Konrad Beikircher brennt Geschichtenfeuerwerk in der Tufa Trier ab

Trier · Bestens aufgelegt hat der Bonner Kabarettist Konrad Beikircher seinem Publikum in der ausverkauften Tufa Trier einen kurzweiligen und lustigen Abend voller Geschichten, Anekdoten und parodistischen Kabinettstückchen beschert. Themen waren unter anderem Kindheitserlebnisse und das Wesen des Rheinländers.

(ae) Die Spezialität des Kabarettisten Konrad Beikircher ist es, nie zu einem wirklichen Ende zu finden. So kommt es, dass sein Programm „Rheinische Trilogie“ inzwischen bei Teil elf angelangt ist und dass seine Trierer Fangemeinde im ausverkauften großen Saal der Tufa einen überaus kurzweiligen Abend erlebt. Zu wahrer Meisterschaft hat Beikircher kultiviert, was der Volksmund „von Hölzchen auf Stöckchen kommen“ nennt. Da will der gebürtige Südtiroler, der seit 1965 in Bonn lebt, nur mal eben erklären, wie er der von ihm gepflegten rheinischen Mundart mächtig geworden ist. Heraus kommt ein Geschichten- und Anekdotenreigen von 70 Minuten Dauer, in dem sich Kindheitserlebnisse in Südtirol mit den ersten gesprochenen Worten Albert Einsteins, einem blumigen Exkurs über den Messerschmitt- Kabinenroller und Spekulationen über künftige Online-Beichtangebote verbinden. Bestens aufgelegt redet sich der Kabarettist in Fahrt und legt mit seiner fantastischen Assoziationskette ein Tempo vor, bei dem selbst Dieter Thomas Heck die Puste ausgegangen wäre. Eine Verschnaufpause bietet allenfalls die Bemerkung: „Das wollte ich an sich kurz gesagt haben.“ Minutenlang wird schallend gelacht, denn kurz und Beikircher – das geht einfach nicht zusammen.

Gut so, denn wo blieben dann die ganzen kleinen Geschichten, die schmunzelnd von den wirklich bedeutenden Dingen im Leben erzählen, die eigene Erinnerungen wachrufen, oder in denen Typen lebendig werden, die einem überall schon einmal begegnet sind? Zum Beispiel die von Maikäfergeschwadern, mit denen er und seine Freunde als Kinder unerträglich lange Gottesdienste torpediert haben.

Oder die aus Beikirchers Zeit als „Züchologe“ in der JVA Siegburg, in der ausgerechnet ein Lehrer dort einsitzenden Analphabeten aktuelle Zeitungsartikel für Blinde auf Band sprechen lassen wollte. Alles wirkt bei Beikircher direkt aus dem Leben gegriffen, auch Seitenhiebe auf aktuelles Tagesgeschehen oder Glanznummern wie eine auf Konzertereignisse übertragene Bundesliga-Schlusskonferenz, in denen er Rainer Calmund oder Marcel Reich-Ranicki in Reporterfunktion parodiert. Ganz und gar im Element ist er aber beim „Wesen des Rheinländers“, für das er bekanntlich seit Jahrzehnten missioniert. Liebevoll beschreibt er zum Beispiel die im normalen Glauben („nicht dem protestantischen!“) wurzelnde rheinische Zuversicht, ausgedrückt in den Worten eines Freundes kurz vor der Operation: „Wenn ich das nicht überlebe, bist du der erste, den ich anrufe.“´ Als Beikircher nach über zweieinhalb Stunden schließt: „Der Rheinländer – man kennt ihn gut, aber nie jenau“, ist klar, das Ende war das noch lange nicht. Warten wir also auf Teil zwölf der Rheinischen Trilogie...

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