Glaube im Alltag

Werde ich heute zu einer Hochzeit eingeladen oder einer Party, so geht es wohl nicht wie zu Jesu Zeiten um Ehrenplätze, ich schiebe und dränge mich ein wenig durch die Schar der Gäste, die sich an ihren Sektgläsern festhalten, bis ich bei einem Bekannten oder Freund angekommen bin. Wenn ich aber selbst der Einladende oder Veranstalter bin, wird die Frage aktuell: Wen lade ich eigentlich ein, die üblichen, vertrauten Freundinnen und Freunde, Bekannten und Verwandten? Wo bleiben die Flüchtlinge von nebenan und gegenüber, das tieftraurige Unfallopfer aus meinem Lehrbetrieb oder meiner Schulklasse, die Frau aus der ersten Etage im Rollstuhl, der Familienvater mit Kleinkind, den seine Frau vorige Woche verlassen hat.

 Stephan Reimund Senge

Stephan Reimund Senge

Foto: ("m_kreis"

Unter diesen Menschen und anderen hat sich Jesus versteckt, den ich womöglich verpasse trotz meiner frommen Reden und Sprüche und Bekenntnisse und Argumente. "Der Glaube", lese ich bei Richard Rohr, "findet in den Zwischenbereichen statt, in den Unterbrechungen, dort, wo ich den Raum verlasse, in dem ich fast alles im Griff hatte ..." Nur da ereignen sich Kirche und Gemeinde. "Kommt doch auch!", lädt uns Jesus ein. "Macht mit!" "Schon toll", denke ich. Stephan Reimund Senge, Himmerod

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