462 Einwände gegen Schießstand

Landscheid · Viele Bürger haben Bedenken gegen den Bau eines Schießstands in Landscheid. 462 Beschwerden sind bei der Verbandsgemeindeverwaltung eingegangen. Befürchtet werden Lärmbelastung und Schäden für die Umwelt.

 Der Wurftaubenclub Landscheid nutzt den derzeitigen Schießstand. Der Vorsitzende Heinz Plein hält vor der Anlage Scheiben in der Hand. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der Wurftaubenclub Landscheid nutzt den derzeitigen Schießstand. Der Vorsitzende Heinz Plein hält vor der Anlage Scheiben in der Hand. TV-Foto: Klaus Kimmling

Landscheid. Der Plan, in Landscheid einen Schießstand zu bauen, wurde in den vergangenen Monaten kontrovers in der Öffentlichkeit diskutiert. Konkret geht es darum, auf dem Gelände der bereits bestehenden Anlage aus den 1970er Jahren einen Neubau zu realisieren.
Mehr als drei Millionen Euro will die Firma Target World in das Projekt investieren und neben einem modernen Schießstand auch Waffenshops und ein Restaurant dort ansiedeln. Die Kritiker wiederum haben sich in einer Bürgerinitiative organisiert. Sie befürchten eine stärkere Lärmbelastung, die sich bis zum historischen Kloster Himmerod erstrecken soll.
Bürger konnten bei der Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land Bedenken einreichen. Insgesamt sind 462 Einwände eingegangen, davon 429 von privaten Personen oder Vereinigungen, 33 von Behörden und Kommunen, wie Herbert Billen von der Verbandsgemeindeverwaltung dem TV auf Anfrage mitteilt.
Große Resonanz


Aufgrund der großen Zahl an Einwänden könne die Bearbeitung nicht vor September 2014 abgeschlossen werden. Die Resonanz sei deshalb so hoch, weil überregional negative Auswirkungen insbesondere bezüglich der Lärmbelästigung gesehen werden und die Bereiche Tourismus und Naturschutz betroffen sein könnten.
Nach der Auswertung werden der Verbandsgemeinderat und der Gemeinderat Landscheid über das weitere Verfahren beraten und eine Entscheidung treffen. Danach folgt die formale öffentliche Beteiligung, die sogenannte Offenlage, bei der die Bürger nochmals die Möglichkeit haben, Stellungnahmen dazu vorzubringen. Gerd Meyer von der Bürgerinitiative gegen den Schießstand spricht von einem Etappensieg. Die Einwände seien in einem Zeitraum von nur zwei Wochen abgegeben worden. Das sei außergewöhnlich.
Das Projekt sei auch wegen der Auswirkungen auf Mensch und Natur in einem der hochwertigsten ökologischen Gebiete im Landkreis kompromisslos abzulehnen, so Meyer. Ziel sei die Stärkung des sanften Tourismus in der Region. Meyer: "Ein solches Projekt widerspricht diesen Grundsätzen."
Walter Raskop, Erster Beigeordneter im Gemeinderat von Landscheid, verweist auf den tatsächlichen Verfahrensstand: "Bislang hat der Gemeinderat lediglich für die Zulassung des Antrags des Investors gestimmt und beschlossen, die Öffentlichkeit sowie die Fachbehörden zu beteiligen. Das bedeutet keinesfalls, wie vielfach falsch dargestellt, dass der Antrag bereits genehmigt wurde.".
Damit wehrt sich Raskop gegen die Kritik, dass der Rat von vornherein für das Projekt gestimmt habe. Das sei beim derzeitigen Verfahrensstand - auch rechtlich - noch gar nicht möglich. Raskop wünscht sich angesichts heftiger Diskussionen im Ort, auf eine sachliche Diskussionsebene zurückzukehren.
Der Erste Beigeordnete erinnert an die Bedeutung des Projekts, denn für den Fall, dass die Erweiterung des Schießstandes nicht genehmigt werde, sei der derzeitige Betreiber, der Wurftaubenclub Landscheid, entschlossen, die jetzige Anlage weiter zu nutzen.
Die dazu in den 1970er Jahren erteilte Genehmigung erlaube einen Schießbetrieb an sieben Tagen in der Woche und umfasse keine speziellen Lärmbeschränkungen. Es könnte also lauter werden.
Die Planung des Investors Target World hingegen würde den neuen Umwelt- und Lärmauflagen Rechnung tragen.Extra

In der Diskussion wurde immer wieder das Argument genannt, dass der vorhandene Schießstand aus den 1970er Jahren dringend saniert werden müsste. Dabei geht es um die Belastung des Bodens durch beim Schießen verwendete Bleimunition. Hohe Kosten kämen auf die Gemeinde zu, die - bei Baugenehmigung einer neuen Anlage - der Investor Target World der Gemeinde abnehmen würde. Auf TV-Nachfrage teilt jetzt Nicole Adam, Pressesprecherin der dafür zuständigen Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz mit: "Bezüglich des Schießstandes in Landscheid wurde von der SGD Nord bisher keine Sanierungsverfügung erlassen." Es bestehen keine unmittelbaren Gefahren für den Boden oder Grundwasser. Ein "dringender Sanierungsbedarf" bestehe nicht. Es gebe zwar grundsätzlichen Handlungsbedarf. Aber die SGD habe den Erlass einer Sanierungsverfügung bis Ende 2015 zurückgestellt. Sobald eine Grundsatzentscheidung "Pro oder Contra Umbau Schießanlage" gefallen sei, werde von Seiten der Behörde gehandelt. hpl

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