Ovationen bis zum Abwinken

Essen · Kleine Invasion aus Trier im Opernhaus Essen: Etwa 150 Grundheber-Fans von der Mosel, darunter die Teilnehmer einer TV-Leserreise, kamen zur Abschiedsvorstellung der selten gespielten Oper "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss.

 Franz Grundheber. TV-Foto: Archiv

Franz Grundheber. TV-Foto: Archiv

Essen. Für das Ruhrpott-Pu blikum hieß es an diesem Abend Abschied nehmen vom langjährigen Intendanten und Chefdirigenten Stefan Soltesz, der die Essener Aalto-Oper in den vergangenen 16 Jahren in die Phalanx der europäischen Spitzenhäuser geführt hat. Der 64-jährige Ungar hatte als allerletzte Produktion die schon legendäre, außergewöhnlich poetische und farbenprächtige Fred-Berndt-Inszenierung der "Frau ohne Schatten" aus dem Jahr 1998 wieder auf die Bühne zurückgeholt - mitsamt seiner Lieblingsbesetzung, darunter der aus Trier stammende Bariton Franz Grundheber in der Hauptrolle des Färbers Barak.
Es war über Jahre eine ganz persönliche Lieblingspartie des inzwischen fast 76-jährigen Sängers - und es ist zuletzt selten geworden, dass er die Strapazen einer solch großen Rolle auf sich nimmt. Kaum hatte sich herumgesprochen, dass der gebürtige Biewerer auftreten würde, gab es in Trier einen Run auf die Karten - freilich wollten auch die Essener massenhaft dabei sein beim großen Finale der Ära Soltesz.
Die riesige Trierer Delegation hatte reichlich Grund zum Jubeln, ragte doch Franz Grundheber hinsichtlich Prägnanz, Wortverständlichkeit, stimmlichem Wohlklang und darstellerischer Präsenz aus dem international besetzten Ensemble derart heraus, dass ihn das Publikum im ausverkauften Haus mit Beifallsstürmen überschüttete. "Er ist nach wie vor ein Ereignis", befand nachher kurz und bündig die WAZ, und die Rheinische Post sah ihn "an der Spitze des luxu riös besetzten Ensembles".
Und dennoch ließ Grundheber an diesem Abend gerne einem anderen den Vortritt: 17 Minuten lang feierte das Publikum mit lautstarken Ovationen den scheidenden Theater- und Orchesterchef Soltesz, der einmal mehr seinem Ruf als brillanter Dirigent alle Ehre machte - sagt man ihm doch nach, dass Orchestermusiker unter der Leitung von Soltesz mit dem Allerwertesten förmlich auf der Stuhlkante sitzen, vor lauter Aufmerksamkeit.
Ob das stimmt, davon kann man sich demnächst im Grand Théâtre in Luxemburg überzeugen: Im Februar 2014 dirigiert er dort einen starbesetzten "Rosenkavalier" in der Regie von Oscar-Preisträger Christoph Waltz. Der rechtzeitige Kauf von Karten ist ratsam. Die "Frau ohne Schatten" steht Ende der kommenden Saison übrigens in Saarbrücken auf dem Spielplan.
Und auch für Franz Grundheber geht es mit Strauss weiter: Im Herbst singt er in Frankfurt und Hamburg den Musiklehrer in "Ariadne auf Naxos".

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