Im Sattel für den guten Zweck

NEUNKIRCHEN. (urs) Dank des sonntäglichen Sonnenscheins, der auf den Regen am Samstag folgte, fand das zehnte Western- und Countryfest der Tschernobylhilfe Erbeskopfgroßen Zuspruch.

 Mit insgesamt 22 Pferden und Reitern hat sich die Gruppe von der Hermeskeiler Pferde-Pension "Römerhof" auf den Weg zum Westernfest nach Neunkirchen gemacht.Foto: Ursula Schmieder

Mit insgesamt 22 Pferden und Reitern hat sich die Gruppe von der Hermeskeiler Pferde-Pension "Römerhof" auf den Weg zum Westernfest nach Neunkirchen gemacht.Foto: Ursula Schmieder

Die Pfannen blieben am Samstag in Neunkirchen erst einmal in den Zelten. Ein Gewitter hatte das Programm nämlich derart durcheinander gewirbelt, dass der für den Nachmittag angesetzte Weitwerf-Wettbewerb buchstäblich ins Wasser fiel. Als Entschädigung sorgte am Abend "The Nickle Coin Band" für Stimmung unter den beim zehnten Western- und Countryfest der Tschernobylhilfe Erbeskopf eingetroffenen Reitern.Ledersachen plus Perlenschmuck

Zum Gelingen trugen aber nicht zuletzt die Händler und Handwerker bei, die rund um den Platz perlenbestickten Federschmuck oder selbst hergestellte Lederartikel anboten. Die "Carson City Company", ein Western-Club aus Köln, war gleich mit mehreren ihrer 30 aktiven Mitglieder angereist. "Es geht ja um den guten Zweck", erläuterte Herbert Waßmuth, Gründungsmitglied und 18 Jahre Vorsitzender des seit einem Viertel Jahrhundert bestehenden Vereins, die starke Präsenz. Die Leute von Carson City, die unter anderem die Rosebund-Indianer und ein Kinderdorf in Peru unterstützen, haben sich den wohltätigen Aspekt auf die Fahnen, oder vielmehr auf die Federn geschrieben. Waßmuth ist bereits zum vierten Mal mit seinen von Hand gefertigten Lederarbeiten in Neunkirchen dabei und sieht den Gewinn zweitrangig: "Wenn ich keinen Erlös mache, dann werde ich sowieso was spenden." Ehefrau Ilse-Marie, die "ziemlich neu im Hobby" ist und sich an ihrer ersten Weste aus Hirschleder versuchte, sieht das ähnlich. Rein vom Verkauf her würde sich das Anbieten seiner perlenbestickten Indianer- und Trapper-Artikel nicht lohnen, meinte auch "Mexican Joe", alias Josef Sieben. Doch es ginge ja um die Kinder, betonte der in eine aus einer Armee-Decke gefertigten Jacke mit Navajo-Muster gekleidete Tipi-Bewohner. Die Begünstigten des Fest-Wochenendes hatten auf jeden Fall auch bei Regen ihren Spaß. Ebenso wie die Reiter, die nach und nach in wetterbeständiger Kluft eintrafen. Viereinhalb Stunden war Klaus Gehlen mit gut 20 Gleichgesinnten von der Hermeskeiler Pferdepension Römerhof unterwegs gewesen. In Hunsrück, Eifel und Saarland hätten sie "ideale Reitbedingungen", wie Gehlen sagte. Etwa zeitgleich kam Silvia Monzel mit einer Gruppe von sechs Leuten aus Büdlicherbrück an. Wie die Hermeskeiler hatten sie auf ihrem dreistündigen Ritt noch in Dhronecken bei einem anderen Treffen Station gemacht und freuten sich nun, hier bekannte Gesichter wieder zu sehen. Das Wetter nahmen die Hunsrücker gelassen. "Letztes Jahr hat es auch geregnet", sagte Monzel lachend. Auch bei den Mitgliedern der Tschernobylhilfe war es weniger das Wetter, das für Verdruss sorgte. Hermann Bier aus Leiwen ärgerte sich eher über die ihnen zuvor nicht bekannte parallele Veranstaltung in Dhronecken. "Ich find das nicht in Ordnung - so was macht man nicht", sorgte er sich um geringere Besucherzahlen. Auch Peter Werland war verwundert: "Ich denke, das muss nicht sein - hier ist ja der Hilfegedanke im Vordergrund." Werland hat mit Anja und Kostja bereits zum fünften Mal Kinder aus der strahlenverseuchten Region in Ferien. Und es mache immer noch Spaß, wie er feststellte. Die sprachlich bedingten Einschränkungen bei der Unterhaltung seien zweitrangig: "Das sehe ich wirklich nicht als Problem." Allerdings wäre es schon von Vorteil, immer zwei Kinder in einer Familie zu Gast haben.

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