Geschlossen, aber nicht abweisend

Bernkastel-Kues. (gkl) Mit der neuen Ausstellung "Nähe und Ferne" zeigt die Akademie Kues Bilder der saarländischen Künstlerin Stefanie Ahlbrecht. Die Exponate laden den Betrachter ein, auf Reisen zu gehen und die Atmosphäre fremder Welten zu genießen.

Auf den ersten Blick hat die Einladungskarte zur neuesten Ausstellung in der Akademie Kues mit Bildern von Stefanie Ahlbrecht etwas Abweisendes. Zu sehen ist eine Tür, die ein Gebäude verschließt, es unzugänglich macht. Doch bleibt das Auge des Betrachters an dieser Tür, sowohl auf der Karte als auch beim Original, hängen, überlegt, was sich wohl dahinter verbergen mag.Einflüsse in Tripolis, Bahrain, Libyen und Moldawien

Auch wenn beide Flügel geschlossen sind, die Farben sind einladend, wecken die Neugier auf das, was sich wohl dahinter verbergen mag. Bald kommt man zu dem Schluss, dass sich hinter diesem Eingang, hinter diesen kräftig bunten Fenstern, von denen die Türe oben begrenzt wird, nichts unfreundliches Verbergen kann. Sollte es sich lohnen, einmal die Türklinke zu bewegen, einen Blick zu wagen? Die aus Saarlouis stammende und heute in Wallerfangen lebende Ahlbrecht hat auf künstlerischem Gebiet eine bewegte Vita hinter sich gebracht. Nach Seiden- und Aquarellmalerei, mit der sie sich in ihrer Jugendzeit befasste, studierte sie in Tripolis, ließ sich vom Orient und von den Künstlern der ehemaligen Sowjetunion leiten. Auslandsaufenthalte in Bahrain, Libyen und Moldawien taten ein Übriges, damit sich in Ahlbrecht eine eigene Bildsprache festigen konnte, ein Profil sichtbar wurde. Ahlbrechts Bilder regen die Fantasie des Betrachters an, geben Einblicke in ihre vielfach orientalische Vorstellungswelt. Damit aber enden ihre Werke nicht, sie sind nicht verschlossen. Vielmehr laden sie ein, die ihnen innewohnende Atmosphäre zu genießen, sich in eine neue Welt forttragen zu lassen. Dazu verwendet Ahlbrecht sowohl die Stilmittel der Abstraktion als auch des Realismus. Niemanden würde es wundern, wenn ihre sehr naturalistischen Rosen anfangen würden zu duften, ebenso hat aber auch niemand das Problem, den heißen Wind zu empfinden, wenn er sich dem sehr abstrahierten Palmenhain der Künstlerin nähert. Die Ausstellung in der Akademie Kues ist überschrieben mit dem Thema "Nähe und Ferne". Dieser Titel trifft ins Zentrum der Exponate, die Entfernungen überwinden, räumliche Barrieren aufheben. In ihrer Laudatio lud die Kunsthistorikerin Eike Oertel-Mascioni die zahlreichen Besucher der Vernissage ein, sich durch Ahlbrechts Bilder verführen zu lassen, die Atmosphäre fremder Welten zu genießen und mit den Augen spazieren zu gehen. Dieser Einladung zu folgen, machte keine Schwierigkeiten, eher die Rückkehr in das Hier und Jetzt. Musikalisch wurde die Vernissage vom Pianisten Andreas Barten umrahmt, der es verstand, einen dezenten Klangteppich auszulegen, während die Besucher sich auf die Reise begaben. Zu sehen sind die Bilder von Stefanie Ahlbrecht noch bis zum 19. November, montags bis freitags in der Zeit von 9 Uhr bis 12 Uhr sowie von 14 Uhr bis 17 Uhr. Zusätzliche Besuchstermine können mit der Akademie Kues unter Telefon 06531/96950 vereinbart werden.

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