Kinder zeigen, wie Integration geht

Graach · Beim dritten Integrationsaustausch der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues haben Eltern und Mitarbeiter von Schulen und Kindergärten von ihren Erfahrungen mit Migrationskindern berichtet.

 Karneval verbindet: In der Kindergarde des Monzelfelder Karnevalvereins tanzen auch Flüchtlingskinder mit.TV-Foto: Christoph Strouvelle

Karneval verbindet: In der Kindergarde des Monzelfelder Karnevalvereins tanzen auch Flüchtlingskinder mit.TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Graach Integration von Ausländern und Flüchtlingen ist in der VG Bernkastel-Kues nach wie vor ein großes Thema. Um alle Akteure besser miteinander zu vernetzen, veranstaltet die VG regelmäßige Treffen, damit alle Mitarbeiter von einem Erfahrungsaustausch profitieren. "Wir wollen aus erster Hand erfahren, wie Integration gelingen kann und wo es Probleme gibt", sagt Leo Wächter, erster Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues. Er erwartet aus den Gesprächen Anregungen, was man auf kommunaler Ebene verbessern könne.
In diesem Jahr hat dabei die Frage im Vordergrund gestanden, inwieweit Kindertagesstätten und Grundschulen als Schlüssel zur Integration dienen. Bis in die 1990er sei Integration ein Thema der Arbeitswelt gewesen, sagt Matthias Vollet, Leiter der Volkshochschule Bernkastel-Kues, der die Veranstaltung moderiert hat. Heute bemühe man sich auch kulturell und sozial um Integration.
Zwar seien die Anfänge bei den Flüchtlingskindern nicht einfach gewesen, sagt Andrea Kolink, Leiterin der Kita Maring-Noviand. Doch seien die Kinder unbefangen auf andere zugegangen. Auch ohne am Anfang die andere Sprache zu kennen hätten diese per Augenkontakt und Mimik miteinander kommuniziert. Die Kinder konnten sich ihre Spielpartner nach Sympathie selber aussuchen. Das sei wichtig für ihr Selbstwertgefühl.
Es sei beeindruckend gewesen, zu erleben, wie sich zwischen einheimischen und ausländischen Kindern problemlos Beziehungen entwickelt hätten, sagt Nathalie Braun, Erzieherin in der Kita Maring-Noviand. Könnte sich etwas ändern im Verhältnis von Deutschen zu ausländischen Neubürgern? Klink würde sich wünschen, dass die einheimischen Eltern mehr auf die Zugezogenen zugehen. "Es läuft gut, könnte aber noch besser werden", sagt sie. Najla Handumi aus Syrien, Mutter von sieben Kindern und lebt seit vier Jahren in Deutschland. Das erste Jahr sei sehr schwer gewesen. "Alles war neu", sagt sie. Doch die Nachbarn seien sehr nett gewesen und hätten ihr geholfen. Und auch die Schule und die Kita seien sehr gut. Lina Schander aus Wehlen sagt, nach und nach seien die Kinder in die Vereine gekommen. "Die haben keine Berührungsängste", sagt sie.
Für die Lehrer sei die Herausforderung mit 14 Migrantenkindern bei 58 Schülern groß gewesen. Man habe mehrere Fächer wie Sport und Musik zusammengelegt, um Potenzial für Förderunterricht zu schaffen, sagt Christa Lörsch, Leiterin der Grundschule Wehlen. Derzeit sind es noch zehn Migrantenkinder, die alle sehr gut deutsch reden. Wie schnell die Kinder die deutsche Sprache lernten, hänge davon ab, wie die Eltern der deutschen Kultur gegenüberstehen. Über die Frage, wie man Flüchtlingskinder integrieren könne, haben sich auch die Karnevalisten der Welle Baie aus Monzelfeld Gedanken gemacht. "Wir haben aufgeschrieben, was Fastnacht ist und das ins Arabische übersetzen lassen", sagt Manfred Bach von den Welle Baie. Heute tanzen Kinder aus Afghanistan, Syrien und Bulgarien in der Mini- und in der Kindergarde, wie sich die Besucher der Veranstaltung selbst überzeugen konnten. Denn die Monzelfelder Kinder haben wie die Jungen und Mädchen der Maring-Noviander Kita und die Kinder der Grundschule Wehlen für das Rahmenprogramm der Veranstaltung gesorgt. Die Anfänge seien schwierig gewesen, sagt Bach. Man habe viele Dinge mitorganisieren müssen. Und auch Pünktlichkeit sei anfangs Thema gewesen. Doch das ist Vergangenheit. Denn die Kinder hätten viel Motivation gezeigt, die Schwierigkeiten sich inzwischen gelegt. Bach: "Die Migrationskinder gehören heute zu den pünktlichsten."
Extra: FLÜCHTLINGE IN DER VG:


Ende September waren 123 Asylbewerber in der VG Bernkastel-Kues gemeldet. Davon waren 32 jünger als 12 Jahre. Vierzehn sind zwischen zwölf und 18 Jahren alt. 38 Asylbewerber sind zwischen 19 und 30 Jahre, 37 zwischen 31 und 64 Jahren alt. Drei sind älter als 65 Jahre. In der Spitze seien es 380 Asylbewerber gewesen, sagt Leo Wächter, Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues. Die Zahl habe sich inzwischen verringert, weil einige anerkannt worden seien. Andere seien aus der VG weggezogen oder ausgewiesen worden.

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