82 Jahre in Armut und Frömmigkeit

Klausen · Das Leben hinter den Klostermauern war in Klausen nicht luxuriös, sondern von Arbeit und sieben Gebetszeiten geprägt. Im Ort schätzte man die Hilfsbereitschaft der Nonnen gegenüber Kranken und Bedürftigen. Jetzt lebt der Konvent in der Nähe von Osnabrück.

 Das Kloster der Dominikanerinnen hat den Ort über viele Jahre geprägt. Die Postkarte stammt aus der Sammlung von Werner Simon. TV-Foto: Christina Bents

Das Kloster der Dominikanerinnen hat den Ort über viele Jahre geprägt. Die Postkarte stammt aus der Sammlung von Werner Simon. TV-Foto: Christina Bents

Klausen. Für viele Klausener war der Abschied der Nonnen im Jahr 2000 ein wehmütiger. Die frommen Frauen hatten einen festen Platz in der Dorfgemeinschaft und ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Zwar lebten sie zurückgezogen im Kloster, aber es gab Berührungspunkte.
Die Einwohner konnten in die Messen in der Klosterkapelle gehen, einige Klausener haben im Kloster im Hauswirtschaftsbereich oder als Hausmeister - oft gegen Gotteslohn - gearbeitet, und durch ihre Tätigkeiten als Krankenschwestern an der Klosterpforte waren sie im Ort präsent. Christa Neukirch berichtet: "Ich bin immer gern in die Messen gegangen, besonders an hohen Festtagen war es dort sehr feierlich und angenehm warm."
Monika Bollig weiß Weiteres: "Es gab ja damals weit und breit keinen Arzt, und da war die Nonne mit der Krankenschwesterausbildung sehr wichtig."
1918 kamen Schwester Maria Katharina, Schwester Maria Rosa, beide Reichsgräfinnen von Spee, mit vier Chorschwestern und zwei Laienschwestern nach Klausen. Danach nahm die Zahl der Schwestern stetig zu. Aus Deutschland, Luxemburg, Belgien oder Ungarn kamen sie in den Wallfahrtsort. In den 50er Jahren lebten um die 40 Schwestern in Klausur im Kloster. Daran erinnert sich Monika Bollig: "Die Nonnen lebten sehr streng abgeschirmt, man hat sie nie gesehen, außer an Wahlen, da wurden sie mit dem Bus am Kloster abgeholt und sind ins Wahllokal gefahren. Die Leute haben sie dann schon neugierig angesehen, denn sonst kamen die Nonnen ja nicht raus aus dem Kloster".
Gebäude steht leer


Der Alltag der Klausener Dominikanerinnen forderte viel Fleiß und Disziplin. Er begann schon morgens um 5 Uhr, um 5.50 Uhr trafen sich die Schwestern zum Chorgebet und zur anschließenden "Zeit der Stille". Gegen 7.15 Uhr war die Eucharistiefeier, zu der auch Gäste kommen durften. Dann wurde gefrühstückt und die Arbeit begann mit Kochen, Waschen, Gartenarbeit und dem Versorgen des Viehs. Um 11.30 Uhr folgten das Rosenkranzgebet und das Mittagessen, bei dem geschwiegen wurde.
Insgesamt gab es sieben Gebetszeiten am Tag. An der Klosterpforte fragten Bedürftige oft nach einer Mahlzeit, die sie auch bekamen, auch wenn die Nonnen selbst nicht viel hatten. Die finanzielle Situation war schwierig. Schwester Susanne erklärte in einem Interview mit dem TV 1995: "Wir leben sehr bescheiden, ein Teil des Geldes kommt aus Spenden, einige Schwestern haben eine kleine Rente und es sind klostereigene Grundstücke verpachtet."

Weil das Gebäude in Klausen renovierungsbedürftig war und die 14 Nonnen sich öffnen und Gruppen beherbergen wollten, was in Klausen aufgrund der räumlichen Verhältnisse schwierig war, zogen sie im Herbst 2000 in die Nähe von Osnabrück. Dort leben jetzt noch neun Schwestern.
Das Klostergebäude in Klausen steht seit dem Weggang der Nonnen leer. Es gehört einem niederländischen Investor, der es weiterverkaufen möchte.
1828 taucht das Gebäude erstmals in den Karten von Klausen/Pohlbach auf. Eigentlich hatte das Kloster über viele Jahre eine andere Nutzung. Es war ein Gasthaus. Die Familie Antz hatte dort eine Gast- und Schankwirtschaft mit Saal, Schlafkammern und einem landwirtschaftlichen Betrieb. Erst als die Gastwirtschaft aufgegeben wurde und das Gebäude leer stand, kamen Dominikanerinnen 1918 aus Luxemburg nach Klausen. "Von der Lage des Gebäudes und vom Ort selbst waren sie begeistert, aber das Haus selbst schien ihnen verwahrlost", schreibt Gerda Hoffmann in ihrem Buch "Vom Klausener Wirtshaus zum Kloster der Dominikanerinnen", das 2008 erschienen und bei der Ortsgemeinde für zwölf Euro erhältlich ist. chb

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