Nach Rauswurf wird jetzt verbal gekeilt

Bernkastel-Kues · Wurde ein der Untreue verdächtigter Angestellter der Bernkastel-Kueser Verwaltung zu Unrecht gefeuert? Ja, sagt seine Anwältin Margit Bastgen und erhebt nun ihrerseits schwere Vorwürfe gegen Bürgermeister Ulf Hangert. Der CDU-Mann wehrt sich.

Bernkastel-Kues. Mehr als vier Jahrzehnte lang arbeitete ein 58-jähriger Familienvater aus der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues für die Verwaltung, ehe er im Herbst fristlos gefeuert wurde. Der Vorwurf wiegt schwer: Der bis dato völlig unbescholtene Mann soll sich aus der Gemeindekasse bedient haben. Allein im vergangenen Jahr soll der Angestellte über 11 000 Euro ergaunert haben.
"Schlampig recherchiert"


Möglich, dass es insgesamt noch ein paar Tausend Euro mehr waren, sagen Insider. Vorwürfe, die der geschasste Mitarbeiter nach Angaben seiner Anwältin Margit Bastgen strikt zurückweist.
Die Trierer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 58-Jährigen wegen Untreue in einem besonders schweren Fall. Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts Jürgen Brauer soll der für die Kasse zuständige Beschuldigte unberechtigt Rückbuchungen gemacht haben, das Geld aber nicht zurückgezahlt, sondern in die eigene Tasche gesteckt haben. Ob dem wirklich so war, prüft jetzt die Wittlicher Kriminalpolizei. Wie lange das dauern wird, ist noch offen.
Fest steht dagegen, dass die Bernkastel-Kueser Ordnungsamtskasse zumindest bis Ende vergangenen Jahres häufig gut gefüllt war - mit Bargeld. Der Grund: Parkplatzmieter oder Gaststättenbetreiber wurden nach Angaben von Betroffenen aufgefordert, das Geld bar einzuzahlen, statt es zu überweisen. Ähnlich unkonventionell wurde laut Rechtsanwältin Bastgen gebucht. "Einmal in der Woche wurde en bloc abgerechnet; Einzelbuchungen von Zahlungen oder Namen der Einzahler lassen sich nirgends finden."
Die Anwältin erhebt auch schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Chef ihres Mandanten, Verbandsbürgermeister Ulf Hangert. Der Bürgermeister habe schlampig recherchiert und eine ganze Reihe möglicher anderer Täter einfach ausgeblendet. "Warum ordnete Hangert keine Videoüberwachung an", fragt Bastgen, "warum markierte er nicht die Geldscheine in der Kasse?"
"Verdrehungen, Unwahrheiten"


"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt Hangert, der sich nach eigenen Angaben sicher ist, mit dem langjährigen Angestellten den Verantwortlichen für das finanzielle Loch in der Gemeindekasse gefunden zu haben. "Er war es, der Sachverhalt ist eindeutig", sagte der Behördenleiter am Dienstagnachmittag unserer Zeitung.
Die Attacken der Rechtsanwältin bezeichnet Hangert als "abstrus und aus der Luft gegriffen: eine Mischung aus Verdrehungen und Unwahrheiten".
Mit den Hintergründen der fristlosen Kündigung wird sich heute in drei Wochen auch eine Kammer am Amtsgericht Bernkastel-Kues befassen. Der geschasste Verwaltungsangestellte hat gegen den Rauswurf geklagt, ein Vergleich mit seinem Arbeitgeber war Ende November gescheitert.

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