Fossilien und kleine Forscher

WITTLICH. 220 Kinder im Wald hinter Lüxem - da lässt es sich gut einen Schulvormittag verbringen. Revierförster Joachim Rodenkirch hatte sich mit sämtlichen Drittklässlern der Kreisstadt in den städtischen Forst aufgemacht.

Diesmal stand, anders als bei den Waldjugendspielen, der Wettkampfgedanke nicht im Vordergrund. Genauer gesagt: Er spielte überhaupt keine Rolle. "Die Kinder sollen mit allen Sinnen den Wald erfahren", sagte der Förster, der diesen Waldtag von langer Hand mit Eltern und Lehrern vorbereitet hat. Mehrmals hatten sich die Organisatoren im Vorfeld getroffen und waren am Samstag davor auch den Parcours gemeinsam abgegangen. Besonders fleißig hatte Monika Bohlen-Müller, Leiterin der Grundschule Bombogen, bei der Vorbereitung geholfen. Als schließlich die Busse am vereinbarten Treffpunkt in der Nähe des Lüxemer Steinbruchs ankamen, ging alles erstaunlich schnell. 220 Kinder aus allen dritten Klassen der Säubrennerstadt wurden zu gemischten Gruppen zusammengewürfelt und an die Eltern und Lehrer verteilt. Dabei spielte auch die Integration eine Rolle, denn Kinder von "Maria Grünewald" waren ebenso unterwegs wie Kinder der Wengerohrer Liesertal-Schule. Murmeltiere, Adler, Schnecken, Buchen und Eichen: Jede Gruppe trug den Namen eines Tieres oder einer Pflanze aus dem Wald. Mit ausreichend Proviant ging es auf den Parcours.An 27 Stationen durch den Wald

An 27 Stationen erfuhren die Kinder jede Menge Wissenswertes über den heimischen Wald. Alle hatten seine eigene kleine Fibel im Gepäck, in die die Erkenntnisse des Tages vor Ort eingetragen wurden. Vieles erlebten die Kinder auch im Spiel. Gleich zu Anfang hieß es "Raummeter Holz stapeln". Mit verbundenen Augen ließ sich Nadine aus Bombogen an Station drei - "Bäume wiedererkennen" - vertrauensvoll an einen Baum heranführen. Mit den Händen fühlte sie genau hin: Wie dick ist der Baum, wie ist die Struktur der Rinde, auf welcher Höhe sprießt ein kleiner Trieb? Als die Augenbinde wieder runter war, fand sie schnell "ihren" Baum wieder. Ein Stück weiter hockte Anna aus der Grundschule Friedrichstraße mit einem Plastikbecher am Bach. Dort sollten die Kinder trotz der starken Strömung - es hatte schließlich tagelang ordentlich geregnet - ein paar Tierchen aus dem Bach fischen. Manchmal gelang das, manchmal gab es an dieser Stelle des Parcours aber auch ein paar feuchte Schuhe. "Hier ging die Kugel rein", riefen die meisten Kinder fasziniert am nächsten Stand. Stefan Jungblut, ein speziell für die Umweltbildung eingestellter Forstfachmann, zeigte den Kindern eine Schwarte und ein Fell: Ersteres stammt von einem Wildschwein, das zweite von einem Fuchs. Allerdings hatten an diesem Tag auch einige junge Tierschützer ihre Bedenken wegen der erschossenen Tiere. Bei den Fossilien an der nächsten Station waren solche Bedenken überflüssig. Immerhin sind die schon Jahrmillionen tot und haben der Nachwelt nichts weiter als ein paar Hohlräume im Schiefer hinterlassen.Orden zum Abschluss

Als äußerst spannend empfand Susanne aus der Grundschule Friedrichstraße die Suche nach Fossilien: An einer Stelle im Bach ist sie schließlich fündig geworden. Zum Abschluss trafen sich fast 300 große und kleine Menschen an der Hütte am Lüxemer Steinbruch. Hier hatte der Hausmeister der Bombogener Schule stundenlang "Orden" - extra für diesen Tag - gemacht. Im offenen Feuer hatte er die Metallstempel erhitzt, mit denen er Vögel und Eulen in kleine Holzscheiben brannte. Stolz trugen 220 Eroberer des Waldes ihre Plaketten nach Hause. Der Waldtag soll, wenn es nach Rodenkirch geht, in Zukunft zu einer festen Einrichtung im Jahresablauf aller dritten Klassen werden. Die Konzeption ist schließlich für alle gemacht worden. Und damit entfällt ein großer Teil der Mühe, die die Organisatoren dieses ersten Waldtages sich gemacht haben.

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