Meist kein einmaliger Ausrutscher

Rechtzeitig reagieren - das gilt auch für die Polizei, wenn es in Familien und Beziehungen zu Gewalt kommt. Wie die Beamten reagieren sollten um den Opfern von häuslicher Gewalt zu helfen, lernten angehende Polizisten in einer Schulung an der Landespolizeischule am Flughafen Hahn.

Lautzenhausen. (red) Seit dem Jahr 2003 wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Landes Rheinland-Pfalz das Deliktsfeld "Gewalt in engen sozialen Beziehungen" erfasst.Seitdem werden jährlich zwischen 7844 (im Jahr 2003) bis 8481 (im Jahr 2006) Fälle von häuslicher Gewalt registriert. Dies macht einen Anteil von etwa 2,7 bis 2,8 Prozent am gesamten Kriminalitätsaufkommen in Rheinland-Pfalz aus.Hinter diesen nüchternen Zahlen verbirgt sich aber ein Kriminalitätsphänomen, was sich nicht mehr nur mit solchen Begriffen wie "ruhestörender Lärm", "Möbelrücken" oder "Familienstreitigkeiten" abtun lässt. Es verbergen sich dahinter zwischenmenschliche Schicksale und Verstrickungen, aus denen die Betroffenen allein nicht mehr herausfinden.Dies erfuhren im Rahmen eines Seminars im Tagungszentrum der Landespolizeischule Hahn-Flughafen die Studierenden des 29. Studienganges in ihrem Abschlussstudium. Die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung - Fachbereich Polizei - bereitete hiermit die künftigen Polizeikommissare praxisorientiert auf ihre im polizeilichen Einzeldienst wahrzunehmenden Aufgaben in diesem sensiblen Kriminalitätsbereich vor.Hilfe leisten, schützen und ermitteln

Für dieses Ein-Tages-Seminar konnten Referentinnen und Referenten der Staatsanwaltschaft Landau sowie der Polizei Landau und Haßloch, eines Frauenhauses und von den Interventionsstellen Mainz und Landau gewonnen werden.Ganz deutlich war zu Ende des Seminar festzustellen, dass häufig die "Gewalt in engen sozialen Beziehungen" kein einmaliger Ausrutscher ist, es nicht bei einem einmaligen Vorfall bleibt, sondern häufig eine Gewaltspirale in Gang gesetzt wird, die sich immer weiter drehen wird, wenn nicht seitens der Polizei und der Interventionsstellen rechtzeitig und richtig reagiert wird.Damit die Wohnung und eine enge soziale Beziehung kein rechtsfreier Raum wird, gilt für die Polizei die Leitlinie: "Hilfe leisten, schützen und ermitteln, statt nur zu schlichten!"In enger Kooperation mit den Interventionsstellen - die die Opfer von häuslicher Gewalt gezielt beraten, sie informieren und unterstützen, wie bei der Antragstellung nach dem Gewaltschutzgesetz und im Umgang mit den Behörden - wird Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Damit soll eine Stabilisierung und Ermutigung des Opfers bei der Bemühung um eine Durchbrechung der Gewaltspirale erreicht werden.Von den Referentinnen und Referenten wurde den Studierenden deutlich vor Augen geführt, dass ihnen die "Gewalt in engen sozialen Beziehungen" im täglichen Dienst in Form von Ruhestörungen bis hin zum Tötungsdelikt begegnen kann und sie sich bei scheinbar ganz alltäglichen Einsatzlagen darauf einstellen müssen, jederzeit mit diesem Kriminalitätsbereich konfrontiert zu werden.Daher bot die "FHöV-FB Polizei" den Studierenden mit diesem Seminar die Möglichkeit, diese Thematik von mehreren Seiten im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung zu beleuchten, um sich so gezielt auf ihre kommenden Aufgaben vorzubereiten.

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