Essig aus dem Wein der Winzer

Ein Wein, der nach Essig schmeckt, ist scheußlich. Ein Essig, der nach Wein schmeckt, ist fein. Ich gebe zu: Guten von schlechtem Wein zu unterscheiden, fällt mir leicht, beim Essig tue ich mich da etwas schwerer.

Spitzenköche und solche, die sich dafür halten, benutzen gerne italienischen Balsamessig (Aceto balsamico). Laut Internet-Lexikon Wikipedia gewinnt man echten Balsamessig wie folgt: Traubenmost wird eingedickt, der Sirup gefiltert. Anschließend setzt man einen mindestens zehn Jahre alten Balsamessig und einen Anteil frischen Weins zur Vergärung zu. Das Erzeugnis wird in Holzfässern gelagert, dadurch erhält es seinen eigentümlichen Geschmack und seine Farbe. In unseren Supermärkten gibt es allerdings meistens die preiswertere Variante: Balsamessig als eine Mischung aus gewöhnlichem Weinessig mit eingedicktem Traubensaft, der mit Zuckercouleur braun gefärbt wurde.

Dennoch: "Aceto balsamico" ist in deutschen Küchen "in", wer mit seinen Kochkünsten prahlen will, lässt jeden wissen: "Ich hab' ja auch Balsamico-Essig verwendet."

Aufs Image kommt's halt an. Und was das angeht, liegen die deutschen Weinessige deutlich im Hintertreffen. Obwohl inzwischen auch hierzulande edle Rot- und Weißweinessige hergestellt werden, ja sogar Rebsorten-Essige vom Riesling, Bacchus, Gewürztraminer und anderen Sorten.

Inzwischen bieten auch Winzer Produkte rund um dem Wein an. Auch Weinessig. Die Kunden wird's freuen, denn wer einen guten Wein schätzt, probiert auch mal ganz gerne einen "besonderen Essig". Und: Warum soll man dieses Geschäft den Italienern überlassen?

w.simon@volksfreund.de

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