Hochwasser Das vergessene Hochwasser von Niederkail

Niederkail/Salmtal · Enorme Schäden durch Unwetter mit Starkregen gab es nicht nur im Eifelkreis Bitburg-Prüm, sondern auch in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land – wie erst jetzt auf TV-Anfrage bekannt gegeben wurde.

 Nicht der Rede wert? Die Presse und Öffentlichkeit wurden über das Hochwasser in Niederkail, das wie bei der Familie Dau (Foto links) viele Häuser geflutet hat, nicht unterrichtet. Dabei kann man die Flut, die mehrere Meter hoch stieg und den Feuerwehrleuten vor einem Hauseingang in Niederkail bis an die Hüfte reichte (Foto rechts) nicht gerade als unbedeutende Angelegenheit einstufen.

Nicht der Rede wert? Die Presse und Öffentlichkeit wurden über das Hochwasser in Niederkail, das wie bei der Familie Dau (Foto links) viele Häuser geflutet hat, nicht unterrichtet. Dabei kann man die Flut, die mehrere Meter hoch stieg und den Feuerwehrleuten vor einem Hauseingang in Niederkail bis an die Hüfte reichte (Foto rechts) nicht gerade als unbedeutende Angelegenheit einstufen.

Foto: Christian Moeris

In den vergangenen Wochen blickte die Region nach den örtlichen Unwettern mit Starkregen vor allem auf den dabei schwer geschädigten Eifelkreis (der TV berichtete). Doch wer hat gewusst, dass auch mehrere Orte der VG-Wittlich-Land von Überflutungen heimgesucht wurden, die Häuser und Straßen unter Wasser gesetzt haben? Diejenigen, die es wussten oder hätten wissen müssen wie die Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltungen sowie die Wehrleitung der Verbandsgemeinde Wittlich-Land behielten diese Informationen wohl lieber für sich. Denn Anfragen der Presse, ob es Hochwasserschäden gegeben habe, wurden im Großen und Ganzen mit Nein beantwortet. Konkrete Orte oder Schäden wurden der Presse auch nicht genannt.

Man hätte also davon ausgehen können, dass der Landkreis „von größeren Schäden verschont geblieben ist“, wie es die Verbandsgemeindeverwaltung am 15. Juni in ihrem Mitteilungsblatt „Das Rathaus“ postulierte. Doch dem war offensichtlich nicht so.

Niederkail „Habt ihr uns vergessen?“, fragt Tage nach der Überschwemmung seines Heimatortes Niederkail der 70-jährige Friedhelm Dau. Die ganze Welt habe über Dudeldorf und den Eifelkreis geredet, aber was in seinem Heimatort passiert sei, darüber sei  nicht berichtet worden, sagt Dau. Der 70-Jährige zeigt sich allerdings nicht minder überrascht wie der TV-Redakteur, den er in sein vom Hochwasser geschädigtes Haus eingeladen hat, als er erfährt, dass weder die Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltungen, noch die Ortsgemeinde oder Wehrleitung die Öffentlichkeit über die zerstörerische Naturkatastrophe, die Niederkail heimgesucht hat, informiert haben.  Der Niederkailer Rentner, dessen Haus bis Kniehöhe mit einer schlammigen Brühe überflutet wurde, sagt, der Kailbach habe sich in der Nacht auf Sonntag, 10. Juni, plötzlich in einen Sturzbach verwandelt. Der Pegel sei zwischen 18 Uhr und 18.30 Uhr mehrere Meter gestiegen und habe zwei Straßen und insgesamt mehr als zehn Häuser in Niederkail geflutet. Die Flut habe eine „schokoladenbraune Brühe“ in die Wohnungen der Kailbach-Anrainer in Niederkail gespült. „Die freiwilligen Feuerwehren Niederkail, Landscheid und Großlittgen leisteten großartige Hilfe und pumpten die dreckige Brühe ab“, sagt Dau. Seine Frau Margot ergänzt: „Auch die Nachbarschaftshilfe und Solidarität im Ort war super. Wir haben hier mit fünf Frauen geputzt.“

Im Flur des Hauses rotiert und dröhnt auch Tage nach der großen Flut noch eine elektrische Gebäudetrocknungsmaschine. „Ich bekomme von dem Lärm Kopfschmerzen“, sagt die Seniorin. Vor dem Haus der Familie steht ein randvoller Müllcontainer: Elektrogeräte, Kücheneinrichtung, Möbel sowie Mopeds und Ersatzteile aus dem Hobbykeller des Rentners hat das Hochwasser zerstört. „Unser Schaden liegt bei etwa 25 000 Euro“, sagt Friedhelm Dau. Da sie keine Elementarversicherung  hätten, welche die Schäden abdecke, sei ihre finanzielle Situation sehr angespannt, sagen die Daus. „Wir hoffen und bitten deshalb um Kulanz bei der Versicherung sowie um Unterstützung durch höhere Ebenen wie der Politik.“ Dau lobt hingegen VG-Bürgermeister Dennis Junk, weil er sich am Tag nach dem Hochwasser persönlich in Niederkail ein Bild von der Lage gemacht habe.

Landscheid Wie VG-Wehrleiter Stephan Christ Wochen nach den Starkregenereignissen mitteilt, habe es in der VG noch weitere gravierende Vorfälle und Einsätze gegeben. In Landscheid sei unter einer Autobahnunterführung eine Familie mit Kind von Wassermassen in ihrem Auto eingeschlossen worden. „Die haben die Autotüren nicht mehr aufbekommen und mussten von der Feuerwehr aus dem Auto befreit werden.“ Keiner der Fahrzeuginsassen sei dabei  verletzt worden.

Bruch In der Salmstraße in Bruch, erklärt Christ, sei bei Hochwasser­ereignissen der letzten Wochen ein Zeltlager mit 70 Jugendlichen evakuiert worden, da auch die Salm über die Ufer getreten sei.

Schäden Darüber hinaus seien Keller in Eisenschmitt, Burg-Salm und Salmtal vollgelaufen und leergepumpt worden. Die VG Wittlich-Land erklärte am 15. Juni in ihrem Mitteilungsblatt, dass die Feuerwehren, das THW sowie Versorgungs- und Hilfsorganisationen seit dem 27. Mai mehr als 66 Einsätze aufgrund der Unwetter abgewickelt hätten

 Hochwasser Niederkail

Hochwasser Niederkail

Foto: privat
 Das Hochwasser in Niederkail hat im Ort mehr als zehn Häuser geflutet und große Schäden angerichtet.

Das Hochwasser in Niederkail hat im Ort mehr als zehn Häuser geflutet und große Schäden angerichtet.

Foto: privat

Information Damit bliebe nur noch eine Frage unbeantwortet: Warum wurden Presse und Öffentlichkeit nicht über Ort und Umfang der Starkregenereignisse in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land informiert? Wehrleiter Christ und Bürgermeister Junk erklären, dass sie durch die hohe Einsatzahl in den Unwetter-Tagen keine Zeit für Pressearbeit gefunden hätten. Dazu muss man sagen, dass die Kommunen im Eifelkreis, die weitaus höhere Schäden erlitten haben,  die Presse und Öffentlichkeit stets über Ort und Ausmaß der Unwetterschäden auf dem Laufenden gehalten haben.

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