Auf den Spuren des abgeschossenen Vaters

Brauneberg · Mehrmals sind die Engländerinnen Jan Truscott und Gillie Davies an die Mosel gereist, um mehr über ihren Vater herauszufinden. Dieser war 1944 bei Brauneberg nach einem Luftgefecht abgestürzt. Über die Ergebnisse ihrer Recherche haben die beiden Schwestern jetzt ein Buch verfasst.

 Jan Truscott zeigt auf die Stelle oberhalb von Brauneberg, an der das Flugzeug ihres Vaters im Zweiten Weltkrieg abgestürzt war. Daneben steht ihre Schwester Gillie Davies mit dem Buch, in dem sie die Ergebnisse ihrer Recherchen zusammengefasst haben. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Jan Truscott zeigt auf die Stelle oberhalb von Brauneberg, an der das Flugzeug ihres Vaters im Zweiten Weltkrieg abgestürzt war. Daneben steht ihre Schwester Gillie Davies mit dem Buch, in dem sie die Ergebnisse ihrer Recherchen zusammengefasst haben. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Brauneberg. Was hat unser Vater während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland erlebt? Das haben sich die englischen Schwestern Jan Truscott und Gillie Davies gefragt, als sie im Nachlass ihrer Eltern Briefe aus Kriegszeiten gefunden haben.
Dorf geschichte(n)


Bis dahin waren ihnen Details über die Gefangenschaft ihres Vaters unbekannt. Ihre Eltern hatten nie über die Ereignisse während des Krieges gesprochen. "Don\'t mention the war", zu deutsch: "Sprich nicht über den Krieg", war stets die Antwort, wenn die beiden Mädchen nach dem Erlebten gefragt hatten. "Wir wussten nur, dass unser Vater bei Mülheim an der Mosel mit seinem Flugzeug abgeschossen worden war", sagen Truscott und Davies. Dies geschah am 22. März 1944 auf dem Rückweg von einem Lufteinsatz bei Frankfurt.
Vier Männer der Besatzung kamen dabei ums Leben, drei andere, darunter ihr Vater, konnten sich mit Fallschirmen retten und kamen in Gefangenschaft. Anhand der gefundenen Briefe fanden Truscott und Davies heraus, dass deutsche Polizisten den abgeschossenen Piloten geholfen hatten, indem sie diese mit Getränken versorgten und Briefe an die Angehörigen in England geschickt hatten. Bei ihren Recherchen an der Mosel stießen sie auf die Mülheimerin Erika Weber, die aus Brauneberg stammt und beim Abschuss des Flugzeuges 14 Jahre alt war. Sie konnte den beiden englischen Schwestern die genaue Absturzstelle des Flugzeuges zeigen. Diese befindet sich etwas oberhalb von Brauneberg, direkt an der Straße nach Burgen.
Die Kinder hatten damals an dem abgestürzten Flugzeug Dinge gesucht, die sie noch gebrauchen könnten. "Die Fallschirmseide wurde in der Schule für Nähstunden genutzt", erinnert sich Weber.
Auflage von 70 Exemplaren


Einige Gegenstände aus dem Flugzeug sind heute noch vorhanden. "Wir haben ein Taschenmesser und einen Schalter aus dem Flugzeug erhalten", freuen sich die beiden Schwestern.
Über die Ergebnisse ihrer Recherche haben sie jetzt ein Buch in einer Auflage von 70 Exemplaren herausgebracht. Es beinhaltet Fotos, die gefundenen Briefe aus den Kriegszeiten und den Verlauf ihrer Nachforschungen. "Das Buch ist für unsere Familie, unsere Freunde und die Leute in Brauneberg", sagen sie. Günter Dansauer, Patensohn von Erika Weber, hat die englischen Texte ins Deutsche übersetzt. Jetzt waren Truscott und Davies in Brauneberg zu Gast, um Ortsbürgermeister Udo Schiffmann einige Exemplare des Buches zu überreichen. Dieser freut sich: "Die Ereignisse von damals gehören auch zu unserer Geschichte."

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