Die Kirche mit dem originellen Baum

MANDERSCHEID. Die Lebensbaumkirche ist drin: Als einer der wenigen Bauten des Kreises Bernkastel-Wittlich findet sie sich im Architekturführer Rheinland-Pfalz der Stiftung Baukultur wieder.

Mit der Herausgabe eines Architekturführers mit Werken von 1945 bis 2005 hat die Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz erstmals versucht, die Entwicklung der Baukunst in Rheinland-Pfalz exemplarisch zu dokumentieren. Nur wenige Bauwerke des Kreises Bernkastel-Wittlich schafften den Weg in das 400 Seiten dicke Werk. Zu ihnen gehört die 1968 erbaute Lebensbaumkirche in Manderscheid von dem Trierer Architekten Karl Peter Böhr, dem Vater von Christoph Böhr. Der Architekt sagt heute zu seinem Werk: "Das ist einer unserer Bauten, die ein ganz eigenes Format haben. Das Besondere ist die Verbindung von Taufraum und Altar und der Symbolcharakter der Krypta als Taufort und zur Meditation. Das war damals relativ neu." Auch der Architekturführer beschreibt zunächst das Besondere der Kirche. Vom Schutzpatron, dem heiligen Hubertus von Lüttich, sei äußerst selten die Rede. Der Name Lebensbaumkirche beziehe sich auf "die höchst originelle", vom Kölner Bildhauer Toni Zenz geschaffene Skulptur in Form eines Lebensbaums, die sich von der Krypta im Keller bis in die Oberkirche erstreckt und dort den Altar trägt. Dem Baum wird eine zentrale Rolle zugeschrieben. Er verbinde das hexagonale Baptisterium als Metapher für die Aufnahme in die Christenheit mit dem Tisch des geopferten Christus, um den sich die Gemeinde versammele, heißt es. Nach außen hin wird die Architektur des Gotteshauses als eher unscheinbar bezeichnet. Das schiefergedeckte Kirchendach füge sich in die Dachlandschaft des Kurortes ein. Im Innern erreiche die fächerförmige Betondecke über dem Chor ihre höchste Höhe und scheine sich über dem Lebensbaum öffnen zu wollen, heißt es in dem Architekturführer. Nur wenige Fenster, bemalt von Jakob Schwarzkopf, beleuchten den Kirchenraum Respekt vor dem Alten wird Architekt Karl Peter Böhr bescheinigt, denn den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Turm der Vorgängerkirche bezog er in sein Werk mit ein. Auch im Innern des heutigen Baus sind Teile aus der barocken Vorgängerkirche zu finden, so die Kanzel, der Amboss und der Tabernakel, die in ihrer barocken Farbigkeit und Vielgliedrigkeit einen Kontrast mit dem gekalkten Mauerwerk und dem Schieferblaugrau des Bodenbelags bilden. Die alte Kirche, bei der es sich um einen primitiven Saalbau gehandelt haben soll, wurde abgerissen. Generell steht die Kirche auf einem schwierigen Grundstück. Es ist nicht nur oval, sondern auch noch stark geneigt. Böhr wählte einen polygonalen, auf den Altar konzentrierten Grundriss. Die neue Kirche bilde mit dem mittelalterlich geprägten Marktplatz eine harmonische Einheit, heißt es abschließend in dem Architekturführer. Weitere Gebäude aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich, die im Architekturführer der Stiftung Baukultur beschrieben sind, sind das Haus Schumacher in Wittlich, der Archäologiepark in Morbach und das Haus Bouhs in Bernkastel-Kues. Karin Leydecker, Enrico Santifalle: Baustelle Heimat, Architekturführer Rheinland-Pfalz, 1945 - 2005, Herausgeberin: Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz, Verlag Schnell & Steiner, 399 Seiten, ISBN 3-7954-1759-7.

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