Azubis verschönern die Marienburg

Wie lernen Azubis Kundenorientierung? Sie helfen anderen und entwickeln sich dabei selbst weiter. Von dieser Idee profitiert die Marienburg.

 Bevor die Azubis kamen, gab es zwar eine Grillhütte, aber weder Tisch noch Stuhl, um das Gegarte zu genießen. Ein Team hat Picknickbänke zusammengeschraubt, schafft nun eine ebene Stellfläche. Spaß dabei muss sein. Foto: Dorothea Müth

Bevor die Azubis kamen, gab es zwar eine Grillhütte, aber weder Tisch noch Stuhl, um das Gegarte zu genießen. Ein Team hat Picknickbänke zusammengeschraubt, schafft nun eine ebene Stellfläche. Spaß dabei muss sein. Foto: Dorothea Müth

Zell. Die Marienburg bekommt diese Woche einen Teich in den Innenhof, Blumen auf den Parkplatz und Bänke vor die Grillhütte, dazu ein Trampolin und ein steinernes Schachbrett. Und das gratis: 17 Auszubildende aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland investieren fünf Tage lang Können und Energie, um die Außenanlagen der Burg aufzumöbeln.

Alle sind bei den Baumärkten Globus und Hela im ersten Lehrjahr zu Einzelhandelskaufleuten oder Verkäufern. Die jungen Leute haben mit Werkzeugen, Pflanzen und Baumaterialien in ihrem Berufsalltag also nur als Ware zu tun. Auf der Marienburg lernen sie, ihre Produkte praktisch einzusetzen.

Die fachliche Anleitung dafür bekommen sie vom technischen Leiter der Jugendbildungsstätte, Mario Heisig. Der hatte erst Bedenken, ob die Azubis schon erfahren genug für die Arbeiten an seiner Burg wären. Doch am dritten Tag muss er zugeben: "Ich bin erstaunt und begeistert von ihrem Fachwissen. Menschlich sind sie auch in Ordnung - es macht Spaß!" Heisig hat sogar selbst dazugelernt. "Ich als Gärtnerin wusste, welche Pflanzen man für den Innenhof am besten nimmt", erzählt Kerstin Fahr aus Saarbrücken stolz.

Eigentliches Ziel der Woche ist jedoch, die Sozialkompetenz der Azubis zu stärken. Ungewohntes Umfeld, Teamarbeit und neue Aufgaben schaffen beste Voraussetzungen für vielfältige Lernprozesse. Anna Schätzle und Andreas Jäger von der Unternehmensberatung Hemsing Personalis, die das Seminar organisiert, berichten: "Wenn Aufgaben nicht an einem Tag fertigzustellen sind, demotiviert das einige." Ein weiterer Konflikt: "Die Azubis mussten lernen zu improvisieren, weil hier auf der Burg nicht so viele Werkzeuge zur Verfügung stehen wie im Baumarkt."

Deshalb ist der Arbeitstag noch nicht zu Ende, wenn die Gruppe am späten Nachmittag mit den Verschönerungsarbeiten fertig ist. Nach dem Abendessen reflektieren die Azubis den Tag, die beiden Psychologen Schätzle und Jäger schulen sie in Kommunikation, Konfliktbearbeitung und Körpersprache.

Trotz des straffen Programms würden die meisten Azubis die Seminarwoche freiwillig wiederholen. Pluspunkte hat das für sie viele: an der frischen Luft arbeiten und andere Abteilungen kennenlernen. Am schönsten war es für die 20-jährige Rosina Cittadini jedoch, Kinder auf dem Trampolin hüpfen zu sehen: "Da war ich stolz: Das haben wir aufgebaut!"

Anderen geholfen und dabei selbst gelernt zu haben, dar auf werden die Azubis heute mit dem Cochem-Zeller Landrat Schnur anstoßen.

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