Chancen liegen zwischen Städtchen und Dorf

LANDSCHEID. 2300 Einwohner "mat allen Dearfern on Heefen" hat die 1975 gegründete Mehrortsgemeinde Landscheid. Ob auf den Höfen oder in den drei ehemals selbstständigen Gemeinden: Liebe zur Heimat und der Blick nach vorn kennzeichnen das Landleben.

Früher sind die Händler "ausgeflogen", jetzt sollen die neuen Verkehrswege Menschen in den Ort bringen: zum Beispiel Investoren für das Gewerbegebiet an der A 60. "Null Minuten bis zur Autobahn", sagt Ortsbürgermeister Egon Birresborn stolz, "Jetzt liegen wir zentral: zehn Minuten bis Wittlich, knapp 20 nach Trier, in Bitburg ist man etwas schneller." Komme auch noch der Hochmoselübergang, liege man "verkehrsstrategisch im Herzen Europas" wirbt ein Flyer für das "Filetstück" an der A 60 als Gewerbestandort. Lange Jahre profitierte der Ort vom Gewerbe, immerhin feiert 2006 auch der Handel-Handwerk- und Gewerbeverein stolze 100 Jahre. Die größte Firma, Suki - deren früherer Chef Werner Klein erster und einziger Ehrenbürger ist - bietet nicht nur Arbeit. Gemeinsam mit den vielen Unternehmen vor Ort sicherte sie die Finanzkraft der Gemeinde. "Wir haben allein ein Drittel der Verbandsgemeindeumlage gebracht. Aber seit 2000 haben wir einen Gewerbesteuereinbruch", sagt der Ortschef. Der Fehlbedarf werde sich auf 300 000 Euro erhöhen. Ein weiteres Problem: Die Kosten für Eifelland- und Kailbachhalle: Jedes Jahr bemängelt der Landesrechnungshof die 30 000 bis 40 000 Euro Unterdeckung. Das war es schon mit den weniger angenehmen Seiten des Landscheider Landlebens. "Leben" kann man wörtlich nehmen. Das gilt für Ortsbild wie Bewohner. Die Schwerpunktgemeinde hat enorm von städtebaulichen Sanierungsprogrammen profitiert. Allein im privaten Bereich sind 90 Projekte mit Städtebauförderung auf den Weg gebracht. Über 30 Straßen sind seit der Dorferneuerung ausgebaut worden. Besuchern fällt auf, dass Wert auf gepflegtes Wohnen gelegt wird. "Störfaktoren" wie das "blaue Haus" sollen umgewandelt werden und die Infrastruktur, etwa als Dienstleister-Haus, weiter verbessern. Die Infrastruktur hat sich aus den Ortsteilen auf Landscheid konzentriert: Handwerk, Handel, Lebensmittel, Schule, Kindergarten, Arzt, Apotheke, Banken, Stützpunktfeuerwehr, Hotels, Gastronomie oder die einzige Postfiliale zwischen Wittlich und Speicher: Landscheid hat's. Und unter manchem Dach wird kein Platt sondern amerikanisch gesprochen. Der nahe Flugplatz bringt auch Mieter, Schlüsselzuweisungen und damit Kaufkraft, auch wenn die Amerikaner im allgemeinen Dorfleben keine große Rolle spielen. Wichtiger ist auch der eigene Nachwuchs: Der Kindergarten mit 70 Plätzen, davon 20 für Ganztagsbetreuung, ist ausgelastet, ein Hort für die Grundschule (72 Schüler) soll entstehen, und die Jugend packt mit an: Die Niederkailer wollen sich einen Bauwagen als Treff gestalten, in Burg soll mit Eigeninitiative in der alten Schule ein Jugendraum entstehen, in Landscheid soll für die jüngeren im Schwesternwohnheim und für die älteren am Tennishaus Platz geschaffen werden. Die Vereine unterstützen die Aktionen. "Ohne Vereine sind Dörfer tot. Da werden viele Jugendliche beschäftigt, sie sind das Herzstück der Gemeinden", sagt Egon Birresborn. Ganz besonders in Burg und Niederkail werde das Vereinsleben hoch gehalten und vieles angepackt. Wo steckt noch Wachstumspotenzial? "Wir können Baustellen in allen Ortsteilen anbieten", sagt Egon Birresborn, "28 in Landscheid, vier in Burg und 18 in Niederkail." Und warum macht man nicht mit bei "Unser Dorf hat Zukunft?" "Landscheid ist zu sehr zwischen Stadt und Dorf. Wenn man nicht mehr auf alte Bauweise guckt, sondern darauf, was sich getan hat, dann hätten wir größere Chancen", meint Egon Birresborn, "Jetzt kümmern wir uns lieber um die Kindergartensanierung, den Hort, die Baugebiete und das Gewerbegebiet. Wenn dann der Haushalt konsolidiert ist, wird das Ziel sein, im Dorfkern attraktiven Wohnraum zu schaffen." Viele Infos rund um die Mehrortsgemeinde gibt es unter: www.landscheid.de. Liebe Leserinnen und Leser. Wie könnte die Mehrortsgemeinde Landscheid im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Vision zur Zukunft der Orte in maximal 30 Zeilen mit jeweils 33 Anschlägen bis Dienstag, 31. Mai, 14 Uhr, an mosel@volksfreund.de.oder per Fax: 06571/972039.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort