Theatergeschichten

Theater sind ein schier endloser Quell von Anekdoten, "Verzählches" und kleinen Schmankerln. In der neuen Rubrik "Theatergeschichte(n)" wollen wir in loser Reihenfolge einen Blick hinter die Kulissen werfen.

 Ferry Seidl als Kaiser Franz-Joseph II. im Tiroler Mantel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ferry Seidl als Kaiser Franz-Joseph II. im Tiroler Mantel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine lebende Anekdoten-Sammlung ist beispielsweise Ferry Seidl alias Ferenc Bajor. Erfolgreicher Operettentenor zwischen Wien und Budapest, später Trierer Ensemblemitglied, dann Lehrer und als Ruheständler wieder regelmäßiger Gast am Augustinerhof. Wie etwa morgen Abend, wenn er den Kaiser Franz-Joseph im "Weißen Rössl" spielt.

Normalerweise gilt es als verpönt, dass Künstler ihre eigenen "Klamotten" auf der Bühne tragen. Aber für die kaiserliche Jagd-Szene wurde dringend ein grüner Tiroler-Mantel gesucht. In der Herrenschneiderei war nichts Passendes vorrätig, aber Meister Seidl erinnerte sich eines Erbstücks seines Vaters, das seit Jahren zu Hause im Kleiderschrank lagerte. Versehen mit reichlich Erinnerungen an die Zeit, da die Familie Seidl hinter dem eisernen Vorhang lebte und der Mantel ein großzügiges Geschenk "westlicher" Verwandter aus Österreich war.

So wird der grüne Tiroler mit dem Etikett "Echte Handarbeit" auch bei der Freitags-Vorstellung vom "Rössl" wieder dabei sein. Und Ferry Seidl fühlt sich nach eigenem Bekunden, "wie wenn mein Vater seine schützende Hand über mich hält".

Dieter Lintz

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