Gospels, schmerzhaft und betörend schön

Wittlich · Die Sopranistin Christina Clark hat sich in der Wittlicher Synagoge der Musik afrikanischer Sklaven gewidmet und deren Leiden deutlich gemacht.

 Sopranistin Christina Clark in der Synagoge. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Sopranistin Christina Clark in der Synagoge. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Wittlich (cst) Musik kann vieles sein: unterhaltsam, begleitend, humorvoll. Doch Lieder können auch schmerzhaft sein. Und das vor allem, wenn sie so eindrucksvoll von einer Sopranistin wie Christina Clark gesungen werden. An diesem Abend in der ehemaligen Wittlicher Synagoge hat sich die Amerikanerin mit afrikanischen Wurzeln im Rahmen des Mosel Musikfestivals und in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Stadt Wittlich vor 150 Zuschauern auf eine musikalische Reise ihrer Ahnen begeben und mit Unterstützung von Pascal Schweren am Flügel zahlreiche Gospels der einstigen Sklaven auf eine höchst eindrucksvolle Art und Weise umgesetzt. Alleine der Beginn des Konzerts: Eine Stimme dringt aus dem Foyer der Synagoge nach vorne. Langsam geht Clark nach vorne, singt beschwörend und wehklagend gleichzeitig, nimmt dabei die Zuschauer mit ihrer glasklaren Stimme gefangen. Als sie "Nobody knows the trouble I've seen" anstimmt, eines der bekanntesten Stücke über das Leid der afrikanischen Sklaven in Amerika, scheint man deren Qual regelrecht zu spüren, so eindrucksvoll intoniert die Amerikanerin den Gospelsong. Und bei "Sometimes I feel like a motherless child" singt Clark noch beschwörender, ein Gesang, der so weh tut, bis es im Inneren zu schmerzen scheint und den Pascal Schweren am Flügel konsequent fortführt. Musik kann auch weh tun, und je besser die Lieder gesungen werden, desto mehr schmerzen sie und treiben so manchem Zuhörer an diesem Abend eine Träne in die Augen. Hinzu kommen zwei Einzelschicksale von Sklaven, die Clark vorliest und mit denen sie die Leiden von bis zu elf Millionen nach Amerika verschleppten Afrikanern personifiziert. Wohl selten ist den Besuchern des Konzerts das Leid der afrikanischen Sklaven so deutlich geworden wie an diesem Abend. Auch, wenn Clark im zweiten Teil des Konzerts einige weniger schmerzvolle Lieder singt, das Schicksal der verschleppten Männer und Frauen bleibt stets präsent. So ist das Konzert mit Clark nicht nur ein musikalischer Hochgenuss, sondern gleichzeitig auch ein Mahnmal gegen Sklaverei.

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