Wenn dem Chor die Männer fehlen ...

Konz · Meist gründen sich Frauenchöre aus purer Lust am weiblichen Musizieren. Beim Saar-Mosel-Frauenchor ist das anders. Er hat sich formiert, weil die Männer fehlten. Und das Beste daraus gemacht.

 Kommen auch ohne Männer zurecht: Die Sängerinnen des Saar-Mosel-Frauenchors. Foto: privat

Kommen auch ohne Männer zurecht: Die Sängerinnen des Saar-Mosel-Frauenchors. Foto: privat

Konz. Kaffeekränzchen? Plauderstunde? Feministische Solidaritätsaktion? Von all den Klischees, die in der Männerwelt kursieren, sobald sich Frauen regelmäßig treffen, trifft nicht ein einziges zu auf den Saar-Mosel-Chor in Konz. Die Chorprobe unter der stilvollen Stuckdecke im Kloster Konz-Karthaus demonstriert: hier wird intensiv künstlerisch gearbeitet, mit positiver Grundstimmung, ohne Verbissenheit und doch mit voller Konzentration und mit ganzem Ernst. Chorleiterin Beatrice Bergér verbindet motivierenden Schwung und Detailstrenge so überzeugend, dass für Privatgespräche, die jede Chorprobe erheblich belasten können, überhaupt kein Raum bleibt.

1971 als gemischter Chor gegründet



Immer wieder setzt die ausgebildete Sängerin bei der Stimme an. "Das ‚O' nicht so offen singen", sagt sie. Und: "Ein bisschen gähnen dabei". Schon beim Einsingen zielt Bergér auf den Abbau von falschen Spannungen in Schulter und Kiefer und auf die Aktivierung von Muskeln, ohne die Gesang nicht auskommt - Zunge, Lippen, Gaumensegel, Atem, Zwerchfell.

Anders als viele vergleichbare Ensembles hat sich der Saar-Mosel-Frauenchor etabliert, weil die Männer fehlten. 1971 wurde er als gemischter Chor gegründet, also mit Frauen und Männern. Aber die Zahl der sangesfreudigen Herren sank stetig und landete schließlich bei Null. "Wir hatten dann noch einmal eine große Werbeaktion gestartet", sagt Vorsitzende Margret Maldener-Rüggeberg. Ohne Erfolg. 2002 entschied man sich zur Weiterführung nur mit Frauen.

Damals kamen noch sechs Sängerinnen zur Probe, und als Beatrice Bergér 2004 den Chor übernahm, waren es gerade mal sieben. "Von da an ging es aufwärts", sagen alle unisono, und im Proberaum verbreitet sich eine Stimmung dankbarer Sympathie.

Derzeit besteht der Chor aus 32 Sängerinnen zwischen 25 und 80 Jahren. Das Repertoire ist weit gespannt: Ein bisschen Mozart, ein paar Hits, etwas Wiener Schmäh, dazu Stücke, in denen nicht nur der Gesang eine Rolle spielt, sondern auch die Darstellung - "halbszenisch" also. Warum sie im Chor singen? "Da kann ich mal Dampf ablassen, mir Ärger von der Seele singen", sagt eine Sängerin. "Ich erfahre viel Neues", sagt eine andere. Singen mache Freude und entspanne, heißt es weiter aus dem Chor. Und bei manchen klingt auch Stolz mit, weil sie damals nicht aufgegeben haben, als das Überleben des Vereins auf der Kippe stand.

Und ihr schönstes Chor-Erlebnis? Die "Klangwand" sei es gewesen - jene spektakuläre Aktion 2005 vor einer Hochhausfront in Trier-Mariahof, für die der angesehene Komponist Gerhard Stäbler die musikalischen Vorlagen lieferte. Oder auch die Mitwirkung beim Kulturjahr-Projekt 2007 in Luxemburg. Veranstaltungen, die mit einem traditionellen Konzert wenig zu tun haben.

Ihr nächster Termin ist der 26. März um 20 Uhr. Dann feiert der Saar-Mosel-Chor im Festsaal Karthaus sein 40-jähriges Bestehen. Als Gäste und Gratulanten sind der Männergesangverein Merzlich-Karthaus und die Sängervereinigung Konz mit von der Partie.

Saar-Mosel-Frauenchor: 32 Sängerinnen zwischen 25 und 80 Jahren. Leitung: Beatrice Bergér. Kontakt: Bärbel Detering-Hübner (06501/150320), baerbel.detering@t-online.de

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