Sie ist nur etwa 1,60 Meter groß, auf der Bühne aber ist Doro Pesch eine Gigantin. Seit über 30 Jahren ist sie die deutsche Ikone in der Metal-Szene. Eine zierliche Frau, aber ein Kraftpaket, das Hallen zum Beben bringt. Denn Doro mag es laut. Ganz laut. Wie auch ihre Fans. Wobei die Ohrstöpsel, die sie zum Schütz ihres Gehörs trägt, wegen der langen blonden Haare überhaupt nicht auffallen. Stichwort lange Haare: Metal-Fans lieben Headbanging. Doro ebenfalls.

Kaum, dass sie am Freitagabend in ihrer Show in Saarburg einmal den Kopf ruhig hält. Ständig klappt sie wie ein Taschenmesser zusammen und schnellt sofort mit wehender Mähne wieder nach oben. Je heftiger und schneller sie das macht, umso begeisterter der Zuspruch aus dem Publikum. Kein Mensch käme auf die Idee, dass diese Power-Frau die 50 bereits überschritten hat; Doro rockt wie mit Mitte 20.

Der Kontakt zum Publikum ist der gebürtigen Düsseldorferin wichtig. Bei ihren Konzerten gibt es keinen Graben, der Künstler und Publikum trennt. Kein Wunder, dass die ersten Reihen bereits deutlich vor Konzertbeginn belagert waren. Immer wieder beugt Doro sich vor, klatscht Hände ab, sucht den Dialog mit ihren Fans. Die Frau ist unkompliziert und frei von Starallüren. Im Gegensatz zu anderen Künstlern gibt es keine Limits. Wer sie fotografieren möchte, bitte schön. Am Anfang der Show, in der Mitte oder gegen Ende. Doro ist dabei.
Keine andere deutsche Rocksängerin war über eine derart lange Zeit so erfolgreich. 19 Stationen umfasst ihre aktuelle Tournee: Darunter Auftritte in Großbritannien, Wien, Prag, Frankfurt, Hamburg und eben Saarburg. Warum die Saarburger Stadthalle allerdings nicht ausverkauft war, wird ein Geheimnis bleiben. An der Show kann es nicht gelegen haben.

An diesem Abend präsentiert sie einen Querschnitt ihres bisherigen musikalischen Schaffens. Songs, die sie mit ihrer Startformation "Warlock" aufgenommen hat fehlen hier ebenso wenig wie ihre deutschen Hits "Für immer" und "Herzblut". Gerade diese beiden Balladen zeigen aber auch auf, wie schwer es ist, mit harten Songs in die Charts zu kommen. Was auch schon die "Scorpions" erfahren mussten, die erst mit gefühlvollen Balladen die Charts erobern konnten.

Als dann gegen 23 Uhr der Abend endet, gehen zufriedene Fans zu ihren Autos. Sie haben ihrer Königin gehuldigt und die hat es ihnen mit einem kraftstrotzenden Auftritt gedankt. Ein gelungener Abend.