Fregatte wie "Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" hatte man keine Lust, und gute neuere Schauspiele für weibliche Hauptdarsteller sind, wie Ullmann lakonisch feststellt, "viel seltener als für Männer".
Da tauchte Jane Martins "Lebenszeichen" auf. Ein Stück aus den USA, das in Episodenform Schlaglichter auf die Leben ganz unterschiedlicher Frauen wirft. Mit viel Freiraum, um eigene Ideen in die Gestaltung einzubringen. Ältere Frauen, jüngere, gebildet oder einfach gestrickt, mal Lady, mal Schlampe, treues Ehegespons oder Singleweibchen auf der Suche. Ein Stück aus den 1980er Jahren, die Autorin eine Schimäre, mit sorgfältig gehüteter Identität - womöglich gar ein Mann, mutmaßen die Experten.
Barbara Ullmann und Elke Becker haben 15 der mehr als 30 Episoden ausgesucht. "Wir haben für uns einen roten Faden", sagen sie, "aber den werden wir nicht ins Programmheft schreiben". Ein wesentliches verbindendes Element liefert der luxemburgische Akkordeonist Eugène Bozetti, dessen virtuoses Spiel schon bei einem kleinen Proben-Häppchen erkennen lässt, welche Stimmung da aufkommen kann, wenn seine Klänge, die Intensität von Beckers Spiel und Ullmanns Regie-Ideen aufeinandertreffen.
Zu diesem Dreier-Bündnis gesellt sich ein weiterer Partner: Die Kulturwerkstatt, seit Gründerzeiten in der Tufa dabei, nutzt die Produktion, um ihren 30. Geburtstag zu feiern. Einst war die bunte Truppe angetreten, um künstlerische Zusammenarbeit jenseits großer Organisationen zu ermöglichen. Da könnte "Lebenszeichen" genau das passende Geburtstagsgeschenk sein. DiL
Premiere am 30. September, Vorstellungen am 3., 8., 14., 17. und 18. Oktober. Karten: TV-Service-Center Trier, Bitburg und Wittlich. Infos: http://lebenszeichenjanemartin.wordpress.com

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