Große Stimmen, großes Programm

TRIER. Brillante Stimmen und eine ebensolche Zusammenstellung der Höhepunkte aus italienischen Opern machten die "Nacht der fünf Tenöre" in der Europahalle zu einem Erlebnis. Mit Ovationen bedankten sich fast 600 begeisterte Zuschauer bei Solisten und Orchester.

Gäbe es den Begriff "Rosinenabend", so wäre er treffend für den Galaabend "Nacht der fünf Tenöre" in der Europahalle Trier. Denn hier sind die beliebtesten, charakteristischsten oder einfach schönsten Arien aus großen Opern in einer geglückten Verbindung mit ausgesuchten Stimmen zu genießen, denen von Orfeo Zanetti, Vincenzo Sanso, Stoyan Daskalov, Guiliani di Filippo und Luigi Frattola. Die fünf preisgekrönten und international erfahrenen Tenöre verstehen es, mit Sensibilität, Leidenschaft und Charme klassische Meisterwerke so nahe zu bringen, dass ein Spektrum zwischen wohliger Gänsehaut, Tränen der Rührung und knisternder Spannung erlebbar wird. Die Gefühlsreise beginnt wie ein klassischer Opernabend mit der Ouvertüre von Rossinis "Barbier von Sevilla", gespielt vom professionellen und vielseitigen Symphonieorchester Plovdiv unter Leitung von Grigor Palikarov. Und sie findet ihre Fortsetzung in einer anspruchsvollen Zusammenstellung von Musik berühmter Zeitgenossen aus dem 19. Jahrhundert: Verdi, Massenet, Bizet, schwerpunktmäßig aber Puccini. Gerade in dessen Arien wie "Addio fiorito asil" aus Madame Butterfly, "Donna non vidi mai" aus Manon Lescaut oder "E lucevan le stelle" aus Tosca, stellen die Sänger ihre Meisterschaft unter Beweis. Denn trotz italienischer Sprache, sparsamen Gesten und fehlendem Beiwerk treffen die subtile Dramatik und Vielschichtigkeit von Puccinis Stoffen tief ins Herz. Zum besseren Verständnis gibt es zudem aufschlussreiche Informationen über Entstehungs- und Rezensionsgeschichte der Opern, vorgetragen von Andrea Hörkens, in Köln ausgebildeter Sopranistin, gefragter Interpretin und Moderatorin bei Opernfestspielen. Ihr Part ist jedoch nicht nur Moderation. In eigenen Soli wie "Chíl bel sogno di Doretta" aus La Rondine von Puccini oder auch Duetten aus Verdis "La Traviata" verleihen sie und ihre klare Sopranstimme der Herrenrunde zusätzlichen Glanz. Letztere steigert sich im Verlauf des Programms immer mehr, nicht zuletzt dank der begeisterten Publikumsreaktionen. Die Tenöre lassen unterschiedliche Klangfarben spielen, besonders Vincenzo Sanso, Guiliano di Filippo und Luigi Frattola laufen zu Hochform auf. Zum Ende hin lassen die Herren bei spritzig leichter Kost aus neapolitanischen Canzoni oder der Tarantella "Funiculi" Temperament und komödiantischem Talent freien Lauf. Da zwinkern die Augen, schwingen Arme und Hände oder wird mit Andrea Hörkens geflirtet. Die Zuschauer klatschen im Takt, nicht wenige summen die letzte Zugabe "Time to say goodbye" mit. Stehende Ovationen, Bravo-Rufe und das begeisterte Echo: "Schön war's" beschließen den glanzvollen Abend.

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