Trendthema Heimat

Trier/Prüm · Krimis aus der Eifel, Kochbücher von der Mosel - Literatur mit regionalem Bezug liegt im Trend. In loser Folge stellen wir deshalb das Spektrum der Verlage im Verbreitungsgebiet, ihre Veröffentlichungen, Autoren und andere interessante Aspekte rund um das regionale Literaturgeschehen vor.

Trier/Prüm. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) schätzt, dass es rund 100 Verlage im Verbreitungsgebiet des Volksfreund gibt - aber wie viele es genau sind oder welchen Anteil sie am hiesigen Wirtschaftsgeschehen haben, lässt sich nicht verlässlich beziffern. Das ist strukturell bedingt. Denn ihre Tätigkeit ist in vielen Fällen kombiniert mit anderen Geschäftszweigen, zum Beispiel Druckerei, Medien oder Agentur-Dienstleistungen, zudem oft auch nur Neben- und Nischengeschäft, das unter anderen Gewerbebezeichnungen firmiert.
Literaturland Eifel - Mosel - Hunsrück


"Ein Buch ist schnell gemacht, aber nicht schnell vertrieben - wenn die Händler nicht mitspielen", sagt dazu Peter Zender, Mitinhaber der Trierer Traditionsbuchhandlung "De\' Bücherladen" und selber Verleger (Obacht-Verlag/Alles Trier). Doch eins lässt sich mit Gewissheit sagen: Zurzeit stehen Produkte regionaler Verlage nicht nur bei heimatverbundenen Händlern wie ihm, sondern auch bei bundesweit operierenden hoch im Kurs.
In der Mayerschen Interbook, der größten Buchhandlung in Trier, sind nach Angabe ihrer Filialleiterin Barbara Hammes allein 30 laufende Regalmeter - Tendenz steigend - mit Eifel- oder Mosel-Krimis, regionalen Klassikern wie Clara Viebig, moderner Heimatliteratur, Kinderbüchern, Bildbänden, Mundart-Wörter- oder Regionalkochbüchern bestückt. Nicht eingerechnet sind Freizeitkarten und Geschenkartikel. Ähnlich im Bücherladen: "Seit rund neun Jahren gibt es eine verstärkte Nachfrage nach regionalen Titeln, besonders Krimis und Heimatliteratur sind ein wachsender Markt", beobachtet Peter Zender.
Dahinter steckt ein Trend, den Josef Zierden, Leiter des Eifel-Literaturfestivals, so einordnet: "Heimat, Provinz oder ländlicher Raum haben immer mal wieder Konjunktur, nostalgisch verklärt wie in den masurischen Geschichten von Siegfried Lenz oder kritisch, als Anti-Heimatliteratur wie bei Thomas Bernard. Die literarische Aufwertung der Region ist seit der Neuen Heimatliteratur der 1970er Jahre nie wirklich verebbt." Ihre aktuelle Massenwirksamkeit, vor allem in Bestseller-Regionalkrimis wie denen von Volker Klüpfel und Michael Kobr oder Nele Neuhaus, lasse sich folgendermaßen erklären: "Die humorvollen wie unterhaltsamen literarischen Liebeserklärungen an vermeintliche Dorfidyllen, an die überschaubare, beschauliche und naturschöne Provinz sind Gegenpol zu einer immer hektischer und undurchschaubarer werdenden Welt in Zeiten der Globalisierung."
Barbara Hammes kommt zu einem ähnlichen Schluss und verwendet dafür den Begriff Cocooning: "Dahinter verbirgt sich der Rückzug ins heimische, sichere Leben, Rückzug zur Verwurzelung."
Die hiesige Region nimmt bei diesem Trend eine gewisse Vorreiterrolle ein, dank Jaques Berndorf. "Seine Verdienste für den Regionalkrimi in Deutschland können nicht hoch genug veranschlagt werden. Er hat vor zwei Jahrzehnten schon Pionierarbeit geleistet, dabei der Eifel einen besonderen Rang in Deutschlands Krimilandschaft gesichert und zahllose Nachahmer gefunden", sagt Josef Zierden. An seine Auflagemillionen komme in diesem Genre niemand heran. Erfreulich findet Zierden, dass sich darüber hinaus Eifeler Literaten wie Michael Lentz oder Norbert Scheuer überregional als moderne Erzähler von Rang etabliert haben.

Wie sich in diesem Kontext die regionale Verlags- und Literaturlandschaft profiliert, lesen Sie in den folgenden Teilen unserer Serie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort