Mandolinenspieler ohne Müßiggang

Jede Woche greifen 23 Frauen und Männer in die Saiten: Wenn sich das Mandolinen-Orchester 1926 Enkirch zu seinen Proben versammelt, darf Hugo Georg nicht fehlen. Er ist der Senior im Verein und beherrscht auch noch mit 88 Jahren meisterhaft sein Instrument. Als Zehnjähriger lernte er die Mandoline kennen und lieben.

 Mandolinenspieler ohne Müßiggang: Der 88-jährige Hugo Georg gehört seit 75 Jahren dem Verein an, und am kommenden Sonntag wird er selbstverständlich auch beim großen Konzert in der evangelischen Kirche in Enkirch mitspielen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Mandolinenspieler ohne Müßiggang: Der 88-jährige Hugo Georg gehört seit 75 Jahren dem Verein an, und am kommenden Sonntag wird er selbstverständlich auch beim großen Konzert in der evangelischen Kirche in Enkirch mitspielen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

 Mandolinenspieler ohne Müßiggang: Der 88-jährige Hugo Georg gehört seit 75 Jahren dem Verein an, und am kommenden Sonntag wird er selbstverständlich auch beim großen Konzert in der evangelischen Kirche in Enkirch mitspielen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Mandolinenspieler ohne Müßiggang: Der 88-jährige Hugo Georg gehört seit 75 Jahren dem Verein an, und am kommenden Sonntag wird er selbstverständlich auch beim großen Konzert in der evangelischen Kirche in Enkirch mitspielen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Enkirch. (GKB) 1933 bekommt Hugo Georg Unterricht bei Karl Kettermann sen. in Enkirch. "Für Mädchen war das damals verpönt", weiß der vitale Herr. Zehn gleichaltrige Jungens gehören zur Gruppe, und die Übungsstunden werden reihum in den Wohnstuben abgehalten. Vier Kinder, dar unter auch der 2007 verstorbene Ewald Schütz, schaffen es, in den Mandolinen-Verein aufgenommen zu werden, doch zunächst unterbricht der Krieg ihre musikalische Laufbahn.

Den jungen Enkircher verschlagen die Kriegswirren nach Russland, wo er auf einen Koblenzer trifft, der ein Banjo besitzt. "Das wird genauso wie die Mandoline gespielt", berichtet Georg, und für 60 eisern gesparte Zigaretten kauft er das Instrument. Doch bei einem Stellungswechsel geht das Banjo verloren. Am 6. Mai 1945 gerät Georg in russische Gefangenschaft und landet im Lager Tschernikowka im Ural. Dort trifft er Oberfeldwebel Max Spielmann, der einen Spieler für die einzige Mandoline in seinem kleinen Lager-Orchester sucht. Der Enkircher freut sich, dass er endlich wieder musizieren kann, und das Orchester wächst. "Alle Berufe waren vertreten, wir hatten Schreiner und Musiker und nach und nach wurden Gitarren, Mandolinen, Bassgeigen und andere Instrument angefertigt", erzählt der rüstige Senior. Jeden Sonntag gibt es in dem Lager mit seinen 2500 Menschen ein Konzert. "Da kamen auch russische Zivilisten und hörten uns zu", erinnert sich Georg, der mit seinen Kameraden sogar am Tag der Oktoberrevolution 1948 vor der Landesregierung von Baschkirien aufspielt. "Kapellmeister Spielmann hat nächtelang Noten geschrieben und komponiert", sagt er und holt aus seiner Aktentasche einige der in Kriegstagen fein säuberlich auf braunen Zementsäcken niedergeschriebenen Kompositionen hervor. Zu seinem 26. Geburtstag am 14. Januar 1947 gibt es eine besondere Überraschung: Max Spielmann komponiert für ihn den Marsch "Manegenzauber".

Als nach dem Krieg das Mandolinen-Orchester in Enkirch wiedergegründet wird, ist auch Hugo Georg zurück in der Heimat, und mehr als 20 Jahre bildet er Jugendliche im Mandolinen-Spiel aus. "Hugo ist die Stütze des Vereins und 75 Jahre aktiv tätig, das finde ich ganz toll", bemerkt sein Mitspieler Dieter Bautz respektvoll. Müßiggang kennt der Mandolinenspieler auch mit 88 nicht; Hugo Georg freut sich auf seinen Auftritt beim großen Konzert am kommenden Sonntag, das um 18 Uhr in der evangelischen Kirche von Enkirch beginnt.

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