Mit Tempo 40 talwärts sausen
ERBESKOPF. Faustdicke Überraschung in der Sitzung des Zweckverbands Erbeskopf: Dem Gremium wurden die Pläne von Investoren präsentiert, die auf der Skipiste eine Sommer-Rodelbahn bauen wollen. Nach TV-Informationen beträgt die Investitionssumme eine halbe Million Euro.
Die Investoren sind im Hunsrück nicht unbekannt: das Ehepaar Christa und Herbert Züscher aus Gräfendhron. Der Ehemann, bekannt als Ortsbürgermeister von Gräfendhron, stellte am Dienstagabend der Öffentlichkeit in der Sitzung des Zweckverbands Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte Erbeskopf sein Projekt vor: Die Strecke auf der Skipiste soll 1356 Meter lang werden, 609 Meter davon geht‘s in der Liftspur bergauf. Züscher wies auf das Besondere der innovativen Gleitschienenbahn hin: "Dadurch, dass die bestehende Infrastruktur genutzt wird, ist sie völlig naturnah. Es sind keine Eingriffe in die Landschaft notwendig." Der Clou der Anlage: Die einzelnen Bobs werden mit Schleppgehängen hochtransportiert. Dazu wird der vorhandene Lift genutzt. Talwärts geht's in Serpentinen, die teilweise in den Wald hineinragen. Die Einzelbobs laufen auf Alu-Rohren, die mit Bodenplatten und ein Meter langen Erdankern im Boden befestigt werden. Betonierarbeiten entfallen laut Züscher völlig. Das Gefälle auf der Strecke beträgt bis zu 17 Prozent. Maximal geht's mit 40 Stundenkilometern talwärts. Doch die Geschwindigkeit können die Rodler mit einem Hebel selbst steuern. Für zusätzliche Sicherheit sorgen Gurte. Ebenfalls ein großer Pluspunkt: Das Stecksystem ist innerhalb von einem Tag abgebaut. Der Aufbau benötigt drei Tage. Beim ersten Mal geht es nicht so schnell: Die Gesamt-Installation dauert neun Wochen. Am Erbeskopf gebe es "ideale Voraussetzungen" für die Errichtung einer solchen Bahn, betonte Helmut Lindenthaler aus dem Salzburger Land, der den Prototyp der Rodelbahn in seinem Heimatort Abtenau mitentwickelt hat. Denn die Infrastruktur inklusive Parkplätze und Skilift ist vorhanden. Der Investor müsse nur noch die Bahn hinstellen. Mit dem Zweckverband soll es allerdings noch eine Vereinbarung über die Nutzung des Lifts geben. Atemberaubend ist nicht nur das Tempo auf der Piste. Auch die Züschers agieren im Sauseschritt. Auf einer Messe in Innsbruck hatten sie das System zum ersten Mal gesehen. Am vergangenen Freitag wurde die Sommerrodelbahn Erbeskopf GmbH und Co KG Züscher gegründet. Und wenn die Behörden grünes Licht geben, kann am 25. Juli mit dem Aufbau begonnen werden. Geplanter Eröffnungstermin ist der 17. September. Die Gespräche mit den Behörden sind laut Verbandsvorsteher Hans-Dieter Dellwo weit gediehen. Positive Signale gibt's vom Forst, auch wenn die offizielle Zustimmung noch aussteht. Grünes Licht benötigen die Investoren auch von der Landespflege. Der landespflegerische Begleitplan sei ebenfalls fertig und werde, so Züscher, "in diesen Tagen die Kreisverwaltung erreichen". Positive Signale gab‘s im übrigen bereits von der Landrätin. Der Landkreis ist beim Zweckverband mit 25 Prozent beteiligt."Glücksfall hoch drei"
"Wir sind hier angetreten, um eine Ganzjahresnutzung am Erbeskopf zu realisieren", machte Zweckverbandsvorsteher Hans-Dieter Dellwo im Gremium die Tragweite des Projekts deutlich. Bei den Mitgliedern herrschte eitel Freude. "Die jahrzehntelange Arbeit in schönen und in schwierigen Jahren hat dazu geführt, dass die Entwicklung hier vorangeht", freute sich Gereon Haumann aus Horath. Man komme jetzt einen "Riesenschritt voran". "Lob, Anerkennung und Respekt" zollte Franz-Josef Gasper, Ortsbürgermeister in Thalfang, den Investoren. Das Projekt strahle in die gesamte Region aus. Als "Glücksfall hoch drei" bezeichnete Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes das Projekt. Bei so so viel Euphorie sattelte Bettina Brück (Thalfang) noch einen Wunsch drauf: "Vielleicht findet sich jetzt auch noch ein Privatinvestor, der am Erbeskopf noch ein schönes Hotel hinbaut." Das Vorhaben wurde einstimmig befürwortet.